Studie „beweist“: In Wuppertal werden die wenigsten Räder geklaut
In dem Artikel wird berichtet, dass in keiner anderen deutschen Stadt so wenige Drahtesel geklaut werden wie in der Schwebebahnstadt. Die „Welt“ empfiehlt: „Parken Sie Ihr Fahrrad lieber mal in Wuppertal“.
Damit so eine Erhebung ein Mindestmaß an Substanz hat, müsste man die Zahl der gestohlenen Räder mit dem gesamten Fahrradbestand in der Stadt ins Verhältnis setzen. Da aber nirgendwo eine Aufstellung darüber existiert, wieviele Fahrräder es in einer bestimmten Kommune gibt, haben die Statistik-Experten von „Geld.de“ einfach eine Relation zwischen der Zahl der Fahrraddiebstähle und der Gesamtbevölkerung hergestellt.
Und siehe da: In Wuppertal „werden 88 Prozent weniger Fahrräder geklaut als in den anderen untersuchten Städten. 2011 kamen auf 100.000 Einwohner gerechnet 79 Diebstähle.“ In Münster dagegen scheint es eine regelrechte Drahtesel-Mafia zu geben: „Auf 100.000 Einwohner kamen 2011 rund 1800 gestohlene Fahrräder.“
Auf die Idee, dass in einer topfebenen Studentenstadt wie Münster pro 100.000 Einwohner auch viel mehr Fahrräder gekauft werden als im bergigen Wuppertal (und daher auch viel mehr Räder entwendet werden), sind die Qualitätsjournalisten der „Welt“ offenbar nicht gekommen.
Da die Macher der Studie aber vermutlich ohnehin vor allem das Ziel hatten, ihr Versicherungsportal in die Medien zu bringen, dürfte zumindest deren Rechnung aufgegangen sein.
>> Zum Beitrag auf Welt.de: „Parken Sie Ihr Fahrrad lieber mal in Wuppertal“
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Foto: Jens Goetzke / pixelio.de
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1. In Münster gibt es wirklich eine Fahrrad“mafia“.
2. Deine Behauptungen entbehren aber genau so objektiven Grundlagen und beruhen auf Schätzungen und Einschätzungen statt auf Zahlen und Fakten wie der beklagte Artikel.
Wo also ist hier die moralische Instanz? Allein auf der fehlenden Werbeeinnahme?
*Hihi, wir bedanken uns herzlich für die zusätzlichen Klicks auf „Geld.de“, die Sie uns mit Ihrer Verlinkung beschert haben. Sollten Sie mal eine Versicherung brauchen – wir könnten Ihnen da was anbieten. – Mann, Mann, Mann …*
Dass bei solchen Berechnungen das Milchmädchen ran darf, ist eher der Normalfall. Die Ausnahme ist, dass es mal jemanden auffällt.
Beispiel: Die Münchner Polizei schlug im Frühjahr 2011 Alarm, weil die Zahl der Radunfälle zwischen Januar und April gegenüber dem Vorjahr um 30% angestiegen war. Verkehrspolizeichef, Polizeipräsident und die Bürgermeister zeigten sich bestürzt ob der mangelnden „Fahrradkultur“ in der Stadt, groß angelegte Überwachungs- und Aufklärungskampagnen wurden gestartet.
(http://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen/verkehrskultur-fuer-muenchner-radfahrer-suender-im-sattel-1.1108530)
Was keinem der Herren vom Amt aufgefallen war: Der Winter 2010 war einer mit Schneechaos und lang anhaltenden Kälteperioden, 2011 dagegen war ungewöhnlich mild gewesen ud hatte milde Temperaturen, wenig Niederschlag und kaum schneebedeckte Strassen gehabt (20/120 Tagen mit Schneedecke gegenüber 60/120 in 2010).
Es waren bei Trockenheit und milden Temperaturen einfach viel mehr Radfahrer unterwegs gewesen.
Das ist nicht ganz korrekt. Laut der Münsteraner Fahrrad-Studie von 2010 gibt es in Münster ca. 400.000 bis 500.000 Räder – also pro Einwohner (280.000) ca. 1,6 Räder.