Arbeitsmarktlage in Wuppertal ist aktuell eine der ungünstigsten in ganz NRW

•16.193 Menschen in Wuppertal aktuell im Juni arbeitslos, 274 weniger als im Mai und 1.067 weniger als vor einem Jahr •Arbeitslosenquote sinkt auf 9,0 Prozent in Wuppertal •Unterbeschäftigungsquote steigt auf kritisches Niveau

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Zum Ende des ersten Halbjahres sind auf dem Arbeitsmarkt im bergischen Städtedreieck wieder weniger Menschen arbeitslos gemeldet. Dass die Arbeitslosigkeit im bergischen Städtedreieck im Juni erneut gesunken ist, liegt vor allem an dem weiteren statistischen Rückgang der Arbeitslosigkeit in Wuppertal, der jedoch weniger daraus resultiert, dass mehr Arbeitslose eine Beschäftigung aufnehmen konnten.

„Die Arbeitsmarktentwicklung in Wuppertal verläuft zunehmend ungünstiger, als es die aktuelle Arbeitslosenquote und deren Verlauf annehmen lassen. Tatsächlich bewegt sich das Ausmaß der Beschäftigungslosigkeit in Wuppertal deutlich über dem Niveau vieler anderer Städte. Um es deutlich zu sagen – die Arbeitsmarktlage in Wuppertal ist aktuell eine der ungünstigsten in ganz NRW“ warnt Martin Klebe, Leiter der Agentur für Arbeit Solingen – Wuppertal, vor zunehmend um sich greifender Euphorie angesichts einer Wuppertaler Arbeitslosenquote von „nur noch“ 9%.

 

Die Situation auf dem Arbeitsmarkt in Wuppertal

Die Arbeitslosigkeit in Wuppertal ist im Juni auf 16.193 Personen gesunken. Das waren 274 Arbeitslose weniger als im Mai und 1.067 Menschen weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote sinkt von 9,2 Prozent im Mai auf aktuell 9,0 Prozent. Vor einem Jahr im Juni 2016 belief sich die Quote auf 9,7 Prozent.

Die Arbeitslosigkeit ist gesunken, weil im Juni mehr Personen ihre Arbeitslosigkeit beendeten (3.540 Personen) als sich neu oder erneut arbeitslos meldeten (3.257 Personen).

Arbeitgeber meldeten im Juni 811 freie Arbeitsstellen in Wuppertal. Insgesamt werden in Wuppertal damit 2.230 Arbeitskräfte gesucht, das sind 362 Stellen oder 19,4 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Derzeit werden insbesondere folgende Arbeitskräfte von den Wuppertaler Unternehmen gesucht: 106 Helfer Lagerwirtschaft, 62 Fachkräfte Lagerwirtschaft, 60 Fachkräfte Altenpflege, 58 Helfer Metallbearbeitung und 53 Fachkräfte Verkauf.

Die Unterbeschäftigungsquote in Wuppertal beträgt 16,6 Prozent, nach 16,5 Prozent im Vormonat. Im Juni 2016 lag sie bei 15,7 Prozent. Der Anteil der Arbeitslosigkeit an der Unterbeschäftigung beträgt 51,2 Prozent – vor einem Jahr lag sie bei 58,5 Prozent.

„Dem positiven Eindruck über die Entwicklung des Wuppertaler Arbeitsmarktes muss ich deshalb deutlich widersprechen. Die Arbeitslosenquote reicht inzwischen nicht mehr aus, die wirkliche Arbeitsmarktlage Wuppertals zu beschreiben“, unterstreicht Martin Klebe.

 

Anlass für diesen kritischen Befund ist das zunehmende Auseinanderfallen von Arbeitslosenquote und Unterbeschäftigungsquote. Während in der Arbeitslosenquote alle aktuell arbeitslos gemeldeten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer geführt werden, weist die Unterbeschäftigungsquote neben den Arbeitslosen zusätzlich auch diejenigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus, die aktuell nur deshalb nicht arbeitslos gemeldet sind, weil sie sich beispielsweise in Maßnahmen der Arbeitsförderung befinden.

 

Der Gesetzgeber hat festgelegt, dass auch Teilnehmer an Aktivierungs- oder Weiterbildungsmaßnahmen sowie Arbeitsgelegenheiten nicht als arbeitslos geführt werden, obwohl auch sie aktuell kein Beschäftigungsverhältnis haben, aber prinzipiell eine Beschäftigung suchen. Vor dem Hintergrund dieser gesetzlichen Regelung enthält der Arbeitsmarktbericht der Agentur für Arbeit Solingen – Wuppertal seit langem Daten und Erläuterungen zur aktuellen Unterbeschäftigungsquote und dies besonders im Hinblick auf die Entwicklung in Wuppertal.

