Abschied vom Schauspielhaus
Mit „Eine Billionen Dollar“ endete am vergangenen Sonntag eine Ära die vor fast 50 Jahren so selbstbewußt begann – die des Schauspielhauses Wuppertal. Ausgerechnet am vierten Jahrestag des Todes von Pina Bausch – sie hatte sich allen Schließungsbestrebungen immer entschieden entgegengestellt – schloss das Haus seine Pforten für immer.
Wäre es nach der Stadtverwaltung gegangen, wären die Türen still und leise verschlossen worden. Oberbürgermeister Peter Jung sagte, dass ihm nicht nach Feiern zu Mute sei. Daraufhin lud das Ensemble der Wuppertaler Bühnen ein. Denn der Abschied vom Schauspielhaus war ein symbolträchtiger. In den vergangenen Jahren ist die Schließung des Gebäudes bundesweit zum Synonym des vermeintlichen Niedergangs von Wuppertal geworden. Die nun tatsächlich vollzogene Trennung ist daher besonders schmerzhaft und will gemeinsam betrauert werden. Denn Krisen- und Übergangszeiten lassen sich besser zusammen bewältigen. Wer weiss das besser, als die Schauspieler des Ensembles der Wuppertaler Bühnen, die sich tagein tagaus mit den existentiellen Erfahrungen des Lebens befassen und denen das Haus eine Heimat war. So hat das Ensemble der Bühnen alle Wuppertaler eingeladen, den letzten Abend im Schauspielhaus Wuppertal mit Ihnen gemeinsam zu verbringen. Und es kamen Viele. In Gruppen oder alleine wandelte man noch einmal durch das immer noch schöne Foyer und nahm noch einmal die gesellig, inspirierende Atmosphäre des Hauses auf, oder tauschte wehmütig Erinnerungen aus. Die Grundstimmung kennzeichnete eine traurige Fassungslosigkeit darüber, dass inzwischen sogar der Abriss des Graubner Baus denkbar geworden ist.
Intendant Christian von Treskow jedenfalls schließt eine erfolgreiche Spielzeit ab. Er und sein Ensemble haben trotz aller widrigen Umstände so viele Wuppertaler ins Theater geholt wie noch nie. In seiner Rede zum Abschied vom Schauspielhaus verwies er darauf, dass Theater Bewegung sei und dass dazu auch der Ortswechsel gehöre. Außerdem stehe dem Theater ohne ein festes Haus eine ganz besondere Spielzeit bevor. Das Ensemble wird an vielen interessanten und ungewöhnlichen Orten spielen, darauf freue er sich. Ganz im Sinne von Herrmann Hesse: „Jedem Ende wohnt ein Anfang inne“ wird das Schauspiel erhalten bleiben, wenn auch nur mit kleinem Ensemble und neuer Intendanz. Aber auch kleine Ensembles können großes Theater machen. Das beweist das Schloßtheater Moers schon seit Jahrzehnten. Für den Graubner Bau bleibt nur die Hoffnung, dass allen Unkenrufen zum Trotz, mit Mut, Tatkraft und einer guten Idee eine Lösung für den Fortbestand gefunden wird und die jetzt so schmerzhaft klaffende Lücke bald geschlossen werden kann.
Rede von Christian von Treskow
Fotos: Wilma Schrader
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