12.05.2011Junges Theaterfestival
Der Stoff ist noch spannender
Das Scheidungskind Franz Alfred Koff, abgekürzt F. A. Koff, gesprochen „Fuck off“, steht kurz vor den Abiturprüfungen, als er nach einem Streit zwischen seiner Mutter und ihrem Freund seine Beherrschung verliert und kurzerhand den Audi seines baldigen, aggressiven Stiefvaters anzündet. Natürlich verbreitet sich die Neuigkeit so schnell wie die Stichflamme auf dem benzingetränkten Autodach, so dass Franz bis auf Weiteres von Unterricht und Abiturprüfungen ausgeschlossen wird. Nahezu isoliert gerät der „Nirvana-Fan“ immer tiefer in den Sumpf der Depression und Lebensmüdigkeit – wäre da nicht Ibbi, seine wesentlich jüngere Freundin, die alles daran setzt, ihn zu retten und dabei selbst nicht auf Unterstützung in der Familie hoffen kann. Doch wen Kurt Cobains Ausweg einmal fasziniert, den lässt das so schnell nicht wieder los, und für Ibbi entwickelt sich ihre Liebesbeziehung zu einem kräfteraubenden Höllentrip.
Debüt war schon im Sommer
Bereits im Sommer letzten Jahres hatte die Theater-AG der Sedanstraße mit dem Stück von Walter Kohl ihr Debüt unter der neuen Regisseurin Regina Mück. Nun, nach fast einem halben Jahr, mussten wir unsere Textsicherheit wieder auffrischen oder sogar ganz neue Textpassagen lernen, da leider aufgrund des Schuljahrwechsels Lücken in der Urbesetzung entstanden sind. Doch die Steine, die auf unseren Weg gelegt wurden, brachten uns nicht zu Fall, im Gegenteil: Wir schlugen zurück und besiegten Pleiten, Pech und Pannen mit neuen „Special Effects“, die „Fuck off, Koff“ nun noch lustiger, trauriger, schockierender machen. Aber bis dahin war es ein langer Weg.
Auch die Schüchternen fühlen sich wohl
Wir proben einmal pro Woche theoretisch 90 Minuten lang, letztendlich sind es weniger, da nach einem langen Schultag die Konzentration zunächst, verständlicherweise, völlig aufgebraucht ist. Insgesamt jedoch werden die Proben mit der nötigen Ernsthaftigkeit angegangen, die effektives Arbeiten erfordert. Natürlich lockern zum Beispiel Versprecher ab und zu die Atmosphäre auf, so dass der Spaß keineswegs in den Hintergrund gerät. Unsere Proben finden in der Schule statt, wo uns eine erst kürzlich renovierte Aula zur Verfügung steht. Dadurch trainieren wir direkt, laut und deutlich zu sprechen, damit auch der Zuschauer in der letzten Reihe uns verstehen kann. Die Lichtstrahlen fallen durch die großen Fenster in den Zuschauerraum und verleihen dem Raum eine ganz besondere Atmosphäre, in der man sich leicht in die Rolle hineinversetzen kann. Viele bekamen schon zu spüren, was passiert, wenn man zu sehr seine zu spielende Person lebt. Dann kochen die Emotionen über, man verliert sich selbst in dem vorherrschenden Gefühl und braucht einige Zeit, um sich zu beruhigen. So lernt man, die Grenze zwischen Realität und Rolle schneller zu erkennen. Hemmungen, Emotionen oder schwierige Szenen, wie beispielsweise eine versuchte Vergewaltigung, darzustellen, haben wir dennoch nicht. Das liegt zum einen an dem tollen Zusammenhalt des Ensembles, zum anderen auch an unserer Regisseurin, die uns mit ihren Übungen auf der Bühne oder auch in der Stadt oft dazu bringt, über unseren eigenen Schatten zu springen. So fühlt sich sogar das schüchternste Mitglied bald im Rampenlicht wohl.
Alle Aufführungstermine und weiter Informationen über das Junge Theaterfestival Wuppertal finden Sie auf: www.jungestheaterfestival-wtal.de
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