Sprach- und Integrationsmittlung: innovative Dienstleistung und Beschäftigungschance für Migranten

Von Miguel Tamayo: Vertreter des Bildungs-, Gesundheits- und Sozialwesens trafen sich am 10. Februar in den Räumen der Diakonie Wuppertal, um sich über die neue Dienstleistung der Sprach- und Integrationsmittlung (SprInt) zu informieren.

Sprach- und Integrationsmittler dolmetschen in Behandlungs- und Beratungssituationen. Sie vermitteln interkulturell zwischen deutschen Fachkulturen und den Herkunftskulturen der Migranten. Dabei analysieren sie Gesprächssituationen und intervenieren angemessen bei Kommunikationsstörungen.  Ihre typischen Einsatzfelder reichen von der medizinischen Versorgung über die Jugend- und Familienhilfe bis zur Arbeitsvermittlung.

Gruppenarbeit im Rahmen der SprInt-VeranstaltungGruppenarbeit im Rahmen der SprInt-Veranstaltung

Fachdienste können ab März beim „Sprintpool“, der Vermittlungszentrale der Diakonie, die Dienstleistung in 20 Sprachen abrufen. „Von der Veranstaltung erhoffen wir uns Impulse, wie wir die Dienstleistung noch besser auf die Bedürfnisse der Kunden ausrichten können“, sagt Projektleiterin Antje Schwarze. Zu diesem Zweck begaben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Qualifizierung ins Publikum, um die Fachleute zu interviewen.

Der Integrationsbeauftragte der Stadt Wuppertal und Leiter des Ressort Zuwanderung und Integration, Jürgen Lemmer:  „Wir geben Millionen für die Jugendhilfe aus, haben aber Probleme einen Teil der Menschen zu erreichen, weil wir sie mit der Sprache nicht erreichen oder trotz ausreichender Sprachkenntnisse Verständnisprobleme haben. Hier Sprach- und Integrationsmittler als Unterstützung von Sozialarbeit zur Verfügung zu haben, davon erwarte ich mir nicht nur, besser in der Jugendhilfe zu werden. Langfristig werden wir deutliche Millionensummen sparen, weil wir rechtzeitig agieren können.“

Die von der ARGE geförderte insgesamt 18-monatige Qualifizierung „SprInt-Wuppertal“ umfasst rund 2000 Unterrichtsstunden Theorie in 20 Fächern, darunter Dolmetschtraining, Fachterminologie aus Medizin, Recht und Sozialarbeit, interkulturelle Kommunikation, Berufsethik, Migrationssoziologie usw.  In insgesamt 4 ½ Monaten Praktikumszeit lernen die Teilnehmenden ihre zukünftigen Arbeitsbereiche kennen und knüpfen Kontakte mit Wuppertaler Institutionen.

Der Geschäftsführer der ARGE Wuppertal, Thomas Lenz:  „Die ARGE fördert diese Maßnahme aus zwei Gründen:  Wir haben einen hohen Anteil von Migrantinnen und Migranten, sind also ständig auf Dolmetscher angewiesen. Außerdem berücksichtigt  gute Beratungsarbeit immer auch die speziellen kulturellen Hintergründe. Eine Dienstleistung wie Sprach- und Integrationsmittlung , die beide Aspekte abdeckt, ist für uns optimal.“

„Der zweite Grund: Gerade Migrantinnen und Migranten haben am Arbeitsmarkt besondere Schwierigkeiten. Darum sind wir an solchen Projekten interessiert, die für diesen Personenkreis eine konkrete berufliche Perspektive eröffnen, und das ist hier der Fall.“

„Wir brauchen Qualität, nicht nur beim Dolmetschen sondern auch hinsichtlich der kulturellen Informationen und nicht zuletzt in rechtlicher Hinsicht. Gute Fachkräfte bekommt man nur mit einer guten Ausbildung, und das dauert eben ihre Zeit.“

 Der Leiter der Migrationsdienste der Diakonie Wuppertal, Achim Pohlmann:  „Die Diakonie Wuppertal bildet seit 2002 Sprach- und Integrationsmittler aus  und befindet mit Unterstützung des Europäischen Integrationsfonds aktuell in einem bundesweiten Transfer der Ausbildung. In Wuppertal haben wir das Glück,  nicht nur den Transfer zu leisten, sondern gleichzeitig mit der Unterstützung der ARGE Wuppertal und der ARGE Bottrop 27 MigrantInnen in der neuen  zu etablierenden Dienstleistung auszubilden“

Für die Qualifizierungmaßnahme wurden ausschließlich Bewerberinnen und Bewerber mit eigener Migrationserfahrung ausgewählt, weil sie neben den erforderlichen Sprachkenntnissen ein Gespür für kulturell bedingte Kommunikationsbarrieren haben. Der Leiter der Migrationsdienste, Achim Pohlmann, sieht einen weiteren Pluspunkt: „Viele Migranten bringen beste Voraussetzungen in Form von Bildungsabschlüssen mit, die aber in Deutschland nicht anerkannt werden.“ Dies zeigt sich auch in der Zusammensetzung der Teilnehmenden, von denen rund die Hälfte studiert hat.

www.sprint-wuppertal.de

www.sprint-transfer.de

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