Klimasünder zur Kasse bitten, aber wie?

Die Christliche Initiative Romero hat sich darüber Gedanken gemacht, wie Bundesregierung und deutsche Unternehmen ihren Anteil an Klimaschäden und Verlusten in Mittelamerika wieder gut machen können. Das ist eine wichtige Anregung für die kommende Faire Woche.

Thema der Fairen Woche 2024 in der zweiten Septemberhälfte ist wie schon 2023 ,„Klimagerechtigkeit“, und das Motto lautet „Fair. Und kein Grad mehr!“ Als niederschwelliger Zugang zu dieser Thematik kann ein „Faires Klimafrühstück“ dienen: Anhand der verzehrten Lebensmittel wie Kaffee, Orangensaft oder Honig kann darauf hingewiesen werden, was der Faire Handel zur Bewältigung der Folgen der Klimakrise beiträgt.
Entsprechend der schon etwas älteren Aussage „Mit Bio kaufen alleine kannst du die Welt nicht retten.“ könnten wir hier sagen „Mit Fair kaufen alleine kannst du die Welt nicht retten.“ Eine weitgehende Forderung der Fridays for Future in diesem Sinne lautet; „Systemwandel und kein Klimawandel!“ Damit hat sich die Gepa im Jahr 2020 solidarisiert und den Slogan „System Change, not Climate Change! ergänzt durch „Fairtrade for Future – jetzt entschlossen handeln!““ Auf die diesjährigen Zielgruppe der Fairen Woche angepasst lautet jetzt ein neuer Gepa-Slogan, der für deren neue Schokoriegel wirbt: „Will es die Welt nicht regeln, musst du es riegeln!“ Aber was „will die Welt nicht regeln“?
Darum geht es in der von der EU geförderten Studie „Klimasünder zur Kasse“. In ihr bearbeitet die Christliche Initiative Romero die Frage: „Wie Bundesregierung und deutsche Unternehmen ihren Anteil an Klimaschäden und Verlusten in Mittelamerika wiedergutmachen können.“ Konkret geht es um die Länder El Salvador, Guatemala, Honduras und Nicaragua. Gerade zu Nicaragua gibt es in Wuppertal und Solingen enge Beziehungen: Mit Matagalpa und Jinotega gaben Wuppertal bzw. Solingen eine Städte- und Klimapartnerschaft .Das Informationsbüro Nicaragua hat seinen Sitz in Wuppertal., und in Solingen gibt es die „Junge Expertise“, insbesondre für den Wissensaustausch zwischen jungen Leuten aus Solingen und Jinotega . Aber warum die Bundesregierung und deutsche Unternehmen? Die Bundesrepublik liegt mit ihren Treibhausgas-Emissionen global an vierter Stelle, und am meisten davon emittieren Unternehmen. Den traurigen Rekord unter DAX-Unternehmen hält laut der Studie die RWE, dichtgefolgt von Heidelberger Cement, aber auch der Flugverkehr erzeugt große Emissionen.
Andererseits ist Mittelamerika eine besonders stark von der Klimakrise betroffene Region;. Aber gleichzeitig hat es nur wenig Ressourcen, um diesen Katastrophen angemessen zu begegnen. Dann sollten eigentlich die Verursacher Schadensersatz leisten. Für Schäden und Verluste in Mittelamerika kommt jedoch bisher niemand der großen Verschmutzer auf. Auch die EU kommt nicht dafür auf, hat aber die Studie „Klimasünder zur Kasse“ gefördert. So konnte der Herausgeber, die Christliche Initiative Romero, den in Mittelamerika infolge der Klimakrise schon entstandenen und noch zu erwartenden Schaden beziffern. Auf dieser Grundlage wurde eine Reihe von Forderungen gestellt:
1. Klimaziele anpassen und einhalten – Schnelle und drastische Senkung der Treibhausgasemissionen. auf Netto-Null-Emissionen bis 2035 zur Einhaltung der 1,5-°C-Grenze
2. Entschädigungszahlungen für klimawandelbedingte Schäden und Verluste im Globalen Süden leisten – Im Pariser Klimaabkommen wurden die klimabedingten Verluste und Schäden anerkannt.
3. Mitsprache der Zivilgesellschaft bei der Klimafinanzierung – Auf den Weltklimakonferenzen verhandeln die Vertreter*innen der teilnehmenden Staaten, während zivilgesellschaftliche Akteure nur als Beobachter*innen zugelassen sind und oft nur unter erschwerten Bedingungen teilnehmen können.
4. Sofortiger Schuldenerlass – für arme und besonders von der Klimakrise betroffene Länder,
5. Wahre Nachhaltigkeitsziele – im Flugsektor Bei der Suche nach Kraftstoffalternativen für den Flugverkehr ist ein kritischer Blick nötig.
6. Klimasünder zur Kasse bitten – CO2-intensive Unternehmen und Länder sollen für vergangene und aktuelle Treibhausgasemissionen haften.
Diese Forderungen werden natürlich nicht dadurch erfüllt, dass wir im Supermarkt „faire“ Schokoriegel kaufen. Aber wenn wir uns diesen Forderungen anschließen, hebt es unsere Glaubwürdigkeit, wenn wir in unserem eigenen Leben einen respektablen Beitrag zur Klimagerechtigkeit leisten. Das können wir beispielsweise durch den Konsum von Waren des Fairen Handels tun. Wirksam wird das aber wohl erst werden, wenn wir ein Bewusstsein davon geschaffen haben, welche Beiträge der Faire Handel im globalen Süden zur Bewältigung des Klimawandels und seiner negativen Folgen leistet. Ein Faires Klimafrühstück wäre eine gute Gelegenheit zu, Einstieg in solche Fragen.

