DGB Wuppertal: Hartz IV verfestigt Armut

Die Bevölkerung in Wuppertal ist nach einer Analyse des DGB weit stärker von Hartz-IV betroffen als in der Mehrzahl anderer Großstädte. Zugleich gelingt es den Hilfeempfängern in der Stadt seltener, den Hilfebezug zu überwinden.

ko_dgb_raute_unten_4cDie Verfestigung der prekären Lebensverhältnisse ist besorgniserregend, wenn über 50 % der Hartz-IV-Bezieher in Wuppertal mindestens vier Jahre auf staatliche Fürsorge angewiesen sind.

33.490 der erwerbsfähigen Menschen im Alter von 15 bis 64 Jahren waren Ende 2012 in Wuppertal auf Hartz-IV-Leistungen angewiesen. Das Hartz-IV-Risiko in Wuppertal ist mit über 14 % überdurchschnittlich hoch. Besorgniserregend ist, dass Hartz-IV-Empfänger/-innen in Wuppertal länger auf Unterstützung angewiesen sind als in vielen anderen Großstädten. Fast drei Viertel der erwerbsfähigen Hartz-IV-Bezieher/-innen der Stadt sind bereits im Langzeitbezug und haben in den letzten zwei Jahren mindestens 21 Monate Hartz-IV bezogen. „Dem Hartz-IV-System ist es bisher nicht gelungen, eine Verfestigung prekärer Lebenslagen zu verhindern“, so Guido Grüning, Stadtverbandsvorsitzender des DGB Wuppertal.

Erstmals hat der DGB in Wuppertal differenzierte Daten zum Eintritts- und Verbleibrisiko im Hartz-IV-System vorgelegt. Ihnen zufolge liegt das Eintrittsrisiko in Hartz-IV für Erwerbsfähige im vergangenen Jahr in Wuppertal bei knapp 4,0 Prozent, d.h., fast 4 Prozent der Bevölkerung von 15 bis 64 Jahren müssen innerhalb eines Jahres Hartz-IV beantragen.

Beim Risiko, hilfebedürftig zu bleiben, lässt sich für Wuppertal festhalten, dass mehr als ein Drittel der Hartz-IV Beziehenden im ersten Jahr die Überwindung der Hilfebedürftigkeit gelingt. Aber auch dieser Anteil ist weit niedriger als in anderen Großstädten und auch dem Bundesdurchschnitt insgesamt.

„Unterstützungs- und Eingliederungsmaßnahmen müssen stärker am Ziel der Nachhaltigkeit ausgerichtet werden. Zudem müssten die sozialintegrativen Maßnahmen der Stadt sowie abschlussorientierte Qualifizierungen für diese Zielgruppe ausgebaut werden. Ebenso sollten Menschen bei einer Jobvermittlung noch längere Zeit nachbetreut werden, um ein neues Arbeitsverhältnis möglichst stabilisieren zu können.“

Auch die zukünftige Bundesregierung ist gefordert, wobei der DGB davon ausgeht, dass der Koalitionsvertrag die Zustimmung der SPD-Mitglieder findet. „Den Ankündigungen im Koalitionsvertrag, die Beschäftigungschancen von Langzeitarbeitslosen im Rahmen aktiver Arbeitsmarktpolitik zu verbessern, müssen schnell Taten folgen. Alles andere wäre für Wuppertal eine vertane Chance.“, so der DGB-Chef abschließend.

