Die Lotterie in Babylon im Kleinen Schauspielhaus (Trailer)

Die Lotterie in Babylon feierte am Samstagabend Premiere im Kleinen Schauspielhaus. Die Inszenierung von Martin Kloepfer basiert auf einer Erzählung des Argentiniers Jorge Luis Borges.

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℗ Filmproduktion Siegersbusch, Wuppertal 2010

Bildschirmfoto 2010-05-21 um 16.37.28

Inszenierung: Martin Kloepfer

Bühne und Kostüme: Oliver Kostecka

Dramaturgie: Oliver Held

Mit: Sophie Basse, Daniel Breitfelder, Andreas Möckel, Juliane Pempelfort, Lutz Wessel

Leben heißt spielen. Sagte Schiller. Nein, Leben heißt natürlich arbeiten, Freizeit genießen, sparen, sparen für Freude am Fahren, und so weiter. Sicherlich. Aber eigentlich ist es ein Spiel, bei dem wir Einsätze machen, gewinnen, und verlieren können. Und selbst, wenn wir nicht mitmachen, wenn wir nichts einsetzen wollen, sind noch immer wir selbst der Einsatz. Gewinnen können wir uns nicht, wohl aber verlieren. In der Küche sitzt ein Mann und versucht die Dimensionen des großen Spiels zu ermessen. Nach welchen, nach wessen Regeln, seit wann, bis wann läuft das Spiel? Sind alle Züge sichtbar? Wer spielt, wer ist Figur? Spielen die Toten mit? Sitzt noch jemand auf dem Stuhl des Schiedsrichters? Viel weiß er, doch er möchte alles wissen; er kann nicht aufhören. Der Mann hat aber auch eine Familie, und die braucht etwas zu essen. Welchen Wert haben Kultur und Bildung, wenn die Kohle knapp wird?

Die Lotterie in Babylon ist die metaphysische Beschreibung einer Gesellschaft, die ihre Existenz auf das Ziehen von Lotterielosen und somit vom puren Zufall basieren lässt. Babylon verliert sich selbst und geht schließlich unter – und mit ihr landen Werte auf dem Schutthaufen der Geschichte, die man glaubt, opfern zu können, da sie zum Fortbestand der Menschheit als irrelevant erachtet werden.
Erstmals erschien die Erzählung 1941 in Fiktionen, einem Band mit Borges‘ Kurzgeschichten. Seine phantastischen Erzählungen sind Modelle, Versuche der Welterklärung, Zeugnisse der Verwirrung und des Erkennens, Beschreibungen der unendlichen Weiten des Lesens und Denkens. Jede Gesellschaft braucht Geschichten, um zu bestehen, in ihnen lebt ihr Erbe. Das Erzählen darf nicht aufhören.

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