Neue Fahrgastzahlen: kein Fördergeld für die Seilbahn trotz Dementi der WSW
Die der Bürgerinitiative Seilbahnfreies Wuppertal vorliegenden Fahrgastzahlen zeigen eindeutig und für jeden nachprüfbar: Die in Gutachten angegebenen Fahrgastzahlen sind viel zu hoch angesetzt und verdoppeln künstlich die tatsächliche jetzige ÖPNV-Nachfrage. Die Seilbahn ist damit nicht förderfähig und ein Einstieg ins Planfeststellungsverfahren reine Geldverschwendung.
Seit dreieinhalb Jahren bemüht sich die Bürgerinitiative Seilbahnfreies Wuppertal um eine Veröffentlichung der Fahrgastzahlen. Die WSW verweisen auf das Betriebsgeheimnis und über drei Dutzend Anfragen an das Oberbürgermeisterbüro blieben sämtlich in der Sache unbeantwortet. Dabei ist die Frage so simpel wie einleuchtend: Wie viele Fahrgäste benutzen den ÖPNV zwischen Hauptbahnhof und Küllenhahn? Denn mit der Seilbahn sollen angeblich über 18.000 Fahrgäste fahren. Davon würden 20% neue Fahrgäste sein, so die Nutzen-Kosten-Untersuchung.
Die der Bürgerinitiative Seilbahnfreies Wuppertal zur Verfügung gestellten Fahrgastzahlen zeigen nun, dass auf den gesamten Südhöhen auf bis zu acht Linien weniger als 15.000 Fahrgäste fahren – der Fachausdruck hier ist maximale Querschnittsbelastung. Hierunter fallen damit auch alle Fahrgäste, die an der Neckarstraße, an der Blanckstraße, am Friedenhain, in der Ravensberger Straße oder im Johannistal ein- oder aussteigen – Fahrgäste also, die die Seilbahn nicht direkt bzw. nur über Umwege nutzen können. Übrig bleiben die knapp 6500 Fahrgäste von und zur Universität am Tag, die von der PGV Köln im Auftrag der WSW tatsächlich gemessen wurden. Wie hieraus über 18.000 Fahrgäste werden sollen, kommt einem gutachterlichen Wunder gleich, das durch Zurückhalten der realen Fahrgastzahlen bis nach dem Bürgerentscheid gar nicht erst ans Tageslicht kommen sollte.
Eine Seilbahn mag ein spannendes Projekt und für die Universität ein Alleinstellungsmerkmal sein. Bei dem geplanten Projekt geht es allerdings um ein ÖPNV-Projekt, das als solches bewertet werden muss und nur als solches bewertet werden darf. Dies schreiben Gesetze und Verfahren zwingend vor. Durch die nun vorliegenden Fahrgastzahlen kann eine Förderfähigkeit für dieses ÖPNV-Projekt gar nicht mehr festgestellt werden.
Anstatt in ein 10 Millionen Euro teures Planfeststellungsverfahren für ein Projekt einzusteigen, für das es am Ende keine Fördergelder geben kann, können die Wuppertaler Bürger dem Projekt nun aktiv den Geldhahn abdrehen und damit Ihr eigenes Geld vor einer sinnlosen Verschwendung retten. „Nein“ zur Seilbahn ist hier die bessere Wahl.
Daraufhin verfasste die Wuppertaler Stadtwerke eine Pressemitteilung am 30.04.2019:
Fahrgastzahlen der Seilbahn-Gegner basieren auf falscher Datengrundlage
Die Initiative Seilbahnfreies Wuppertal hat in einer Presseerklärung die Förderfähigkeit des Seilbahn-Projekts in Zweifel gezogen. Die Bürgerinitiative behauptet, die in dem von den WSW beauftragten Gutachten genannten Fahrgastzahlen für die Seilbahn seien zu hoch.
