Das Zauberwort lautet „Ja“

Improvisiertes. Ein Stück des Jugendclubs III der Wuppertaler Bühnen. In verschiedenen Blogs berichten die Teilnehmer des Jungen Theaterfestivals Wuppertal, das vom 17. bis 24. Juni in der Börse stattfindet, über den Fortgang ihrer Proben, peinliche Pannen und die Herausforderung, Theater zu spielen. Text: Luisa Bauer.

Klar denkt man sich, dass man hier und da ein Meister der Improvisation ist. Zum Beispiel, wenn der Lehrer morgens fragt, wieso man zu spät sei. Dann gibt man ihm dezent zu verstehen, dass einem der Bus vor der Nase weggefahren ist, obwohl man zu Fuß nur fünf kurze Minuten zur Schule bräuchte.

Wir vom Jugendclub III der Wuppertaler Bühnen haben gelernt, wie so etwas wirklich funktioniert, als zufällig auf unserer Probebühne eine Türe von vorhergegangenen Schauspielproben stehen geblieben war. Selbstredend nutzen wir diese sofort als Eingang zum Klassenzimmer. Hinter der Türe stehend hatte meist noch keiner einen Schimmer, welche Ausrede er nun zum Besten geben würde. Der Schlüssel bei dieser Übung heißt: Übertreibung!

So wurden wir mit Harry Potter von Dementoren verfolgt, stürzten in wabernde Vulkankrater oder wurden von einer Sintflut überrascht. Die Hausaufgaben sind bei jenen waghalsigen Aktionen selbstverständlich zerstört, vergessen oder verloren worden. Diese Übung verlangt also Phantasie, und zwar eine schnelle. Assoziation für Assoziation entwickelt sich im Kopf desjenigen, der sich gerade in Aktion befindet. Eine Geschichte ohne Grenzen, alles ist denkbar.

So ist diese Übung für die eigene Kreativität, Einfallsreichtum und Schnelligkeit im Denken wichtig und hilfreich. Allerdings bietet sie keinen Raum für Interaktion, man befindet sich schließlich allein auf der Bühne. Wirklich spannend und auch etwas anstrengender wird es, wenn man mindestens einen weiteren Spielpartner an seiner Seite stehen hat. Ein Ort wird genannt oder die Beziehung zueinander, und dann wird unmittelbar gespielt. Es gibt keine Absprachen, wer welchen Charakter annimmt, und so hat hier Negation keinen Platz.

Sobald dir etwas angeboten wird, kein Objekt eher eine Handlung, solltest du das Zauberwort sprechen. Im Prinzip lautet dieses Wort „Ja“, doch „Ja“ kann man in etlichen Variationen zum Ausdruck bringen. Fragt dich der Zahnarzt in einer Improübung „Frau Meier, Sie sind zur Parodontosebehandlung gekommen?“, dann antworte niemals „Nein, ich habe Karies.“ Natürlich bist du zu der genannten Behandlung erschienen, und es gibt nichts anderes, was du jetzt gerne tun würdest.

Ich habe auch nicht geglaubt, wie oft man zum „Nein“ neigt, aber nach zahlreichen Bissen auf die Zunge lernt man auch, positiv zu reagieren beziehungsweise zu antworten. Für das wirkliche Leben, wie ich denke, auch kein schlechter Nebeneffekt.

Mehr Texte und Informationen zu Stücken und Spielzeiten gibt es auf: www.jungestheaterfestival-wtal.de

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