28.07.2014Manuela Salem
Erste Demenzgruppe für türkische Senioren im Tal
Seit fünf Jahren werden im Nachbarschaftsheim Menschen mit Demenz mehrmals pro Woche in Kleingruppen betreut. „Für ihre Angehörigen ist es oft eine große Entlastung, einen oder zwei freie Nachmittage in der Woche zu haben und gleichzeitig die dementiell erkrankte Mutter oder den Ehemann bei uns in guter Obhut zu wissen“, stellt Johanna Niedermüller fest, Leiterin des Seniorenforums im Nachbarschaftsheim.
Ein hauseigener Fahrdienst holt die Gruppenteilnehmer von Zuhause ab und bringt sie ins Nachbarschaftsheim am Ostersbaum. Dort verbringen sie umfassend betreut in netter Gesellschaft den Nachmittag, bis sie vom Fahrdienst wieder nach Hause gebracht werden. Maximal acht Gruppenteilnehmern stehen drei Betreuer zur Verfügung, die sich nach fachlicher Ausbildung ehrenamtlich um ihre Gäste kümmern. „Wir erzählen uns viel, lachen gemeinsam, machen kleine Spaziergänge oder trinken gemütlich Kaffee“, berichtet Volker Braunholz, der sich seit fünf Jahren im Nachbarschaftsheim ehrenamtlich engagiert. Auch Gedächtnistraining und Sport stehen regelmäßig auf dem Programm.
Natürlich bringt eine Demenzerkrankung auch Einschränkungen mit sich: Manchmal finden die Gäste nicht die richtigen Worte, erzählen die immer gleichen Episoden aus der Vergangenheit oder sind auch mal niedergeschlagen, weil sie ihre Defizite spüren. „Damit wissen wir gut umzugehen“, so Volker Braunholz. „ Wichtig ist vor allem, dass die Menschen sich herzlich willkommen fühlen und wissen, dass wir sie trotz ihrer Einschränkungen ernst nehmen und wertschätzen.“ 20 ehrenamtliche Mitarbeiter werden von hauptamtlichen Mitarbeitern professionell begleitet, Fortbildungen und Teamgespräche stehen regelmäßig auf der Tagesordnung.
Die Nachfrage nach guten Betreuungsmöglichkeiten für Menschen mit Demenz ist groß. In Kooperation mit dem Ressort Soziales der Stadt erweiterte das Nachbarschaftsheim somit sein Angebot: Vor kurzem ging – neben den Nachmittagsgruppen – die erste Betreuungsgruppe am Vormittag an den Start. Neu gründet sich auch eine Gruppe für türkische Senioren mit Demenz, in der die türkischsprachigen Betreuungskräfte die Herkunftskultur besonders berücksichtigen: Mit Fotos aus der Heimat, kleinen Gedächtnisübungen mit türkischen Volksweisheiten oder vertrauten Melodien mit türkischen Instrumenten werden Erinnerungen wachgehalten und bei einem Glas traditionellem Tee ausgetauscht. Manuela Salem, Ressort Soziales der Stadt, ergänzt: “Sowohl unsere deutschen als auch unsere türkischen Gäste werden auf Wunsch auch Zuhause betreut, wenn z. B. der Weg ins Nachbarschaftsheim zu beschwerlich ist.”
Anfallende Kosten können von der Pflegekasse übernommen werden. Beratung und Anmeldung – für deutsche und türkische Senioren – gibt es im Nachbarschaftsheim unter der Tel. Nr. 245 19 60.
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