Dazu erklärt Sabine Schnake, Projektleiterin bei den WSW: „Die vom Verein Seilbahnfreies Wuppertal veröffentlichten ‚neuen Zahlen‘ zur Nutzung der Seilbahn sind falsch. Damit ist auch die Behauptung wahrheitswidrig, die Seilbahn sei nicht förderfähig. Die im Gutachten angenommenen Fahrgastzahlen sind unter Einbindung beauftragter Ingenieurbüros berechnet und von verschiedenen Seiten geprüft und verifiziert worden. Die von der Bürgerinitiative benutzten VRR-Daten dagegen beruhen auf einer zur Berechnung ungeeigneten Grundlage: Sie werden in vier jeweils dreiwöchigen Zählperioden erhoben und können nur mit Hilfe von spezialisierten Ingenieurbüros auf das Jahr hochgerechnet werden. Die Rohdaten stellen nur eine Teilmenge der Fahrgäste dar. So werden beispielsweise Kunden mit NRW-Tickets und City-Tickets der Bahn nicht berücksichtigt. Ein externer Gutachter kann diese Hochrechnung nur seriös vornehmen, wenn er auch das gesamte Fahrtenangebot incl. Fahrzeuggröße in den jeweiligen Zählschichten und die im VRR-System hinterlegten Hochrechnungsfaktoren kennt. Darüber hinaus sind die Daten der Stadtwerke Remscheid auf der Linie 615 nicht enthalten. Zusammengefasst sind die dem VRR vorliegenden Zahlen nicht geeignet, um qualifiziert Rückschlüsse auf die Fahrgastzahlen zu ziehen.“
Zur Richtigstellung veröffentlichte die Bürgerinitiative Seilbahnfreies Wuppertal folgende Pressemitteilung:
WSW liegen falsch
Deren eigene Fahrgastzahlenerhebung zeigt: 15.000 Fahrgäste auf den Südhöhen, Seilbahn aber soll alleine über 18.000 Fahrgäste jeden Tag transportieren.
Die WSW liegen falsch, wenn sie behaupten, dass der Verein Seilbahnfreies Wuppertal e.V. “wahrheitswidrige” Zahlen verwendet. Die Datengrundlage sind die von den WSW selbst ermittelten Fahrgastzahlen aus den automatisierten Zählgeräten sowie zusätzlichen Handzählungen. Diese Fahrgastzahlen sind uns durch einen Leak von den WSW zugespielt worden.
Ein WSW-Mitarbeiter bestätigte heute sogar gegenüber dem Oberbürgermeisterbüro die so ermittelten Zahlen als die „tatsächlichen Fahrgastzahlen“. Und diese von den WSW selbst ermittelten Fahrgastzahlen zeigen: auf den gesamten Südhöhen bis Hahnerberg fahren auf den bis zu acht Linien weniger als 15.000 Fahrgäste am Tag, sogar mit der Linie 615. Alleine in der Seilbahn sollen es laut Gutachten aber über 18.000 Fahrgäste sein, dabei fahren – durch ein Ingenieurbüro im Auftrag der WSW ermittelt – nur 6500 Fahrgäste von und zur Uni.
Nun ist es an der Zeit von Seiten der Stadt und der Wuppertaler Stadtwerke alle Fakten auf den Tisch zu legen. Denn neben den augenscheinlich verdoppelten Fahrgastzahlen sind mutmaßlich auch Reisezeiten falsch in die Nutzen-Kosten-Analyse eingeflossen.
Weiter mit:
Herr Freising, vielen Dank für Ihr Feedback. Sie haben wichtige Unterschiede schon genannt. Der Eigenanteil für ein städtisches Unternehmen lag bei der Nordbahntrasse nicht bei 25 Millionen €. Ich ergänze noch eines: der halbe Radverkehr ist nicht durch den Bau der Nordbahntrasse „gestrichen“ worden in der Elberfelder Nordstadt. Aber beim hier diskutierten ÖPNV-Projekt wird der halbe ÖPNV gestrichen. Das ist deutschlandweit einmalig.
Die Geschichte hinter der Überschrift hätte klarer herausgearbeitet werden sollen, da haben Sie Recht. Wenn die Förderfähigkeit nicht gegeben ist, dann kann es auch keine Fördergelder geben. Das sagen nicht wir, sondern das hat am letzten Donnerstag Herr Wille vom Verkehrsministerium gesagt. Die Förderfähigkeit wird über ein Berechnungsverfahren ermittelt. Halbieren sich die Fahrgastzahlen oder halbieren sich die Reisezeiteinsparungen, so ist die Förderfähigkeit dahin.
In so ziemlich allen anderen ÖPNV-Projekten werden die wichtigen Eingangsparameter veröffentlicht und den Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung gestellt. Nur in Wuppertal sind weder Fahrgastzahlen noch Reisezeiten veröffentlicht worden. Das Risiko ist sehr, sehr hoch, dass es keine Fördergelder geben kann, nur kann das kein Wuppertaler und keine Wuppertalerin mit Zahlen vom Vorhabenträger nachvollziehen.
