16.06.2022Pusinelli
BUGA und die Ruhe auf der Königshöhe
Wir alle kennen Friedhöfe, nicht wenige von uns haben Angehörige auf ihrem letzten Weg dorthin begleitet.
Ein Friedhof ist ein Ort der Ruhe, ein Ort der Rückbesinnung, ein Ort des Andenkens. Man möchte dort alleine sein, man möchte dort fern sein vom hektischen Alltag, man möchte dort seinen Gedanken nachdenken.
Friedhöfe sind aber auch Rückzugräume mitten in der Stadt, niemand wird dort grillen oder ein Picknick veranstalten, deswegen sind es ganz besondere Orte für Pflanzen und Tiere. Biologen haben festgestellt, daß sie zu den artenreichsten Lebensräumen einer Stadt gehören. Und dies nicht nur tagsüber sondern gerade auch nachts. Wenn in städtischen Parks dann teilweise noch gefeiert wird, gehören Friedhöfe zu dieser Tageszeit alleine den Tieren. Von der Fledermaus über den Igel bis hin zu Käfern.
Ehrenfriedhöfe stellen da nochmal eine spezielle Form dar, sie wurden gerade nach dem 1.+2. Weltkrieg angelegt, um für die Toten einen Platz zu haben, die ihr Leben für ihr Vaterland geopfert haben.
Einen dieser Ehrenfriedhöfe finden wir in Wuppertal-Elberfeld auf der Königshöhe, wo über 500 Gefallene des 1.Weltkriegs ihre letzte Ruhe gefunden haben. Angelegt wurde er Anfang des 20.Jahrhunderts von den Architekten Jacobs und Schwagenscheidt, er ist also schon über 100 Jahre alt.
Wie wird sich dieses Andenken, diese Ruhe ändern, wenn dort oben in Sichtweite ein Kernareal einer möglichen BUGA entstehen wird? Immerhin sind v.d.Heydt-Turm und Ehrenfriedhof mit 300m sehr dicht beieinander. Angedacht sind auf der Königshöhe eine Freilichtbühne und der Eingang zu einer möglichen Hängebrücke, die mit Sicherheit nicht unbeträchtliche Mengen an Touristen anlocken würden. Welche negativen Auswirkungen sind für diesen Friedhof möglich, wenn in unmittelbarer Nachbarschaft ein Fun-Park entsteht? Wie werden sich Besucher einer Veranstaltung in der Freilichtbühne verhalten, wenn eine Wiese ganz in der Nähe zum Verweilen einlädt? Eine neue Partykultur mit allen negativen Begleiterscheinungen wäre dort oben denkbar, denn es würde aller Voraussicht nach eine entsprechende Infrastruktur geben. Es drängen sich Bilder vom Deweerthschen Garten auf, wo eine umfassende und regelmäßige Vermüllung seit Jahren Standard ist.
Liebe Stadtverwaltung Wuppertal, wurde das alles tatsächlich bedacht?
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Nicht dass ich das BUGA-Konzept mit Hängebrücke und Seilbahn rückhaltlos unterstützen würde, aber diese Argumentation erinnert mich wieder stark an den Bau der Nordbahntrasse: Da wurde auch von Skeptikern das Feindbild der bösen Freizeittouristen aufgebaut, die mit dem Fahrrad auf dem Heckträger anreisen, in Scharen über die Trasse radeln und Lärm und Müll erzeugen. Hilfe, Wuppertal bekommt eine Attraktion!
Natürlich wird es Veränderungen geben, wenn die BUGA nach Wuppertal kommt. Sollten die Freizeittouristen wegbleiben, hätte das Projekt ja sein Ziel verfehlt.
Aber eine BUGA ist kein Oktoberfest. Und BUGA-Besucher sind keine Fußball-Hooligans. Es werden sich keine breiten Besucherströme vor den Eingängen der Hängebrücke drängen. Und auf der Freilichtbühne werden abends keine Toten Hosen auftreten. Das Szenario, dass BUGA-Besucher auf dem Ehrenfriedhof Picknicks und Partys veranstalten, kommt mir entsprechend unrealistisch vor.
Es ist schon traurig das dort wo Bäume stehen und ein Friedhof angelegt sind bald Beton und Lärm Einzug halten sollen! Aber wir Wuppertaler wollten es ja nicht anders! Also werden wir sehen was kommt… Ich sehe nur ein Millionengrab welches sich da öffnet!!!