02.05.2014Redaktion
Buch des Monats: „Rappoport oder: Hier unten leuchten wir“
1938, dem Jahr, in dem die Nazis die Synagogen anzünden und niederbrennen ließen, entzieht der NS-Staat dem Hals-Nasen-Ohren-Arzt Eugen Rappoport den Doktortitel. Fortan war er nur noch „Krankenbehandler“, der keine „Arier“ mehr versorgen durfte: „Zur ärztlichen Behandl. ausschl. v. Juden berechtigt“, wie es auf seinem Stempel stand, den ein Davidstern zierte. Am 20. Juli 1942 kommen Elsa „Sarah“ und Eugen „Israel“ Rappoport auf einen der Todestransporte, die ab Steinbeck gehen. In Treblinka werden sie ermordet, Nachkommen aber überleben auf abenteuerliche Weise.
Der Lehrer, Theaterpädagoge, Regisseur und Schauspieler Hans Werner Otto hat die Geschichte der Familie Rappoport, in die später einheiratet, gründlich recherchiert und erzählerisch überzeugend umgesetzt. Man erfährt, dass die NSDAP-Kreisleitung Wuppertal bereits 1935 eine Broschüre „Juden in Wuppertal“ herausgab, ein alphabetisches Verzeichnis jüdischer Geschäfte, Kaufleute, Ärzte und Rechtsanwälte, auf dass man „nachlesen konnte, wen man gefälligst zu boykottieren hatte“. Heute ist nach Rappoport eine Barmer Straße benannt.
Die Besonderen Hefte des Nordpark-Verlages druckt Alfred Miersch, der Verleger, in kleinen Tranchen, wenn die zuvor von ihm persönlich gefalzten und gehefteten Exemplare das Haus verlassen haben. Ottos „Rappoport“ ist so etwas wie ein Longseller, dessen letzte Auflage von 2013 stammt und der wohl in Kürze nachgedruckt wird. Bei Nordpark sind von Hans Werner Otto ferner „Mit dem Kofferradio in der Mählersbeck“, „Westkotten oder: Hitler ist kein feiner Mann“, „Bickendrop und das Patenkind“ und „Winde lassen, Wünsche werfen“ erschienen.
MATTHIAS DOHMEN
Hans Werner Otto, Rappoport oder: Hier unten leuchten wir, Wuppertal: Nordpark 2013, ISBN 978-3-935421-26-3, 75 S., Euro 6,50. Erhältlich im Buchhandel und beim Verlag selbst (www.nordpark-verlag.de).
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