07.12.2011Claudia John
Positiver Trend geht an Menschen mit Behinderung vorbei
Menschen mit Behinderung haben im Vergleich zu nicht behinderten Menschen immer noch Schwierigkeiten, auf dem ersten Arbeitsmarkt unterzukommen. Dabei sind sie nicht weniger leistungsfähig. Vielmehr sind Menschen mit Behinderung – am richtigen Arbeitsplatz – sehr motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ihre Chance nutzen.
Im November 2009 waren in Wuppertal noch 20.500 Menschen arbeitslos gemeldet. Im November 2011 waren es 18.510: ein Rückgang um knapp zehn Prozent. Die Zahl der arbeitslos gemeldeten schwerbehinderten Menschen stieg im selben Zeitraum von 847 auf 985 um rund 16 Prozent.
Dabei gibt es unter den arbeitslosen Schwerbehinderten eine Reihe gut ausgebildeter Menschen, weiß Martin Klebe, Chef der Agentur für Arbeit Wuppertal. „Menschen mit Handicap werden als Fachkräfte leider oft vergessen. Ich wünsche mir, dass die Unternehmen der Region mehr Mut haben, sich auf diesen Personenkreis einzulassen. Das Beispiel von Sven Stipps zeigt, dass es hier nicht nur um soziales Engagement geht, sondern dass Unternehmen motivierte und loyale Fachkräfte gewinnen, die in der Lage sind, ihren Job voll zu erledigen“, so Martin Klebe.
Sven Stipps hat eine Ausbildung zum Mechatroniker in der Autowerkstatt der Mercedes-Benz Vertretung Wuppertal erfolgreich absolviert, als ihn durch einen Motorradunfall im Sommer 2006 ein Schicksalsschlag ereilte, der seine Lebensplanung grundlegend veränderte.
Nachdem Sven Stipps wieder arbeitsfähig war, begann die berufliche Wiedereingliederung. Da die berufliche Wiedereingliederung von schwerbehinderten Menschen spezielle Kenntnisse erfordert, gibt es in jeder Agentur für Arbeit ein Team, das ausschließlich Rehabilitanden und schwerbehinderte Menschen betreut. Die Vermittler und Berater im Reha-Team kennen alle technischen und finanziellen Hilfen, haben Kontakte zu technischen Beratern, Schwerbehindertenbeauftragten und dem Integrationsamt. Sie beraten Arbeitnehmer teilweise schon am Krankenbett und nehmen Anträge auf Teilhabe am Arbeitsleben entgegen.
Im Fall von Sven Stipps übernahm Klaus Thiele, Reha-Berater der Agentur für Arbeit Wuppertal, die Beratung. Er beriet auch die Personalleitung der Mercedes-Benz Niederlassung Wuppertal, die Sven Stipps gerne helfen und eine neue berufliche Perspektive geben wollte.
Gemeinsam wurde eine Beschäftigung als Automobilkaufmann als neues Berufsziel festgelegt, weil Sven Stipps dabei auch seine bisherigen beruflichen Erfahrungen sehr gute einbringen konnte.
Die Arbeitsagentur unterstützte diesen Neuanfang ab August 2007, indem sie die erforderliche Umschulung zum Automobilkaufmann finanzierte und die Umrüstung des Arbeitsplatzes auf die neuen Bedürfnisse von Sven Stipps förderte. So schufen die Mercedes-Benz Niederlassung Wuppertal und die Agentur für Arbeit Wuppertal gemeinsam alle Voraussetzungen für eine erfolgreiche Wiedereingliederung ins Berufsleben. Nach erfolgreicher Prüfung im Sommer 2009 wurde Sven Stipps zunächst in ein befristetes Arbeitsverhältnis übernommen.
„Ich freue mich ganz besonders, dass die Firma Mercedes-Benz den jungen Mann in diesem Sommer in einen festen Vertrag übernommen hat. Mein Dank gilt den Verantwortlichen, die diesem jungen Mann eine Chance gegeben haben und damit auch Menschen aus diesem Personenkreis ermöglichen, weiterhin am Arbeitsleben teilzuhaben. Ich hoffe sehr, dass dieses Beispiel Schule macht“, erklärt Martin Klebe.
Die Agentur für Arbeit bietet einen umfassenden Service für Unternehmer, die schwerbehinderte Menschen einstellen möchten. Lucie Müller kümmert sich bei der Agentur für Arbeit Wuppertal um die Vermittlung behinderter Menschen. „Man kann viele Arbeitsplätze so einrichten, dass sie behindertengerecht sind. Hier berate ich jeden Arbeitgeber ganz individuell“, so Lucie Müller. Die Expertin des Arbeitgeber-Services ist unter Telefon 2828-361 erreichbar.
„Die Woche der Menschen mit Behinderung ist die perfekte Gelegenheit, noch einmal die Unternehmen zu kontaktieren und verstärkt auf die Beschäftigungspotenziale behinderter Menschen aufmerksam zu machen“, so Martin Klebe. „Denn über die Hälfte der Unternehmen in Wuppertal zahlen die Ausgleichsabgabe, statt behinderte Menschen einzustellen“, bedauert er.
Anlässlich des Internationalen Tags der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember startet die Bundesagentur für Arbeit als Träger der aktiven Arbeitsförderung und der beruflichen Rehabilitation eine Aktionswoche für Menschen mit Behinderung. Damit trägt die Agentur für Arbeit zugleich dem Nationalen Aktionsplan der Bundesregierung zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention Rechnung. Die Woche der Menschen mit Behinderung findet vom 05. bis 09. Dezember 2011 bundesweit statt.
Arbeitgeber mit mindestens 20 Beschäftigten sind gesetzlich verpflichtet, auf mindestens fünf Prozent der Arbeitsplätze schwerbehinderte Menschen zu beschäftigen. Wer dieser Vorgabe nicht nachkommt, muss eine Ausgleichsabgabe zahlen. Die Höhe dieser Abgabe ist abhängig von der Beschäftigungsquote schwerbehinderter Menschen.
Der Öffentliche Dienst hat sich selbst dazu verpflichtet, auf sechs Prozent der Arbeitsplätze schwerbehinderte Menschen zu beschäftigen, die Bundesagentur für Arbeit sogar auf 8,7 Prozent aller Arbeitsplätze. Diese Quote wird von der Agentur für Arbeit Wuppertal erfüllt.
„Bei unseren Nachwuchskräften beträgt die Quote schwerbehinderter Menschen sogar rund 20 Prozent“, so Martin Klebe.
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