Abraumhalde Osterholz – Alternativen schlecht geredet!

Die Kalkwerke verweisen gerne auf die fehlende Wirtschaftlichkeit und die negative CO2-Bilanz durch die Transporte, der Kreis Mettmann auf fehlende Gutachten. Dem ist nicht so. Soll nun die Natur, der Wald wieder einmal den Preis zahlen?

CO2-Bilanz

Die Darstellungen der Kalkwerke der Familie Iseke zu einer negativen CO₂-Bilanz einer Verkippung in den Gruben Neandertal (4.382 t) und Voßbeck (1.319 t) sind nicht objektiv. Die Kalkwerke stellen dem nicht die CO2 -Belastungen im Zusammenhang mit der Erweiterung der Halde und der Rodung gegenüber.

Das sind im Einzelnen

a) allein für den Innentransport ergibt sich eine CO2-Belastung von rd. 500 Tonnen. Hinzukommt der Einsatz von Raupen zum Verteilen auf der Halde, eines Kompaktors zum Verdichten, von Hydraulikbaggern zur Gestaltung der Halde usw. Das sind alles Fahrzeuge, Maschinen mit einem hohen Kraftstoffverbrauch und damit einem hohen CO2-Ausstoß.

b) der  CO2-Ausstoß, der bei der Rodung von 5,3 ha Mischwald und 3,4 ha Böschungswald entsteht (Rodung, Abtransport der immensen Mengen Holz, Entfernen der Baumstümpfe usw.).

c) an die Rodung anschließend das angeordnete Abtragen der wertvollen Humus- und Erdoberschicht des Waldes (mindesten 30 cm Bodenoberfläche von 5,3 ha bzw. 53.000 qm), Abtransport, Zwischenlagerung usw.

d) im Falle einer Rodung, Entsorgung, Weiterverarbeitung werden 2.900 to CO2 freigesetzt. Durch den Waldzuwachs werden  pro Hektar/Jahr Buchenwald 12 Tonnen CO2 gebunden, Quelle https: //www.landwirtschaft.de/landwirtschaft-verstehen/haetten-sies-gewusst/pflanzenbau/wie-viel-co2-binden-waelder. In dem 5,3 ha großen Buchenmischwald wurden im Laufe der durchschnittlich 100 Jahre in den Bäumen, im Wurzelwerk, im Boden etc. 5.800 to CO2 gebunden. Da aus dem Wald auch immer Holz entnommen wird etc., geht  die Forstwirtschaft davon aus, siehe o.a. Quelle, dass in etwa noch die Hälfte an CO2 in einem Wald gespeichert sind, die dieser in seiner gesamten Zuwachszeit gespeichert hat.

f) Hinzukommen jedes Jahr 52,5 – 68 t CO2, die der Wald neu bindet.

g) Nach Aussagen der Eigentümer der Neandertalgrube kann der benötigte Abraum ansonsten nur in einem Umkreis von 30 – 40 km, also mit einer deutlich schlechteren CO2 -Bilanz beschafft werden.

Durch den Transport der 2,2 Mio. cbm Abraum in eine der nahegelegenen Gruben verbleibt es bei einer deutlich positiven CO2-Gesamtbilanz.


Mehrkosten  der Kalkwerke?
Die Kalkwerke verweisen bei einer Verbringung des Abraums in die Grube Neandertal auf finanziell nicht tragbare Mehrkosten in Höhe von 15-20 Mio. € über 10 Jahre. Dem ist nicht so. Auch bei dieser Berechnung werden die erheblichen Kosten für die Erweiterung der Halde, Rodung des Waldes, Zwischenlagerung des humusreichen Waldoberbodens etc. nicht gegengerechnet. Im Rahmen verschiedener Gespräche wurde deutlich, das letztendlich ein Betrag von +- fünf Mio. € verbleibt. Dem stehen durchschnittlich jährlich 1,1 Mio. € Gewinne der Kalkwerke nach Steuern gegenüber (Aussage der Kalkwerke  sowie www.northdata.de ), in 10 Jahren 11 Mio.€.
Bevor ein gesunder Mischwald gerodet wird, ist es durchaus legitim festzustellen, dass die Kalkwerke die Entsorgung für
den selbst produzierten Abraum aus einem Teil ihrer Gewinne selbst zahlen oder Mehrkosten in ihre Preise einkalkulieren können.
Kreis Mettmann und die Grube Neandertal
Es geht um eine Abraummenge von 2,2 Mio. cbm. In einer Presseerklärung zum Stand der Genehmigung einer Böschungssicherung der Grube Neandertal (2014 gab es dort einen großen Felsrutsch) verweist der Landrat Hendele u.a. auf fehlende Gutachten und die Notwendigung eines neuen Planfeststellungsverfahrens.
Es sei die Geeignetheit des Materials noch nicht ausdrücklich gutachterlich festgestellt worden. Jedoch wurden schon in den Jahren 2014/15 bis zu 100.000 Tonnen Abraum der Kalkwerke Oetelshofen für eine erste Böschungsicherung dorthin verbracht. Basis dafür war die gutachterliche Feststellung der Geeignetheit des Materials durch den Geol. Dienst NRW. Diese soll nun nicht mehr gelten. Auch hat der Kreis Mettmann mittlerweile die Anforderungen an die Materialqualität  deutlich angehoben. Das Material soll nun über den Zeitraum von mehreren Jahren vollkommen gleichmäßig sein und eine ganz bestimmte Körnung aufweisen. Dieses ist jedoch bei einem Natur-Kalksteinbruch nicht möglich. Der Abraum ist zwar reiner Naturstoff, weist daher je nach Abbaubereich unterschiedliche Qualitäten auf. 2014/15 war das Material geeignet. Warum gilt das jetzt nicht mehr?
Auch verweist der Kreis Mettmann darauf, dass für die Böschungssicherung nur etwa 300-400.000 Tonnen Abraum benötigt würden und wenn die weiteren 1,8 Mio. Tonnen Abraum auch in der Grube Neandertal verkippt werden sollten, es dann dafür eines Planfeststellungsverfahrens zur Bildung einer Deponie bedarf. Die Eigentümer der Grube Neandertal sind erstaunt. Für die Böschungssicherung benötigen sie rd. 2 Mio. cbm Abraum der Kalkwerke Oetelshofen. Es soll keine Deponie entstehen.
Es lassen sich weitere Beispiele anführen. Es sieht ganz danach aus, als wenn es dem Landrat des Kreises Mettmann – aus welchen Gründen auch immer – an einem Interesse an einer konstruktiven Lösung mangelt. Leider.
Den Preis müssen dann wohl die Natur, der Osterholzer Wald, die Menschen im Umkreis und die Allgemeinheit zahlen.
Um bei den o.a. Schwierigkeiten (vielleicht für alle) gangbare Lösungen zu finden, bedarf es einer aktiven Gestaltung durch die Bezirksregierung Düsseldorf und eines Oberbürgermeisters in Wuppertal, der sich über Moderation hinaus nachhaltig und zielorientiert (Erhalt des Waldes, Erhalt der Kalkwerke) einsetzt. Dieser Prozess hätte schon in 2019  unter dem OB Mucke beginnen können, eher müssen. 

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