Noch eine Baustelle?

Wuppertal strotzt gerade vor guten und weniger guten Baustellen, findet Silke Nasemann im Editorial der Bergischen Blätter, Ausgabe 22.2012

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Baustellen hat Wuppertal schon genug, mag sich der eine oder andere denken – reale wie gedankliche. Da bedarf es eigentlich keiner weiteren. Oder doch? Es geht um die vom NRW-Gesundheitsministerium angedachte forensische Klinik an der Müngstener Straße, die eine große Diskussion über den Standort ausgelöst hat.
Eine weitere Baustelle, die Wuppertal derzeit in Atmen hält, sind sicherlich die Bühnen, deren beide Intendanten zugunsten des Publikumslieblings Toshiyuki Kamioka geschasst werden. Doch hatten Johannes Weigand und Christian von Treskow tatsächlich die gleichen Chancen wie der zugegeben fantastische japanische Dirigent? Denn überall bekommen wir zu hören, dass in Oper und Schauspiel sehr gute Arbeit geleistet wurde. Am Ende zählen aber nur die Zahlen, und die sind – ebenfalls zugegebenermaßen – schlecht. Die Rahmenbedingungen gerade im Kleinen Schauspielhaus waren es aber auch! Womit wir bei der nächsten Baustelle wären – dem Schauspielhaus. Was daraus wird, weiß (immer noch) keiner.
Eine weitaus bessere Baustelle bietet da ausnahmsweise einmal der Döppersberg, der nun endlich für alle sichtbar in Angriff genommen wird. Das hat auch schon die ersten neuen Investoren angezogen – die allerdings auch in die Schwebebahn kommen, weil es in den Großstädten rundherum zu teuer wird.
Aber genau das muss kein Makel sein, sondern kann durchaus als Marketing-Ansatz genutzt werden: Seht her, in Wuppertal kann man Häuser kaufen, die man sich in Köln und Düsseldorf niemals leisten kann.
Womit wir wieder bei der neuen Klinik wären. Dort, wo die Klinik stehen soll, kann sich die Stadtverwaltung wahrscheinlich viele schöne Wohnhäuser statt einer mit 5,50 Meter hohen Mauer umfriedeten Anlage vorstellen. Bleibt wieder die Frage zwischen neuen Arbeitsplätzen und schönem Wohnraum.
Sagen wir es einmal so: Ohne schönen Wohnraum keine (neuen) Einwohner, ohne Arbeitsplätze aber auch nicht. Also muss die Devise der Stadt lauten, beides zu bekommen. Vielleicht klappt das ja ebenfalls auf den Südhöhen, zum Beispiel in direkter Nachbarschaft zur bereits bestehenden Jugendjustizvollzugsanstalt. Die Diskussion darum ist in letzter Zeit erfreulich abgeebbt.

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