Etwas aufwändiger verpackt sind das die gleichen platten Argumente wie beim Bau der Nordbahntrasse:
„Ein Radweg für 15 Millionen ist sinnlose Verschwendung.“
„Wuppertal kann besseres mit SEINEM Geld anfangen.“
(Die NBT ist zu 90 % von Land+EU und zu 10 % aus Spenden finanziert.)
Die Überschrift „Kein Fördergeld für die Seilbahn“ ist völlig irreführend. Die Förderfähigkeit stellt doch nicht die Bürgerinitiative fest, sondern der Landesrechnungshof.
Zum Glück haben die Wuppertaler nicht über die Trasse abgestimmt.
Hallo,
ihre Meinung zur Seilbahn: geschenkt.
Aber ich gebe Ihnen einen rhetorischen Tipp: Sie scheinen sehr stolz auf ihren Text zu sein, weil sie ihn mehrfach verbreiten. Allerdings kommt
Fäkalsprache für den Leser allgemein sehr unangenehm rüber, weil man das in erster Linie dann mit ihnen assoziiert. Wenn Sie für Ihr Anliegen Sympathien gewinnen wollen, würde ich darauf verzichten.
Das sehe ich genauso. Ich gebe hier mal zu bedenken, das gegen Ende des 19. Jahrhúnderts so etwas wie wir heute sagen, ein „Shitstorm“ gegen den Bau dieses Eisenmonsters, genannt Schwebebahn, anlief. Und trotzdem wurde dieses Eisenmonstrum gebaut.
Vielleicht weil hier nicht die Bürgerinnen und Bürger nach ihrer Meinung gefragt wurden, sondern weil die Stadtväter von Barmen, Elberfeld und Vohwinkel das so wollten und das Ding durchgezogen haben.
Kann sich heute auch nur ein Wuppertaler vorstellen, das es unsere Schwebebahn nicht gibt? Nur weil damals schon die Stadt voll war von NEIN-Sagern, Nörglern und Bedenkenträger?
Ich jedenfalls wähle Prp Seilbahn. Schon allein weil der gesamte Auftritt vom Verein „Seilbahnfreies Wuppertal“ einer einzigen Hetzkampange gleich kommt.
Ich sage sogar mit aller Deutlichkeit, sollten dafür die KW/h irgendwann mal um einen oder zwei Cent teurer werden, ich mach was Braunes drauf!
Warum nicht wie damals ein gewagtes Projekt in Wuppertal wagen, für das uns in ein paar Jahren vielleicht jeder beneidet und welches sogar ökologisch als auch ökonomisch Sinn ergibt?
Wie singt der Wuppertaler Volksmund? „Komm komm komm mein Schatz, nimm an meiner Seite Platz, mit der elekt’schen Bergbahn, fahren wir nach Küllenhahn. Und dann steigen wir aus- und wandern ins Grüne hinaus“!
Und wem gehören die WSW? Und wer ist NRW?
Meine Antwort: Uns gehören die WSW und wir sind NRW.
Daraus schließe ich: Wir zahlen.
„… können die Wuppertaler Bürger dem Projekt nun aktiv den Geldhahn abdrehen und damit Ihr eigenes Geld vor einer sinnlosen Verschwendung retten…“
Das ist Nonsens.
Wer entscheidet über die Freigabe von NRW-Fördermitteln (=75%)?
NRW. Wuppertal stellt einen Förderantrag, und der wird von NRW geprüft.
Wer entscheidet über die Verwendung von WSW-Geldern (=25%)?
Die WSW. Die WSW machen eine Wirtschaftlichkeitsstudie und entscheiden, ob sich das Projekt lohnt.
Worüber entscheiden die Bürger?
Ob sie eine Seilbahn wollen oder nicht. Denn gegen den Willen der Bürger soll die Seilbahn nicht gebaut werden.
Weder die Bürger noch der Verein können ihr Geld „retten“. Das Geld der Bürger (= Wuppertaler Haushalt) wird nicht mal verwendet. Das Geld kann auch nicht in Schulen oder Straßen oder wünschdirwas fließen.
Das Fördergeld geht einfach vermehrt in die Großprojekte anderer Städte, die einen Förderantrag gestellt haben. Und die eiern nicht 5 Jahre rum und fragen 2x ihre Bürger. Die entscheiden das im Rat und verbauen das Geld.
Und Wuppertal spart dafür, wenn es mit „Nein“ stimmt.