Überall oder spezialisiert?
Was sind wir bereit, im Krankheitsfall auf uns zu nehmen? Diese Frage stellt sich vermehrt auch die AOK Rheinland/Hamburg. Dahinter steht die Idee, ob tatsächlich überall immer alles vorgehalten wird, oder man doch besser große Zentren bildet, die sich mit der entsprechenden Krankheit gut auskennen, eine gewisse Expertise mitbringen. Denn dass Patienten in den großen Zentren besser aufgehoben sind, als in den kleineren Krankenhäusern, hat (nicht nur die AOK) in ihren Statistiken aufgezeigt.
Sehr erfolgreich sei man in diesem Sinne mit den Brustzentren: Bis zu 80 Prozent der Patientinnen werden dort therapiert. Doch bei anderen Erkrankungen, auch und gerade bei Krebs, ist das nicht immer der Fall, berichten Günter Wältermann, Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg, und Hans Baum, Regionaldirektor der AOK in Wuppertal.
Ihre Frage ist nicht unberechtigt: Ist eine Frau mit Brustkrebs nicht viel besser in einem Zentrum aufgehoben, wo Ärzte und Pfleger den ganzen Tag mit diesem Thema beschäftigt sind, als in einem kleinen Krankenhaus, wo vielleicht drei Patientinnen pro Monat mit der Erkrankung vorsprechen?
Und ist man nicht dort besser aufgehoben, wo neue Hüften quasi wie am Fließband operiert werden, statt dort, wo das vielleicht nur einmal im Quartal vorkommt? Man sollte meinen, dass Erkrankte dies für selbstverständlich halten. Und in Zeiten, in denen man nach Essen ins Einkaufszentrum, nach Düsseldorf zum Spaziergang an den Rhein und nach Dortmund zum Fußball fährt, sollte es kein Problem sein, auch für die eigene Gesundheit weiter zu fahren.
Ist es aber offensichtlich nicht. Wenn es zu Schließungen kleiner Häuser wie zuletzt in Schwelm und Velbert-Neviges kommt, gibt es meist einen großen Aufschrei in der Bevölkerung, haben die Menschen vor Ort Angst, dass sie nicht mehr gut versorgt sind. Doch ist es wirklich gut, überall alles vorzuhalten?
Die großen Klinikträger selbst sind zwar ebenfalls gerade in Wuppertal dabei, ihre Standorte zu konzentrieren, wollen aber möglichst dort immer noch alle Bereiche vorhalten. Auch das ist aus Sicht der AOK nicht immer sinnvoll, wenn nur einen Steinwurf weiter schon ein gutes Zentrum in diesem Bereich vorhanden ist. Zusammenarbeit könnte hier der Königsweg lauten, was bei den Brustzentren ja auch funktioniert. Die Frage lautet also eigentlich: Ist es Luxus, alles überall zu haben, oder lieber den Spezialisten zumindest in erreichbarer Nähe zu wissen?
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