Kleine Geschichte des Fastens

Am Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit, die auch Protestanten zum bewussten Verzicht nutzen. Das sah früher ganz anders aus.

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Am Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit, die auch Protestanten zum bewussten Verzicht nutzen. Das sah früher ganz anders aus.

In Köln tragen sie in einer letzten Karnevalsprozession den „Nubbel“ zu Grabe, in Düsseldorf den „Hoppeditz“. In Bonn ziehen sie an den Rhein und waschen ihre leeren Geldbeutel aus. Und auch im eher karnevalsfernen Wuppertal gibt es kleine Rituale, mit denen sich die Jecken von den „tollen Tagen“ verabschieden. Die Gläser werden noch einmal gehoben, dann geht der Alltag wieder los. Von Reue oder Verzicht keine Spur.

Hätten die katholischen Kirchenväter damals geahnt, dass sich die Karnevalsbräuche so verselbständigen würden – sie wären vermutlich weniger großzügig gewesen. Denn der eigentliche Sinn der „Fastnacht“ ist das Fasten. Ohne die Fastenzeit wäre der Karneval nicht entstanden.

Das Aschekreuz als Zeichen der Buße

Schon im 6. Jahrhundert beschloss die Kirche, sich auf das höchste Fest der Christenheit, die Auferstehung Jesu Christi, mit einer 40-tägigen Fastenzeit vorzubereiten. Am ersten Tag der Fastenzeit wurden alle Christen als Zeichen ihrer Buße mit Asche bestreut, weshalb dieser Tag den Namen „Aschermittwoch“ erhielt.

Fastnacht galt als Schwellenfest. Es verband die Zeit des „Fleisches“ und „Geistes“.

Dass vor dem Beginn der Fastenzeit noch einmal kräftig gefeiert wurde, hatte damals ganz pragmatische Gründe. Lebensmittel konnte man nicht konservieren, sondern musste sie essen. Und das ging am besten bei Gesang und Tanz. Fastnacht galt als „Schwellenfest“, das die „Zeit des Fleisches“ mit der „Zeit des Geistes“ verbinden sollte.

Drei Tage Genuss, vierzig Tage Verzicht

Drei tolle Tage gönnten sich die Christen, bevor sie vierzig Tage lang auf Fleisch, Wein, Butter, Eier, Milch und Käse verzichten mussten. Die Kirche sah dem ausgelassenen Treiben der Gläubigen eher skeptisch zu. Versuche, die Fastnacht zu verbieten, gab es zwar immer wieder, aber sie waren nie erfolgreich.

Die Kirche fand nicht immer Gefallen am bunten Karnevalstreiben ihrer Gläubigen.

Doch nicht nur im Hinblick auf die Fastnacht setzte sich das Kirchenvolk durch. Auch bei den strengen Fastenregeln fanden gewiefte Christen immer wieder Wege, das sehr eingeschränkte Nahrungsangebot aufzulockern. Zum Beispiel mit Schokolade.

Papst Pius erlaubte Schokolade – weil sie bitter schmeckte.

Dafür gingen sie im 16. Jahrhundert sogar zum Papst, der entscheiden sollte, ob die Süßigkeit gegen das Fastengebot verstößt. Sie servierten Papst Pius V. bittere Schokolade ohne jegliche Zutaten – und er erlaubte deren Genuss. Die unter Wasser tauchenden Enten wurden als Fische definiert, damit man sie während der Fastenzeit schlachten durfte.

Fasten als „Werkgerechtigkeit“

Von diesem Versteckspiel Martin Luther seine Glaubensgeschwister. Er verurteilte das Fasten schlicht als „Werkgerechtigkeit“ und hielt es im Grunde für überflüssig, ebenso wie das dazugehörige Karnevalsfest.

Viele Protestanten ärgerten sich, dass die Katholiken in ihrer Nachbarschaft weiterhin umgehemmt feierten. Die Katholiken wiederum ärgerte die Kritik am Karneval und der Fastenzeit. Ihre Missbilligung drückten sie nicht nur verbal aus, sondern kippten Jauche auf die Felder oder weißten ihre Fachwerkhäuser am höchsten christlichen Feiertag, dem Karfreitag.

Protestantische Fastenaktion „7 Wochen ohne“

Heute wird das Fasten von beiden Konfessionen wieder ernster genommen. Schon seit etwa 35 Jahren ruft die evangelische Kirche zur Aktion „Sieben Woche ohne“ auf. Sie steht diesmal unter dem Motto „Leuchten! Sieben Wochen ohne Verzagtheit“.

Übrigens soll auch Luther gefastet haben – aber nicht aus religiösem Pflichtbewusstsein oder als Weg zum Seelenheil. Er empfahl das Fasten „als eine feine äußerliche Zucht“. Denn es tut dem Menschen gut, sich auch im Verzicht zu üben. In diesem Sinn nutzen viele Protestanten die sieben Wochen bewusst als eine Zeit der Einkehr, der Umkehr und Besinnung.

Text: Sabine Damaschke (epd)
Foto: pixabay

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