Ansichten zum Weiterdenken
Zunächst sieht man nur die schöne Frau, die an Prinzessin Diana erinnert. Dann fällt der Mercedes-Stern auf, der halb in ihren Arm gerammt ist – und erst später erkennt man das Blut im Haar und auf dem Kleid. Das Bild stammt aus der Serie „Royal Blood“ von Erwin Olaf und zeigt so etwas wie das nie veröffentlichte Foto der tödlich Verunglückten – und zwar so, wie es sich ihre Anhänger wohl vorstellen würden.
Die Ausstellung „Dead-Lines. Todesbilder in Kunst-Medien-Alltag“ setzt sich vor allem mit Inszenierungen des Todes auseinander, die weniger plakativ und schockierend als vielmehr subtil und damit tiefsinniger sein wollen, wie es die Kuratoren Oliver Zybok und Birgit Richard beschreiben. Subtil ist zum Beispiel auch die Ansicht einer amerikanischen Straße, die alleine schon durch die Lichtgestaltung eine hoffungslose, morbide Stimmung ausstrahlt.
Vieles sind Situationen, die wir kennen und die uns bei der Betrachtung bestimmter Symbolik in Erinnerung gerufen werden. Dabei reicht zum Beispiel ein überquellender Briefkasten oder das Gemälde einer Radaufhängung und einzelner Reifen, die durch die Luft fliegen, um zu ahnen, dass Menschen gestorben sind.
Es sind die Bilder von Tatorten, die nur der Anfang des Sehens sind, weil die Gedanken gleich weitergehen: Wer ist dort umgekommen? Wurde er umgebracht – und wie? Und so lösen auch die eigentlich sehr sterilen Fotografien von Orten, an denen die Todesstrafe vollzogen wird, beim Betrachter unangenehme Emotionen aus. Dabei wird vielfach mit der Schönheit gespielt, etwa beim Mobile aus Erkennungsmarken – oder auch mit Ironie, wie bei dem maßgeschneiderten Anzug, der die Fächer der Bomben für Selbstmordattentäter als elegante Stilelemente gleich mitliefert.
Ein Teil der Ausstellung macht zudem die Darstellung dessen aus, wie die Gesellschaft und dabei vor allem der jüngere Teil mit dem Tod und seinen Symbolen umgehen. Das fängt bei Fotografien von Gothic-Anhängern an und endet mit zwei Vitrinen, in denen vom Socken bis zur Handytasche Alltagsgegenstände der Jugend gezeigt werden, die den Totenkopf zum Gestaltungselement gemacht haben.
Die Interpretation der Werke liegt bei dieser Ausstellung mehr denn je im Auge des Betrachters: Wie weit lässt man die Kunst auf sich wirken? Wie nah lässt man den Tod an sich heran? Um das herauszufinden, sollte man sich vor allem eines nehmen: Zeit.
Parallel zur Wuppertaler Ausstellung werden weitere Werke zu „Dead-Lines“ in der Galerie der Stadt Remscheid gezeigt. Dort sind die Werke bis zum 8. Januar 2012 zu sehen.
Foto: Von der Heydt-Museum Wuppertal
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