23.05.2010Georg Sander
Wirbel um „Twitter-Verbot“ für das Von der Heydt – Museum
Die Mitteilung des Von der Heydt – Museums im populären Internet-Dienst Twitter las sich einigermaßen dramatisch:
Da uns die dienstliche Nutzung von Twitter nicht mehr erlaubt ist, müssen wir uns leider verabschieden. Herzlichen Dank an unsere Follower!
Von einem Follower nach den Gründen befragt, teilte das Museum mit, die Nutzung könnte Risiken bergen und Folgekosten mit sich bringen. Außerdem sei man „ein städtisches Institut“. Der letzte Satz legte die Vermutung nahe, es gebe ein verwaltungsinternes „Twitterverbot“.
Die Reaktionen der Twitter-Gemeinde reichten von Bedauern über Unverständnis bis zu Empörung. Einige Beispiele:
„AndreasPraefcke: Das ist die bisher lächerlichste aller lächerlichen Dummheiten der Wuppertaler Stadtverwaltung. “
„schubladenschaf: Schade, dass oft einfach nur die Nachteile gesehen werden und so euer Motivation & Eifer unterdrückt wird….“
„AChristofori: Vielleicht sollten wir einfach die Stadttore und den berittenen Boten wieder einführen. Ade Zukunft – back to the past!“
„polakueche: Das ist schade @Heydt_Museum und zugleich schwach von euren übergeordneten Stellen. Eine Informationsquelle weniger“
Einen Tag später gab es dann doch wieder ein Lebenszeichen des Museums bei Twitter:
WICHTIG: Bei der Meldung, Twitter nicht mehr nutzen zu dürfen, handelte es sich um ein MISSVERSTÄNDNIS unsererseits!!!
Erleichterung bei den Followern des Museums:
„blogschau: 15 Stunden später darf das @Heydt_Museum doch weitertwittern. War das eine städtisch geplante virale Netzkampagne?“
„MeikeNordmeyer: Das ist eine gute Nachricht. Natürlich bleibe ich als Followerin. Na, das war ja ein Intermezzo!“
Was genau passiert war, beschreibt die städtische Pressesprecherin Martina Eckermann so:
Unser engagierter Datenschutzbeauftragter hat vor einigen Tagen im städtischen Intranet auf die Gefahr hingewiesen, dass bei der Nutzung von vielen externen IT-Diensten Daten (und auch die Nutzungsrechte daran) an Dritte übertragen werden können – und die dienstliche Nutzung solcher Online-Services (also bei denen dies der Fall ist!) daher für städtische Dienststellen nicht zulässig ist. Gleichzeitig wurde darauf hingewiesen, dass bei allen Anforderungen und Bedarfen der zuständige interne IT-Berater berät und unterstützt. Die Mitarbeiterin des Museums, die sich um Twitter und Facebook kümmert, hat diese Meldung beim ersten schnellen Lesen überinterpretiert – und gleich reagiert, um nichts falsch zu machen. Ein Telefonat mit unserem Datenschutzbeauftragten hat die Geschichte dann aufgeklärt.
Das Museum kann damit seine Arbeit bei Twitter, die übrigens beispielhaft für andere öffentliche Einrichtungen sein könnte, in gewohnter Qualität fortsetzen.
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Blogbeitrag von Ralf Stockmann (Gast) am 21. Mai, 11:43 auf
http://archiv.twoday.net/stories/6345823/
Offene Fragen
Interessanter Fall, der so oder ähnlich vermutlich gerade hundertfach in unserer Republik ausgefochten wird. In den Köpfen der Verantwortlichen dreht es sich doch vermutlich um folgende Fragen:
– Ich verstehe dieses Twitter nicht. Was soll gut daran sein, nur 140 Zeichen zu haben? Jede unserer Pressemitteilungen ist länger.
– Wieso sollen jetzt Mitarbeiter Öffentlichkeitsarbeit machen dürfen? Dafür haben wir doch unseren ÖffentlichkeitsarbeiterIn. Der/die muss mindestens über alles erst einmal drüberschaun bevor es rausgeht.
– Der/die Ö. ist leider überlastet, und wo gibt es eigentlich die (horrende Kosten verursachende) Weiterbildungsveranstaltung „Twitter in der Ö an Museen“
– Wenn das eine amerikanische Firma ist, kostet das bestimmt bald Geld, und dann kommen wir da nicht mehr raus. Fragt den Buchhalter was die mühevolle Umstellung vom Internet Explorer auf Firefox der Mitarbeiter-PCs gekostet hat…
Nun kann man jede dieser Punkte inhaltlich stringent widerlegen (wahlweise mit oder ohne Polemik). Nicht von der Hand zu weisen ist aber, dass man hierzu erst einmal eine Grundkenntnis der Sache an sich braucht sowie eine generelle Strategie des Hauses in Bezug auf PR, Öffentlichkeit, das Internet. Letztere fällt nicht vom Himmel, Dinge wie Twitter gewissermaßen aber schon.
Ich denke alle öffentlichen Einrichtungen sind aufgerufen, solche „Selbstfindungsprozesse“ anzustoßen, auch wenn es Zeit, Mühe, und damit zumindest indirekt auch Geld kostet.
Es kann ja als Alternative auch nicht wirklich zielführend sein, dass jede öffentliche Einrichtung darauf baut, dass sich unter den Mitarbeitern schon ein Praktikant finden wird der „diese Internetdinge“ schon erledigen wird.
Eine zweite Diskussionsebene entsteht noch bei der generellen Frage, wie man auf Twitter eigentlich Privates und Berufliches trennt – oder eben nicht. Institutionelle Accounts in Form von Autorenkollektiven finde ich hier auch suboptimal, habe ich dann doch oft den Eindruck nur mit einer Hochglanz-PR-Abteilung zu reden und nicht mehr mit den Menschen der Einrichtung. Sich aber konsequent mit zwei Accounts in Twitter zu bewegen (einer privat, einer beruflich) ist aber auch mühselig, fördert Schizophrenie und ist eigentlich an der Sache vorbei.
Twitter, Wuppertal und Von-der-Heydt-Museum oder wie man PR-Desaster auslöst
http://www.xtranews.de/2010/05/23/twitter-wuppertal-und-von-der-heydt-museum-oder-wie-man-pr-desaster-ausloest/
Wäre es nicht schön gewesen, wenn bei den Twitterzitaten die Profilnamen aufgeführt und verlinkt wären?
Stimmt. Hab’s ergänzt.