Utopiastadt wird Teil der „Essbaren Stadt“ Wuppertal
Das unglaublich essbare Todmorden
Der Vormittag stand ganz im Zeichen von Vorträgen. Solarkoch und Umweltaktivist Michael Bonke aus Düsseldorf berichtete über die erfolgreiche Realisierung einer „essbaren Stadt“. In Todmorden – einer Kleinstadt in England und Opfer der dort niedergegangenen Tuchindustrie – hat sich der Gartenvirus seit 2007 ausgebreitet. Selbst vor Friedhöfen soll er keinen Halt gemacht haben. Unbekannte versuchten dort Lauch anzubauen. Dass der erste öffentliche Garten in einem seit Jahren verwilderten Vorgarten eines Arztes und Serienmörders in Todmorden entstanden ist, ist eine weitere typisch „englische“ Geschichte. Es waren Erbsen und Kohl, die die ehemaligen Guerillagärtner dort ausgesät haben. Inzwischen werden die Stadtgärten von der Gemeinde Todmorden als touristische Führungen vermarktet. Bis 2018 will sich die englische Kleinstadt in der Nähe von Manchester mit selbst angebauten Lebensmitteln eigenständig versorgen. Deutschland hat in Witzenhausen eine erste Vorzeigestadt für Urban Gardening. Dort befindet sich ein Ableger der Universität Kassel und die einzige Uni wo Biolandwirtschaft studiert werden kann.
Permakultur
In einem zweiten Vortrag erläuterte Philip Rewert das Prinzip Permakultur als eine nachhaltige Lebensführung, die darauf ausgerichtet ist, dauerhaft funktionierende Kreisläufe in Gang zu setzen und zu pflegen. Der Pflanzenanbau und die Nahrungserzeugung ist ein Bestandteil davon. Gemeinsam wurde rund um Utopiastadt überlegt, was ein solcher Denkansatz bedeutet und wie er verwirklicht werden kann.
Die Stangenbohne „Schlachtschwert“
Nach der Mittagspause faszinierten die Gartenarche-Mitarbeiterinnen Nadja Hildebrand und Birgit Liljestrom ihre Zuhörer mit Geschichten zum Erhalt alter bergischer Nutz- und Zierpflanzen. Viele regionale Nutzpflanzen sind unter dem Diktat großer Saatgutkonzerne aus den Gärten verschwunden und vom Aussterben bedroht. Die Gartenarche will die Samen dieser regionalen Sorten erhalten. Dafür werden laufend Paten gesucht – z.B. für die alte Stangenbohne „Schlachtschwert“ die tatsächlich von einer Metzgersfamilie im Bierenbachtal in der Nähe von Nümbrecht angebaut und kultiviert worden ist. Auf diese Weise können sich die alten Sorten, die oft wesentlich widerstandsfähiger sind als die Neuzüchtungen, wieder ausbreiten – und auf den Tisch der Verbraucher gelangen. Denn während der Samen nicht gehandelt werden darf, kann die Ernte sehr wohl verkauft werden.
Utopiastadt bekommt einen Garten
Anschließend teilte sich die Zuhörerschaft, um in kleiner Runde selbstgewählte Themen weiter zu entwickeln. So fanden sich Düsseldorfer, Kölner, Oberhausener und Essener für einen allgemeinen Austausch über urbanes Gärtnern zusammen. Eine weitere Gruppe will um Utopiastadt einen Gemüsegarten anlegen. In Hochbeeten sollen essbare Pflanzen kultiviert und geerntet werden. Eine dritte Gruppe befasste sich übergreifend mit dem Thema Stadtgärten in Wuppertal für die bisher drei Flächen in der Diskussion sind: der im vergangenen Jahr mit großem Erfolg eröffnete Wandelgarten in der Luisenstrasse, (njuuz berichtete) die große Dachfläche einer Tiefgarage an der Lederstrasse und das Areal um Utopiastadt. Um allen Garteninitiativen den gemeinsamen Austausch zu ermöglichen, wurde die Facebookgruppe „Wandelgärten Wuppertal“ gegründet. Und es wurde die Idee entwickelt, eine große Kickoff Veranstaltung noch vor Beginn der Gartensaison mit Rundgang zu allen geplanten Flächen durchzuführen. Denn es wird eine große Anzahl Aktiver benötigt, um Wuppertal in eine „unglaublich essbare Stadt“ zu verwandeln.
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