 

In den meisten Agenturbezirken liegen Arbeitslosenquote und Unterbeschäftigungsquote nahe beieinander. Im Mai 2017 lag im Rechtskreis SGB II die Arbeitslosenquote in NRW bei 5,3 % und die Unterbeschäftigungsquote bei 7,4 %. In der Stadt Wuppertal ist im aktuellen Berichtsmonat Juni 2017 die Arbeitslosenquote im SGB II – Bereich auf  6,7 % gesunken, die Unterbeschäftigungsquote auf nunmehr 14,1 % gestiegen. Dieser Anstieg ist zu einem Teil auch der zunehmenden Unterstützung und Förderung geflüchteter Menschen geschuldet, die weitaus überwiegend dem Rechtskreis des SGB II zuzurechnen sind. Da auch andernorts geflüchtete Menschen intensiv gefördert werden bleibt dennoch zu konstatieren, dass es keine Stadt und keinen Landkreis in NRW gibt, wo die Differenz zwischen Arbeitslosenquote und Unterbeschäftigungsquote auch nur annähernd so hoch wie in Wuppertal ist. Im aktuellen Berichtsmonat liegt diese Differenz in Wuppertal bei 7,4 Prozentpunkten!

 

Ursächlich für diese überaus hohe Unterbeschäftigungsquote sind die Fördermaßnahmen des kommunalen Jobcenters Wuppertal AÖR. Im Monat Juni waren beim Jobcenter 12.108 Menschen arbeitslos gemeldet, aber zeitgleich fast 11.000 Menschen allein in Aktivierungsmaßnahmen und Arbeitsgelegenheiten.

 

Ein Vergleich mit der Unterbeschäftigung in der Stadt Dortmund mag verdeutlichen, wie verzerrend der einseitige Blick auf die Arbeitslosenquote wirken kann. Im Monat Mai lag die Arbeitslosenquote für das SGB II ( also nur Jobcenter ) in Dortmund mit 8,7 % deutlich über der Quote in Wuppertal mit 6,8 %. Die vermeintliche Schlussfolgerung, dass Wuppertal deshalb den besseren Arbeitsmarkt aufweist, verkehrt sich beim Blick auf die SGB II – Unterbeschäftigungsquote ins Gegenteil: Dortmund hatte im Mai 2017 eine Unterbeschäftigungsquote von 12,1 %, Wuppertal hingegen von 13,8 %. Damit hatte Wuppertal im Mai die zweithöchste Unterbeschäftigungsquote in NRW und deshalb muss die Wahrnehmung dafür geschärft werden, dass sich der Wuppertaler Arbeitsmarkt in einem selbst für NRW – Verhältnisse ausgesprochen schwachen Zustand befindet.

 

„Es ist an der Zeit, auf diesen Befund mit mehr Deutlichkeit als bisher aufmerksam zu machen, da die ausschließliche Betrachtung der günstigen Entwicklung der Arbeitslosenquote zu gravierenden Fehlschlüssen führen kann. Unabhängig davon sehe ich das Risiko, bei der Vergabe überregionaler Arbeitsmarktprogramme weniger Berücksichtigung zu finden, als es die tatsächliche Lage des Arbeitsmarktes hergeben würde“, so die abschließende Warnung von Martin Klebe. 

Unterbeschäftigung

Regelmäßig weist die Bundesagentur für Arbeit die Unterbeschäftigung aus. Hier werden zusätzlich zu den registrierten Arbeitslosen auch die Personen abgebildet, die als Teilnehmer arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen wie Integrationskursen oder aus sonstigen Gründen nicht als Arbeitslose gezählt werden.

Zählt man alle Personen, die im Juni eine Erwerbstätigkeit anstreben, zu den gesetzlich definierten Arbeitslosen von 28.078 (der Anteil der Arbeitslosigkeit beträgt damit 58,8 Prozent – in NRW ca. 73 Prozent) in den drei Städten hinzu, ergibt sich eine „Unterbeschäftigung“ von 47.784 Personen. Dies sind 270 mehr als im Juni und 2.129 mehr als vor einem Jahr. Die Unterbeschäftigungsquote im Bergischen Städtedreieck beträgt aktuell 14,2 Prozent (NRW ca. 10 Prozent), nach 14,1 Prozent im Vormonat. Im Juni 2016 betrug diese noch 13,7 Prozent. In der Unterbeschäftigungsquote bildet sich deutlich der sehr unterschiedlich starke Einsatz der arbeitsmarktpolitischen Instrumente in den drei Jobcentern ab.

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