Das Buch, das dein Leben verändern könnte …

... heißt es auf dem Titelblatt des Comics „Schablonsky – Ein neiderregendes Heldenleben“ von Harry Verhufen (Text) und Janosch Hübler (Zeichnungen), unser (wir hören die Glocken schon klingen) vorgezogenes Opus des Monats Dezember.

Vorgestellt wurde es auf der kürzlich beendeten Frankfurter Buchmesse.

Bei Schablonsky, von dem niemand mit Bestimmtheit weiß, wie viel Hübler und wie viel Verhufen in ihm steckt (und wie viel Bongart in Verhufen), handelt es sich um eine Unperson, die es „versäumt“ hat, den Beruf des Dichters zu ergreifen und die stattdessen „von der Gesellschaft als Undichter diffamiert“ wird.

verhufen

Ultrakurzstorys verspricht der Buchumschlag, und eine geht so: „Schablonsky, der Alleinstehende, der an seiner eigenen Haustür vergeblich klingelte, daraufhin resignierend feststellte, dass er nicht bei sich war, war ob dieser Begebenheit völlig außer sich.“ Auf der Zeichnung sieht man zwei behütete Personen, von denen eine auf einen Klingelknopf drückt, und, quasi neben sich stehend, Schalblonsky mit seiner langen Nase. Wenn das nichts zu bedeuten hat!

Verhufen/Hübler nehmen die Dinge oft wörtlich und karikieren sie insoweit, wie das in großem Stil Gerhard Seyfried zu Papier gebracht hat („Freakadellen und Bulletten“, „Flucht aus Berlin“ usw.). Sie, also Verhufen und Hübler und nicht die „Bulletten“, nehmen die Begriffe gern wörtlich: „Zum wiederholten Male war Schablonskys Verhalten zum Mittelpunkt eines peinlichen Vorfalls geworden. Einer Aufforderung zum Damespiel nachkommend, hatte er sich wie ein Transvestit verhalten.“ Hübsch auch eine Story wie „Herr S. versteht nur Bahnhof“, den er tatsächlich wohl nach längerem Suchen gefunden hat, sich aber fragte, „in welcher Stadt er sich befand“.

Ein schweres Leben: „Fanny schmiegte sich so eng an ihn, dass er ihre Wärme durch und durch spüren konnte … Dies war einer der Augenblicke, in denen Schablonsky aufrichtig bedauerte, dass Fanny nur eine Wärmflasche war.“

Manche Scherze sind ein wenig flach und uninspirierend (die Hose herunterlassen beim Skat, der Verrechnungsscheck, normaler Kundenbesuch), andere um so köstlicher wie der „ökonomische Gottesdienst“, bei dem Schablonsky, statt Geld in den Klingelbeutel hineinzuwerfen, sich mit der Entnahme von zehn Euro bedient. Vieldeutig sind die Kurz-Geschichten Bauernmalerei, die auf Bauernbemalerei hinausläuft, oder „Konsequenter Tierfreund“, in der unser Überheld ein Brathähnchen von der Stange holt und „befreit“.

55 Storys sind so zusammengekommen, die nicht selten an Heinz Erhardt erinnern oder bei denen man Christian Morgenstern oder Joachim Ringelnatz kalauern sieht. Der Historiker Bongart und der Grafiker Hübler haben 2008 „Des Eifelers subversives Wörterbuch“ herausgebracht. Am Ende ihrer konsequent schwarz/weiß durchgestylten Heldensaga drohen sie eine Fortsetzung des Schablonsky an: Wir warten schon darauf!

 

MATTHIAS DOHMEN

 

Harry Verhufen/Janosch Hübler, Schablonsky. Ein neiderregendes Heldenleben in 55 Ultra-Kurz-Stories, Zell: Rhein/Mosel 2016, ISBN 978-3-95470-001-1, unpaginiert, Euro 9,90, www.r-m-v.de.

 

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