13.06.2024WI-News
Wie nachhaltig sind Fußball-EM und Olympia 2024?
Mit dem anstehenden Sommer kommen zwei sportliche Großveranstaltungen nach Europa. Zunächst findet in Deutschland die Fußball-Europameisterschaft statt, ab Ende Juli dann die diesjährigen Olympischen Spiele in Paris. Hochprofessioneller Leistungssport mag auf den ersten Blick nicht als klassisches Nachhaltigkeits-Thema erscheinen. In der neuen Podcastfolge allerdings wird die Bedeutung der beiden Großevents durch das Gespräch von Stefan Wagner, der den Profisport zu mehr Nachhaltigkeit bringen möchte, und Dr. Imke Schmidt, Co-Leiterin des Forschungsbereichs Zirkulärer Wandel am Wuppertal Institut, besonders deutlich. Wagner ist verantwortlich für die Stabsstelle Unternehmensentwicklung beim Fußball-Bundesligisten TSG Hoffenheim und Mitglied der Nachhaltigkeitskommission der Deutschen Fußball Liga. Er leitet außerdem das „Wagner Büro für Corporate Social Responsibility, Marketing und Kommunikation“, engagiert sich als Vorstand bei Sports for Future und setzt mit der Initiative Sports20 international Impulse für mehr Nachhaltigkeit im Sport.
Bei der anstehenden EM entfielen rund 80 Prozent der Emissionen auf die An- und Abreise der Fans, berichtet Schmidt im Gespräch. Eine Begleitstudie des Öko-Instituts habe sehr genau analysiert, wo die kritischen Punkte mit Blick auf die CO2-Emissionen lägen: Grund für den hohen Anteil des Verkehrs sei, dass bestehende Stadien genutzt würden. Hätten diese neu gebaut werden müssen, sähe die prozentuale Verteilung anders aus, weil die Gesamtemissionen viel höher ausgefallen wären.
Insgesamt sehen sowohl Schmidt als auch Wagner viele gute Ansätze bei der Europameisterschaft. Viel entscheidender als der CO2-Fußabdruck sei in diesem Fall aber der sogenannte Handabdruck, also die Signalwirkung und deren Einfluss auf die Einstellung der Zuschauenden zu Themen rund um Nachhaltigkeit: Positive Erlebnisse bei der Anreise mit dem ÖPNV oder beim Verzehr fleischloser Speisen in den Stadien etwa seien viel bedeutender als die konkreten Emissionen. Wagner betont zudem: „Damit Nachhaltigkeit nachhaltig wird, ist die Frage wichtig, wie wir sie in die Geschäftsmodelle kriegen. Also: Wie kann ich Nachhaltigkeitsthemen in die Vermarktung einbauen? Wie kann ich über nachhaltige, gute Produkte im Bereich Merchandising punkten?“
Mit Blick auf die Olympischen Spiele sind sich beide einig, dass die Nachhaltigkeitskonzepte grundsätzlich sehr ähnlich seien, allerdings gebe es einige Unterschieden – etwa weil die Spiele konzentriert in einer Stadt stattfinden. In ihrer Diskussion stellen beide die jeweiligen Herausforderungen der zwei Sportveranstaltungen deutlich heraus.
Sie betonen außerdem die großen Chancen, die die Events mit sich bringen: Idole könnten viele Millionen Zuschauer*innen für mehr Nachhaltigkeit begeistern, die Menschen könnten erleben, wie viel lebenswerter eine in vielerlei Hinsicht nachhaltige Welt sei – und diese Botschaft dann in die gesamte Welt tragen. Auch deshalb blicken beide sehr positiv auf die kommenden sportlichen Wochen.
Die neue Folge und alle vergangenen Episoden sind kostenfrei auf Spotify, Apple Podcasts und Podcast.de sowie über die Website des Wuppertal Instituts zu hören.
https://wupperinst.org/a/wi/a/s/ad/8608
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Sogenannter Spitzensport oder allgemein Profisport kann nie positiv nachhaltig sein, er kann nur nachhaltig umweltschaedlich sein. Stichworte hierzu: Flächenversiegelung, teilweise Eingriffe in die Bergwelt, Wasserlaeufe uvm., Zufahrtswege, An- und Abreise der Profis und Fans, Aufwand für sogenannte Sicherheit, Flutlicht und Wegebeleuchtung, Bau und Pflege der Arenen und angrenzenden Flaechen für Parkraum oder Lärm abstandzonen, umweltfeindlicher, profitorientierter Kommerz, saisonale/eventbezogene Heim- und Auswärtstrikots usw. Das meiste davon ist für orts- und buerger:innennaher Breitensport so umfänglich nicht notwendig.
Facit: Diese Unterhaltungsindustrie kann gegenwärtig nicht positiv nachhaltig sein.