Buch des Monats: „Franz Krause 1897-1979“
Von den drei Hauptvertretern des „Wuppertaler Arbeitskreises“ ist er der am wenigsten bekannte, obwohl er mit der Villa Waldfrieden das vom Volumen her opulenteste Werk der Künstlergruppe schuf, für die der Fabrikant Kurt Herberts das „Institut für Malstoffkunde“ aus der Taufe hob, das Willi Baumeister, Oskar Schlemmer und eben Krause vor dem Zugriff der nationalsozialistischen Kunstpolitik weitgehend abschirmte.
In einem von Gerda Breuer und Pia Mengels (Bergische Universität) herausgegebenen und von der Dr.-Werner-Jackstädt-Stiftung (Wuppertal) und der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland e. V. geförderten Publikation werden das architektonische Wirken, die bildkünstlerischen Arbeiten, Lyrik und Lautpoesie, Möbel- und Designarbeiten sowie – in speziellen Kapiteln – die Tätigkeit Franz Krauses an der Werkkunstschule Wuppertal und für die „Bauhütte“ des Gelsenkirchener Theaters vorgestellt.
Krause sowie die im Dritten Reich ausdrücklich zur „entarteten Kunst“ gezählten Baumeister und Schlemmer werden zur so genannten Inneren Emigration gezählt, also denjenigen Künstlern, die nicht ins Exil gingen oder auch nicht gehen konnten, jedoch in Opposition zum nationalsozialistischen Regime standen. Zum Wuppertaler Arbeitskreis zählten im Übrigen auch der Architekt Heinz Rasch, Oskar-Bruder Carl Schlemmer (genannt Casca), der Maler Ernst Oberhoff, der Stuttgarter Bildhauer Alffed Lörcher sowie die Bauhäusler Gerhard Marcks und Georg Muche (S. 176).
„… schlank, sportlich, ein guter Läufer und Schwimmer … elegant, welterfahren, gut bei Kasse, auch schon durch sein Alter überlegen“, wurde Krause von Kollegen und Freunden respektiert. „Er war ein dankbares Objekt für Fotografen … und Porträtisten“, erinnerte sich Anfang der 1980er-Jahre Willi Baumeister an die gemeinsame Studienzeit in Stuttgart (zitiert auf S. 7). Obwohl aus großbürgerlichem Haus stammend, gebildet und mit einem ordentlichen Erbe versehen, starb er verarmt – wohl auch, weil er sich am Ende der Bauzeit der Villa Waldfrieden mit dem Fabrikanten Dr. Kurt Herberts überwarf.
Der Band enthält neben den Beiträgen von Breuer und Mingels sowie Carmen Klements und Christopher Oestereichs eine Biographie des 1897 in Berlin geborenen und 1979 in Wuppertal gestorbenen Künstlers, Auflistungen seiner Publikationen und Ausstellungen sowie eine Bibliographie von Büchern und Aufsätzen über Franz Krause. Die Veröffentlichung ist großzügig mit Bildern, Dokumenten und architektonischen Zeichnungen versehen.
MATTHIAS DOHMEN
Gerda Breuer/Pia Mingels (Hrsg.), Franz Krause 1897-1979. Architekt, Künstler, Poet, Köln: Wienand 2014, ISBN 978-3-86832-213-2, 296 S., Euro 38,00, www.wienand-verlag.de.
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