Die Gründung der NSDAP in Elberfeld 1922
Handlich, eingängig, informativ: Markus Kiel hat ein neues Buch geschrieben. Über Wuppertal als Hochburg der NSDAP.
Es gibt sie, die städtischen Bezüge zum Nationalsozialismus, und es gibt sie reichlich. Politisch und personell, und zwar von Beginn der NS-Bewegung bis zu ihrem bitteren Ende.
Gegründet wurde die Elberfelder NSDAP 1922, damals noch eine Splitterpartei mit marginalem Einfluss. Einer der Motoren war von Beginn an der 1925/1926 in der Elberfelder Südstadt lebende Joseph Goebbels. Der Autor Markus Kiel, der bereits früher mit Arbeiten über Deutschlands braune Jahre hervorgetreten ist, hat sich dabei maßgeblich auf die „Wuppertaler Zeitung“ gestützt, das „Kampfblatt der NSDAP im Bergischen Land“, auf ein offenkundig reiches eigenes Archiv und auf nicht näher spezifizierte Examensarbeiten.
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Kiel beleuchtet die ersten zehn Jahre der Existenz der als Deutsche Arbeiterpartei (DAP) gestarteten Naziorganisation. Die Arbeit ist chronologisch aufgebaut und mit Fotos, Karten und Faksimiles versehen. Angesichts des sehr griffigen Buchformats (12 mal 19 Zentimeter) gerät manches Dokument etwas klein und ist kaum entzifferbar. Dies gilt ausdrücklich nicht für die Faksimiles der Halbmonatsschrift „Nationalsozialistische Briefe“, die Gregor Strasser herausgab, auf den Seiten 30 und 31.
Tatsächlich musste sich Hitlers und Goebbels‘ rechtsradikaler Verein erst einmal gegen andere völkische und strikt antisemitische Gruppen wie die DNVP, die NSFP oder die DFVP durchsetzen: Die Darlegung dieser Entwicklung zählt sicherlich zu den stärksten Seiten der Publikation.
Problematisch sind die Versuche des Autors, NSDAP und KPD gleichzusetzen oder auf einer Ebene abzuhandeln. So soll Goebbels Mitte der 1920er-Jahre der KPD „die Hand zur politischen Versöhnung“ gereicht haben (S. 51). 1929 kam es dann zu einem Bedeutungsverlust der faschistischen Partei, auch wenn sie bei den ersten Kommunalwahlen der gerade gegründeten Stadt Wuppertal 2,7 Prozent der Wählerstimmen erhielt und damit zwei Sitze und Mandatsträger. Einer von ihnen war der berüchtigte Wilhelm Veller, der andere hieß Axel Ripke.
Sehr anschaulich schildert der Autor die Intrigen und Auseinandersetzungen der vom Nürnberger Kriegsverbrechertribunal als Verbrecherorganisation aufgelösten Nazipartei. Zu den Pluspunkten des Buchs zählt auch der Teil mit 14 Kurzbiographien von Wuppertaler NSDAP-Größen oder solchen mit bergischem Bezug, wo uns Ripke und Veller wieder begegnen. Gewöhnungsbedürftig ist mitunter die Schreibweise von Organisationsnamen und das nicht eingelöste Versprechen, Quellen nachvollziehbar zu nennen (STAW für Stadtarchiv Wuppertal ist dann zu wenig). Sinnvoll wäre ein Personenregister gewesen. Und an vier Stellen des Buchs sind irritierenderweise jeweils zwei Seiten total unbedruckt.
Summa summarum ein Werk, das keine historische Vorbildung voraussetzt, flott geschrieben ist und sich durchaus für unterrichtliche Zwecke eignet. Wer mehr erfahren will, erhält durch die Literaturliste, die Liste der NS-Medien und die aufgeführten Archive weitere Anregungen. MATTHIAS DOHMEN&
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Markus Kiel, Wuppertal – Hochburg der nationalsozialistischen Bewegung. Die Gründung der NSDAP in Elberfeld vor 100 Jahren und deren Entwicklung von 1922 bis 1932, Wuppertal: Momberger 2021, 117 S., ISBN 978-3-940439-61-1, 9,80 Euro.
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