Nächste Runde im Streit um die Nordbahntrasse

Dass sich Gegensätze nicht zwangsläufig anziehen, beweisen einmal mehr Stadtverwaltung und Wuppertalbewegung. Die ungeduldigen Macher um Carsten Gerhard und die gründlichen Beamten im Rathaus finden keinen gemeinsamen Nenner. Aktueller Streitpunkt: die Sanierung des Tunnels Dorrenberg.

Der Status der Beziehungen zwischen Wuppertalbewegung und Stadtverwaltung ändert sich in Atem beraubender Geschwindigkeit. Es ist noch gar nicht so lange her, da wollte Carsten Gerhardt, Vorsitzender der Wuppertalbewegung, unbedingt den Eindruck vermeiden, zwischen ihm und dem Oberbürgermeister knirsche es. In einem Kommentar hier auf njuuz schrieb er am 19. Januar: „Die Kommunikation mit Herrn OB Jung ist derzeit gut. Nach atmosphärischen Störungen im Herbst, die wir aber ausgeräumt haben, empfinden wir (die Wuppertalbewegung) die Zusammenarbeit als sehr konstruktiv.“

Carsten Gerhardt: „Spritzbeton ist wie ein Pflaster auf einer nicht gereinigten Wunde“Carsten Gerhardt: „Spritzbeton ist wie ein Pflaster auf einer nicht gereinigten Wunde“

Das Wörtchen „derzeit“ war wohl in weiser Voraussicht gewählt, denn schon einen Monat später konnte von konstruktiver Zusammenarbeit keine Rede mehr sein: Trassen-Urgestein Olaf Nagel trat wegen der „Differenzen mit der Stadtverwaltung zu Art und Weise des Ausbaus der Trasse“ von seiner Funktion als Geschäftsführer der Nordbahntrassen-GmbH zurück.

Aktuell streiten Stadt und Wuppertalbewegung öffentlich darüber, wie der Tunnel Dorrenberg saniert werden soll. Die Wuppertalbewegung plädiert für die Montage von Dachprofilen aus Blech doch die Stadt entschied sich für die Verkleidung mit Spritzbeton.

Peter Jung: „Wir, die Wuppertalerinnen und Wuppertaler freuen uns auf die Trasse“Oberbürgermeister Peter Jung: „Wir, die Wuppertalerinnen und Wuppertaler, freuen uns auf die Trasse“

Die Wuppertalbewegung wirft dem Oberbürgermeister vor, lediglich „auf Grundlage der mündlichen Ausführungen des von der Stadt beauftragten Planers CDM eine vermeintlich fundierte Entscheidung für die Spritzbetonlösung zu treffen.“ Die von den Experten des Vereins „detailliert ausgearbeitete Alternativlösung“ habe der Stadtchef nicht einmal in Augenschein genommen.

Oberbürgermeister Jung hält dagegen, dass „die Stadt als Bauherr“ sich vor allem wegen der angeblich günstigeren Unterhaltungskosten für die Spritzbetonvariante entschieden habe. Das lässt die Wuppertalbewegung nicht gelten: „Schon kleine Kinder lernen, dass man Wunden säubern und an der Luft heilen lassen soll. Spritzbetonierung eines feuchten Mauerwerks ist (…) wie ein Pflaster auf eine nicht gereinigte Wunde zu kleben. Das mag zwar eine Zeit lang schön aussehen, aber wehe wenn das Pflaster wieder weg kommt…“

„Atmosphärische Störungen“ prägen also nach wie vor das Verhältnis von Stadt und Bewegung. Allerdings gehen beide Seiten unterschiedlich damit um. Die Vereinsspitze um Gerhardt kann ihre wachsende Frustration nur mühsam verbergen: „Wir machen weiter und lassen uns die Freude nicht nehmen. Ob mit oder ohne Stadtspitze – die Karawane zieht weiter…“, heißt es im aktuellen Newsletter.

Politprofi Peter Jung gibt sich dagegen ganz als Stimme des Volkes: „Die Wuppertalerinnen und Wuppertaler wollen keinen Streit zwischen der Stadt und der Wuppertalbewegung! (…) Daher muss damit Schluss sein, dass man ständig im Zusammenhang mit der Nordbahntrasse von ‚Kritik’ liest und von ‚Streit’ oder ‚Unstimmigkeiten’ hört. Wir, die Wuppertalerinnen und Wuppertaler, freuen uns auf die Trasse! Nur der Weg der konstruktiven Zusammenarbeit und des sachlichen Dialogs wird ans Ziel führen.“

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Fotos: Georg Sander, Christian Kitazume

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