Das Erbe Wiethüchters

Bis zum 26. Juni 2011 sind die Bilder des Wuppertaler Malers Gustav Wiethüchter im Von der Heydt-Museum zu sehen – und zum Teil zu kaufen

Im Jahr 2010 hat das Von der Heydt-Museum eine neue Schenkung von Gustav Wiethüchters Enkeln Mathias und Nikolaus Bonert bekommen, die seine Werke in die Hände jener Stadt geben wollten, in denen der gebürtige Bielefelder seine „fruchtbarste Zeit“ hatte, wie Museumsdirektor Gerhard Finckh sagt. Die erste Schenkung machte Wiethüchters Tochter Irmin Sauer-Wieth dem Museum 1990.
Doch weil das Depot des Museums weitgehend gefüllt ist, werden nun zahlreiche der annähernd 70 „neuen“ Bilder aus den Jahren 1901 bis 1938 in der Ausstellung gezeigt – und zum Teil zum Verkauf angeboten. Der Erlös aus dem Verkauf geht in eine neu zu gründende Wiethüchter-Stiftung, die das unbekannte Werk des „bergischen Expressionisten“ erforschen soll, zum Beispiel über Stipendien im Rahmen einer Dissertation.
Zum Wiethüchter-Nachlass gehören laut Ausstellungskurator Herbert Pogt neben den Gemälden viele Papiere, die zum Beispiel der Vorbereitung des Unterrichts an der Werkkunstschule Barmen dienten oder Aufsätze enthalten. Hinzu kommen Tagebuchaufzeichnungen, Skizzenhefte und Fotonegative – die viel Stoff zur Forschung bieten. Wie das aussieht, kann man in der Ausstellung sehen: Dort wird eine bis oben gefüllte Truhe mit Schriftstücken gezeigt, die zur Schenkung gehört. Finckh: „Hier kann man nach Lust und Laune forschen. Material ist genug da“.

Viel Material zur Forschung

Vor allem in der Zeit nach 1938 klaffe laut Pogt eine Lücke im Wissen über Wiethüchter und seine Kunst, frühe Werke habe er zudem selbst zerstört oder übermalt, vieles sei im Krieg verloren gegangen oder zerstört worden. Ebenfalls unerforscht ist Wiethüchters experimenteller Umgang mit Farbe: So hat er Bernsteinlack über seine Bilder gelegt, bevor sie richtig getrocknet sind, was Risse und auffällige Strukturen hervorbrachte. Pogt geht davon aus, dass er das bewusst als Technik einsetzte, denn im Bildnis seiner Tochter Gisela („Mädchenbildnis“ von 1927) ist nur die Figur mit Lack überzogen, der Hintergrund nicht. Das Bild „Im Sauerland“ (1927/28) zeigt zudem große Risse, in die Wiethüchter gezielt hineinmalte. In der Kunst trat das aber erst 15 Jahre später in der informellen Malerei wieder auf, sagt Pogt. So ist zu vermuten, dass Wiethüchter neben Oskar Schlemmer und Willi Baumeister im Lacklabor von Kurt Herberts experimentiert hat.
Erkennen kann man die Bilder, die zum Verkauf stehen, an der Nummer. Bilder aus dem Bestand wurden nicht nummeriert. Als Richtschnur habe man sich die Verkaufspreise von Auktionshäusern genommen, die bereits Werke von Wiethüchter verkauft haben, erklärt Finckh. Zur Ausstellung ist zudem ein Katalog erschienen, der weitere Bilder Wiethüchters zeigt, die nicht in der Ausstellung zu sehen sind.
Was im Rahmen der Ausstellung nicht verkauft wird, geht an den Kunst- und Museumsverein über und könnte zum Beispiel an städtische Büros ausgeliehen werden, etwa im Rathaus. Die Möglichkeit, die Bilder auch nach dem Ende der Ausstellung zu kaufen, werde bestehen bleiben. Aber, so fügt Beate Eickhoff, Pressesprecherin des Museums, hinzu: Die Bilder erfreuen sich einer großen Nachfrage und vieles sei bereits verkauft. Große Bilder und Radierungen gebe es jedoch noch genug.

Silke Nasemann

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