Würzend und heilend: Gundermann.

Seine Blütezeit ist fast vorbei, aber die Blätter und ihr etwas gewöhnungsbedürftiges Aroma bleiben uns ganzjährig erhalten. Der Gundermann ist eine vielseitige Pflanze und sollte deshalb in allen Gärten seinen Platz finden.

Vielen schmeckt er nicht: Gundermann
Auch genannt: Soldatenpetersilie, Erd-Efeu, Gartenhopfen, Gundelrebe

Gundermann gehört, wie Salbei und Basilikum, in die Familie der Lippenblütler, eine Pflanzenfamilie mit sehr vielen weiteren aromatischen Vertretern. Wegen seines vielfältigen Nutzens schlägt die Natur-Schule Grund vor, sich diese Pflanze einmal genauer anzusehen.

Gundermann mit BlütenGundermann mit Blüten ©Stefanie Barzen / Natur-Schule Grund

Der Name „Lippenblütler“ erklärt sich aus der Form der Blüte, die eine deutliche Gliederung in Ober- und Unterlippe zeigt. Die Unterlippe trägt dunkle, auffallende Tüpfelsaftmale.

Der früh im Jahr blühende, wintergrüne Gundermann ist mit seinem sehr zuckerreichen Nektar eine wichtige Nahrungsquelle für Wildbienen. Er wird auch besucht von Schwebfliegen, Wollschwebern, Käfern, Schmetterlingen und Ameisen. Die nach der Bestäubung entstehende Frucht zerfällt in vier klebrige Teilfrüchte mit einem eiweißhaltigen Anhängsel. Diese Teilfrüchte bleiben an vorbeistreifenden Tieren hängen oder werden, wegen ihres nahrhaften Auswuchses, von Ameisen abtransportiert.
Gundermann wächst flächig und häufig an Waldrändern, Hecken und Zäunen, daher auch der Beiname „Kräutchen unter dem Zaun“.

Gundermann enthält Bitterstoffe, Gerbstoffe, ätherische Öle, Saponine, Cholin, Kalium und Vitamin C. Die Pflanze schmeckt herb aromatisch, die Blüten eher süßlich. Junge Blätter passen zu Suppen (Bestandteil der Gründonnerstags-Suppe), Salaten, Rührei, Kräuterbutter und würzen Tee oder Kräuterlikör. Auch in der Giersch-Limonade wird die Soldatenpetersilie verwendet.
Den Namen Gartenhopfen trägt sie, da sie bis ins 17. Jahrhundert anstelle des Hopfen als Bittermittel zum Bierbrauen benutzt wurde.

Aufgrund der Inhaltsstoffe wirkt Gundermann entzündungshemmend, krampflösend, antibakteriell, schleimlösend, wundheilungsfördernd. Er findet Verwendung bei Magen-Darmbeschwerden, Erkältungen, Blasenleiden (harntreibende Wirkung) und Leberbeschwerden.
Der Wortteil „Gund“ stammt aus dem Althochdeutschen und wird übersetzt mit „Beule“ oder „Eiter“ und deutet auf die Anwendung gegen Entzündungen und Abszesse. Hildegard von Bingen (1098 – 1179) empfiehlt Gundermann gegen körperliche und seelische Erschöpfungszustände.

In der Mythologie gilt die Gundelrebe als magisches Kraut, das Haus und Hof vor Blitz und Sturm schützt. In der ersten Mainacht geben Bauern ihren Kühen Gundelrebe und Salz ins Futter, damit sie mehr Milch geben. Trägt man in der Walpurgisnacht einen Gundermannkranz auf dem Kopf, erlangt man Hellsichtigkeit und kann so Hexen von anderen Menschen unterscheiden. Zur Abwehr böser Geister hängt man Gundermannkränze oder Sträuße rund um das Haus auf.

Viel Spaß beim Kränze flechten!

Bis zum nächsten Naturerlebnis-Tipp
Ihre / Eure Stefanie Barzen

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