Der neue Grisham
In einer spektakulären Aktion werden die handgeschriebenen Manuskripte von F. Scott Fitzgerald aus der Bibliothek der Universität Princeton gestohlen. Eine Beute von unschätzbarem Wert. Das FBI übernimmt die Ermittlungen, und binnen weniger Tage kommt es zu ersten Festnahmen. Ein Täter aber bleibt wie vom Erdboden verschluckt und mit ihm die wertvollen Schriften.
F. Scott Fitzgerald zählt nicht nur in der Fiktion Grishams zur Elite der amerikanischen Literatur, auch Hemingway taucht auf, während die lebenden Romanfiguren ebenfalls Schriftsteller sind, wenn auch mit unterschiedlichem Erfolg. Überdies gibt Grisham über seine Hauptfigur, den Buchhändler Cable, Tipps, wie man eine gute Geschichte erfindet, vor allem aber, was man unterlassen sollte, etwa „gleich im ersten Kapitel zwanzig Personen einzuführen“ (Seite 300). Das ist nicht ohne Selbstironie, greift Grisham doch selbst mitunter in diese Kiste – allerdings scheint er für das „Original“ dazugelernt zu haben.
Er gehört nun einmal zu den Supererfolgreichen seiner Branche, der weiß, wie manchem Gelegenheitsdichter zu Mute ist: „Es schreibt sich schlecht, wenn man pleite ist“ (S. 238) wie bei jener Myra Beckwith, die von ihrem letzten Buch 300 Exemplare verkauft hat, „schlüpfrige Liebesromane“ verfasst, etwas unmäßig futtert und bei einem gesellschaftlichen Ereignis „ein pinkfarbenes, fließendes Kleid von der Größe eines kleinen Zelts“ trägt (S. 161).
Auch die Populisten, die in der USA derzeit den Präsidenten stellen, bekommen ihr Fett ab: „‚Wer liest schon die Times?’, fragte Cobb. ‚Alles nur Müll aus der linken Ecke’“ (S. 165).
Ein Kriminalroman, der die gegenwärtige Gesellschaft der USA widerspiegelt und ohne erhobenen Zeigefinger auskommt. Glückwunsch, John Grisham.
Matthias Dohmen
John Grisham, Das Original. Roman, München: Heyne/Randomhouse 2017, ISBN 978-3-453-27153-1, 367 S., Euro 19,99, www.heyne.de.
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