ChangeWriter fragt: „Was hält Wuppertals Jugend von Atomkraft?“
Nach dem schweren Erdbeben der Stufe 9 am 11. März in Japan, folgte ein verheerender Tsunami der mehr als 30.000 Tausend Tote forderte. Die Stromversorgung im Atomkraftwerk Fukushima brach zusammen, die Kühlsysteme fielen aus. Das Meerwasser, das zum Kühlen herbeigeschafft wurde, erzielte kaum Wirkung. Es kam zum befürchteten nuklearen GAU. In 3 Reaktoren fand eine Kernschmelze statt. Plutonium wurde freigesetzt. Das Gebiet rund um das Atomkraftwerk ist verstrahlt. Täglich werden neue radioaktiv verseuchte Lebensmittel gefunden und mittlerweile gelangt radioaktives Jod ins Meer und ins Grundwasser. Die Informationspolitik des Betreibers ist katastrophal.
Heute ist erneut, durch ein Erdbeben verursacht, der Strom für 50 Minuten in Fukushima ausgefallen. In den letzten Tagen wurden bereits 10.000 Tonnen gering belastetes Wasser in den Pazifik gepumpt, möglichst weit weg von den Küsten Japans und Asiens. In der Hoffnung, dass sich das verseuchte Wasser mit Meerwasser vermischt und somit ungefährlicher wird. Durch das Auspumpen des radioaktiven Wassers ins Meer wurde Speicherkapazität frei. Dort sollen 30.000 Tonnen hoch radioaktiv verseuchtes Meerwasser aus den drei havarierten Reaktoren Platz finden. Was mit den restlichen 30.000 Tonnen hoch radioaktiven Wassers geschehen soll, ist noch unklar.
Der Traum von unbegrenzten Energieressourcen bebte mit der Erde in Japan.
Doch wir die Jugendlichen sind es, die mit den Konsequenzen für unsere derart auf Spiel gesetzte Zukunft leben müssen. Die Krise wird nicht heute und nicht morgen und auch in hundert Jahren nicht überwunden sein. Wir sind es, die die Welt mit unseren Kindern, verstrahltem Niederschlag, verstrahlten Nahrungsmitteln, verstrahlten Weltmeeren teilen müssen. Dazu kommt die bisher ungeklärte Frage der Entsorgung des Mülls, der bei der Produktion von Atomstrom anfällt.
Die Resonanz auf unsere Fragebögen war riesig. Das Interesse für das Thema ungeteilt, die Erschütterung zu spüren. Umso erstaunlicher war, dass sich trotzdem nur wenige gegen Atomkraft einsezten. Bei den einen mangelt es an Motivation, beim anderen an Zeit. Manche halten Demonstrationen nicht für sinnvoll „weil die Regierung weiß, was sie tut“ und weil es „keine Alternative zu Atomstrom gibt“. Regenerative Energien werden für zu ineffizient gehalten und auf den Strom kann man ja schließlich nicht verzichten.
Weiter mit:
Guten Tag,
ich bin Chemie Student an der Universität Wuppertal.
Ich habe mich schon sehr lange für Atomkraft interessiert. Ich will eigentlich mal Scientist im Kernkraftwerk sein (Traum). Ich finde die Kernenergie ist genial, brilliant und faszinierend. Mir ist auch vollkommen bewusst das Radioaktivität ein Problem ist. Die entsteht aber nunmal beim Prozess der Kernspaltung.
Folglich rate ich jeden der gegen Atomkraftwerke/Kernenergie, sich mal selbst irgendwie weiter zu bilden und neue Energiemöglichkeiten zu erforschen oder vielleicht sogar zu entdecken. (Oder das „Problem“ der Radioaktivität in den Griff zu bekommen)
Momentan bekomme nur Anti-Atomkraft hetze mit. Mir fällt auf, rational denken ist momentan was dieses Thema belangt ausgeschalten! Es ist gerade anscheinend „in“ und „cool“ gegen Kernenergie zu sein. Naja wundern tuts mich nicht. Am arsch der Welt (von Deutschland aus gesehen) sind brüchige Witze von Reaktoren bei einem Super-Erdbeben kaputt gegangen. Was das jetzt aber großartig mit Deutschland zu tun hat verstehe ich leider nicht.
Meckern kann jeder. Besser machen ist die Devise.
Den Kommentar von Triss kann ich zudem nur vehement zustimmen!
MFG
Harris
Hey,
danke erstmal für die Rückmeldung. Für uns ist es schön zu wissen, dass wir gelesen werden. Die Kritik nehmen wir uns zu Herzen, allerdings ist unser Anliegen in erster Linie auf gewisse Dinge aufmerksam zu machen und dafür zu begeistern.
