18.11.2015SkF Bergisch Land
Geschichten vom Klingholzberg – Leben im Brennpunkt
Der Klingholzberg in Oberbarmen war eins der Wuppertaler Quartiere, in denen bis zu den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts sogenannte Obdachlose in Notunterkünften wohnten. Die Sozialarbeiterin Sabine Münch, Leiterin des Fachbereichs Gemeinwesenarbeit beim Sozialdienst katholischer Frauen e.V. Wuppertal (SkF), begleitete auf dem Klingholzberg jahrelang ein Erzählcafé für die Frauen und Mütter, die auf dem Berg gelebt haben. Mit ihnen und ihren Kindern hat die Autorin Christiane Gibiec Interviews geführt und in der Broschüre „Geschichten vom Klingholzberg – Leben im Brennpunkt“ zusammentragen. Außerdem wurden Nachbarn und Helfer befragt. Herausgekommen ist ein bewegendes Zeitzeugnis, das zeigt, dass die von der „normalen“ Gesellschaft ausgegrenzten Menschen ihr Leben mit Mut, Kraft und großer Würde gemeistert haben. Vor allem die kinderreichen Mütter, die unter für uns heute unvorstellbaren hygienischen Bedingungen ihre Kinder großzogen und häufig mit gewalttätigen und alkoholabhängigen Männern zurechtkommen mussten, haben mit Humor, Kreativität und Durchhaltevermögen ihre Situation bewältigt.
Bemerkenswert ist die große Nachbarschaftshilfe und Solidarität, von der die ehemaligen Klingholzbergbewohner berichten. Wenn eine Familie nichts mehr zu essen hatte oder die Mutter krank wurde, sprangen die Nachbarn ein. Die Kinder erinnern sich, dass sie zwar von Außenstehenden als „Asi“ diskriminiert wurden, der Zusammenhalt untereinander dafür umso fester war. „Die Freiheit für uns Kinder war unbeschreiblich,“ so ein ehemaliger Klingholzberger, „wir konnten tun und lassen, was wir wollten. Unsere Spielsachen haben wir uns selbst zusammengebaut, zu Beispiel Gokarts aus alten Kinderwagen.“
Der ehemalige Pfarrer der Stadtmission Hans Freitag, der in den 1950er und 60er Jahren auf dem Klingholzberg gearbeitet hat, erinnert sich daran, dass nur wenige Bewohner mit ihrem Schicksal haderten und die schwächsten immer beschützt wurden. „Es gab natürlich mal Streit unter den Leuten, aber im Grunde hielten sie alle fest zusammen, es gab keine Kälte unter ihnen,“ so Freitag.
Alle Befragten berichten in den „Geschichten vom Klingholzberg“, dass viele der ehemaligen Bewohner sich aus den widrigen Umständen herausgearbeitet und ihren Weg gemacht haben. er eine Chance hatte, hat sie wahrgenommen,“ sagt Pfarrer Freitag, „ die Leute waren ja nicht faul.“
Das Heft „Geschichten vom Klingholzberg – Leben im Brennpunkt“ kann zum Preis von 3€ bestellt werden beim Sozialdienst katholischer Frauen e.V. Wuppertal (SkF)
Bembergstr. 20
42103 Wuppertal
Telefon: 0202 25257-0
Telefax: 0202 25257-18
E-Mail: geschaeftsstelle@skf-wuppertal.de
Geschäftszeiten 8.00 bis 13.00 Uhr
Kontakt zum Thema: Sabine Münch
Fachbereichsleitung Gemeinwesenarbeit
Heinrich-Böll-Straße 258
42277 Wuppertal
TEL | 0202 642663 oder 0176 23456593 |
FAX | 0202 2624238 |
sabine.muench@skf-wuppertal.de |
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