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Kommentare

  1. Elisabeth Wessel sagt:

    Wieso „leider“? Angesichts Ihres Artikels, der eine Welt entwirft von Gut und Böse, Schwarz und Weiß, und Ihrem Pauschalurteil von „großen Verschmutzern“ müssen Sie sich ein wenig Polemik schon gefallen lassen.

    Denn: Zu Ihrem schlichten Weltbild passt nur eine kurze Polemik.

  2. Elisabeth Wessel sagt:

    Klimasünder. Wer an erster Stelle sündigt, sind wohl eher die konsumgläubigen Verbraucher.
    Heucheln bleibt erste Christenpflicht: Über konsumfreudige Gläubige und Ungläubige kein Wort verlieren – und der Teufel findet sich Gott sei Dank in den Vorstandsetagen und in den Regierungen des sündigen Westens. Insofern eine kompromisslose christliche Weltsicht.

    1. Rüdiger Blaschke sagt:

      Leider macht dieser Kommentar auf mich einen sehr polemischen Eindruck. So ist es für mich schwer, darauf zu antworten.
      Von einer einseitigen Schuldzuweisung, die hauptsächlich Verbraucher*innen trifft, halte ich nicht viel. Und es sollte eigentlich nicht nur die Pflicht von Christen sein, in der aktuellen Situation zu handeln. Auch die von Anhängern aller Weltreligionen sowie von ethischen und humanistischen Gemeinschaften.

      1. Elisabeth Wessel sagt:

        Wieso „leider“? Angesichts Ihres Artikels, der eine Welt entwirft von Gut und Böse, Schwarz und Weiß, und Ihrem Pauschalurteil von „großen Verschmutzern“ müssen Sie sich ein wenig Polemik schon gefallen lassen.

        Denn: Zu Ihrem schlichten Weltbild passt nur eine kurze Polemik.

      2. Rüdiger Blaschke sagt:

        „Leider“, weil Polemik einer sachlichen Erörterung der Romero-Veröffentlichung und von Fakten im Wege steht. Leider habe ich bei den „großen Verschmutzern“ Romero-Rhetorik übernommen, aber „Umweltverschmutzung“ ist ein gängiger Begriff. Darüber, was Sie an meinem Weltbild schlecht finden, konnten Sie im Detail mitteilen.

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