Trotzdem werden wir uns weiterhin um die richtige Wortwahl bemühen.
Man liest sich vielleicht mal wieder, bis dahin.
Liebe Grüße 🙂
Changewriter-nicht erschrecken lassen!! Ich finde es gut wenn ihr euch dieser Themen annehmt! Sicher ist es richtig, ein Bemühen um die richtige Wortwahl anzumahnen und zu fordern sich schlau zu machen, aber genau das wollt ihr ja bei den Jugendlichen erreichen. Insofern finde ich den Kommentar von triss nicht wirklich zielführend, weil demotivierend! Weiter so!
Also immer diese Probleme mit der richtigen Verwendung von Begriffen…
„… verstrahltem Niederschlag, verstrahlten Nahrungsmitteln, verstrahlten Weltmeeren…“
Der gesuchte Begriff ist hier „kontaminiert“ (als etwas scherzhafte Beschreibung ist der Begriff „verstrahlt“ eher in der Psychologie einzuordnen als Synonym für bescheuert oder bekloppt) von „verschmutzt“ oder „verunreinigt“ mit radioaktivem Material, dies gilt auch für Gebiete. Weiterhin können Lebewesen und Gegenstände BEstrahlt werden oder es können Materialien durch Bestrahlung „aktiviert“ werden (beispielsweise könnte ein Kern durch Neutronenstrahlung radioaktiv werden wie einige Anlagenteile in Kernkraftwerken). Auf Lebewesen bezogen stellt die Aufnahme radioaktiver Stoffe, beispielsweise mit der Nahrung, eine Inkorporation dar. Sind die Lebewesen mit radioaktivem Staub bedeckt, dann sind sie kontaminiert. Diese Begrifflichkeiten bezeihen sich nicht ausschliesslich nur auf radioaktive Stoffe, sondern können auch auf gefährliche Stoffe im Allgemeinen angewendet werden.
Bei den angesprochenen Kraftwerken handelt es sich zudem um KERNkraftwerke, da sie die Energie, welche bei den KERNreaktionen frei wird, in elektrische Energie UMWANDELN (Energie ist eine Erhaltungsgröße und kann daher weder erzeugt noch vernichtet werden!!).
Der Begriff „Verseuchung“ ist absolut unpassend, da er sich auf Seuchen und damit auf die Ausbreitung von Infektionserregern bezieht. Dies hat mit einer Verbreitung von radioaktivem Material nichts zu tun.
Zudem hoffe ich das die Befragung der Personen etwas detailierter ausgefallen ist als „Hast du Ahnung von Atomkraft? Antwortmöglichkeiten: Ja, Nein, Vielleicht“. Damit kann ja jeder mit „Ja“ Antworten, in der Überzeugung er wisse bescheidt. Falls sich sein „Wissen“ zu dem Thema allerdings nur auf Zeitungsartikel wie von den Tageszeitungen, Bild oder Spiegel (ja auch die können trotz Fachredakteuren die Begriffe nicht richtig verwenden und nicht in ein Physikbuch schauen um da Abhilfe zu schaffen) erworben haben, wäre die Antwort „ein wenig“ vermutlich deutlich sinnvoller (ich selber würde ebenfalls „ein wenig“ wählen, denn ich bin schließlich kein Physiker).
Ansonsten sind da interessante Verteilungen zustande gekommen: „Bist du gegen Kernenergie?“ Antwort „Ja!“, „Unternimmst du etwas dagegen?“ Antwort „Nein.“. Als guten Start empfehle ich: nehmt euch Bücher und beschäftigt euch intensiver mit dem Thema Kerntechnik, hinterfragt die Artikel die ihr zu dem Thema von der Presse vorgesetzt bekommt und schluckt nicht bedenkenlos alles was dort steht. Wenn ihr die Begriffe versteht und richtig verwenden könnt, seit ihr in der Lage deutlich besser und fundierter gegen das ganze Thema zu argumentieren als „Naja, Kernschmelze ist irgenwie nicht so cool…“. Ein guter und einfacher Einstieg in die Thematik ist sicher Wikipedia, in vielen Artikeln sind am ende auch Fachbücher angegeben wo die Informationen entnommen werden können.
Grüße Triss
PS: Hatte mal woanders mitbekommen das darüber etwas Unklarheit herrscht: Eine Kernschmelze bezieht sich nicht auf die Atomkerne sondern auf den „Kern“ des Reaktor, also auf den Ort wo sich die Brennstäbe befinden, welche schmelzen können.