Hartz-IV-Risiko Erwerbstätiger (15 – 64 Jahre) und Langzeitbezug in Wuppertal im Vergleich zu Großstädten insgesamt Dezember 2012

 

Hartz-IV-Quote insgesamt 1) Eintrittsrisiko 2) Verbleibsrisiko unter 1 Jahr  3)

Langzeitbezug

21 Monate in den letzten 24 Monaten 4 Jahre und länger
Wuppertal

14,6

3,8

37,1

70,9

51,7

Großstädte im Westen

10,4

3,6

41,3

69,0

48,7

Großstädte im Osten

15,7

5,5

39,7

72,6

53,4

Deutschland insgesamt

8,1

3,2

43,5

68,8

49,0

[Quelle: DGB-Sonderauswertung der Hartz-IV-Statistik]

1) Bestand der erwerbsfähigen Hilfeempfänger/innen im Alter von 15 – 64 Jahren gemessen an der Bevölkerung

2) Zugang der eLb in Hartz-IV-Bezug 2012 gemessen an der Bevölkerung

3) Anteil der Hartz-IV-Empfänger/innen, die weniger als 1 Jahr kontinuierlich auf Hartz-IV angewiesen sind

 

 

 

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Kommentare

  1. FreeSpeech sagt:

    Was für ein Quatsch.
    Erst hat man die Menschen (auch mit den Gewerkschaften!) in dieselbige geritten und nun dies..:
    „Angesichts dessen fordert der DGB, dass Hartz-IV-Empfänger_innen besser durch Arbeitsagentur und Jobcenter unterstützt werden. Die Betreuung muss beispielsweise professionalisiert werden. Es ist notwendig, Stabilisierungs-, Unterstützungs- und Eingliederungsmaßnahmen stärker am Ziel der Nachhaltigkeit und an der Realität auszurichten“
    Die Unterstützung tendiert gen Null.
    Ein einfaches Zahlenspiel:
    110.000 Mitarbeiter bei der BA.
    500.000 freie Arbeitsplätze.
    Dämmert´s?
    Da kann man über „professionalisiert, Stabilisierungs-, Unterstützungs- und Eingliederungsmaßnahmen“, wenn mittlerweile sogar ältere Akademiker arbeitslos werden, nur noch den Kopf schütteln, über soviel Dreistigkeit. Insbesondere HartzIV ja mal als kurzfristige Überbrückung zum neuen Job gedacht war, und nicht wie es nun passiert, als bleibender, verfestigter Armutssatz, der sich dann auch noch in der Rente wiederfindet. Leider wissen die meisten Deutschen nicht, dass das Durchschnittsgehalt NICHT einmal für eine überlebensfähige Rente ausreicht, sondern dann praktisch HartzIV – genannt Grundsicherung – beantragt werden muss.
    Vielen herzlichen Dank. Auch an die Gewerkschaften.

  2. Fast Foot sagt:

    Die nahezu bedingungslose Unterstützung oder Duldung der SPD-Politik von einflussreichen Gewerkschaftern, insbesondere in der Regierungszeit von Schröder, ist mit Ursache der Situation von Hartz-4-Bezierhern und deren Armutsgefährdung oder -betroffenheit.
    Leider hat die SPD-Bundestagsfraktion die Gunst der Stunde, Mehrheiten gegen Merkel zu nutzen und grundlegende Veränderungen in der Arbeits-, Sozial- und Energiepolitik zu beschließen, bisher nicht wahrgenommen.

    Die SPD war angetreten Merkel abzuwählen und hatte eine Koalition mit der Linken ausgeschlossen. Man wolle nicht Wort brechen und mit den Linken koalieren. Man bricht aber Wort und koaliert mit der CDU/CSU und wählt Merkel.
    Wortbruch bleibt Wortbruch.

    Die Politiker und leider auch z.B. Kollege Sommer (DGB+SPD) zeigen sich erfreut über den Einstieg in den 8,50-€-Mindestlohn, der dann für fast alle Beschäftigten zum 31.12.2016 erreicht sein soll. 2017 gibt es wieder Bundestagswahlen …, dann wird es für Mindeslöhner vielleicht eine Lohnerhöhung von 3% geben, liest sich gut, bedeutet aber, dass die reale Kaufkraft für diese Wenigverdiener um ca. 10% geringer ausfällt als jetzt. Warum sich führende SPD-Gewerkschafter für eine Zustimmung zum Koalitionsvertrag einsetzen ist für mich unverständlich.

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