25.08.2010Galerie Epikur
Distanzierung von der Wirklichkeit – Realität in der Kunst
Distanzierung von der Wirklichkeit
Realität in der Kunst
Eröffnung 27. August 2010
Stefan Bräuniger, Anna Jander, Ute C. Latzke, Anna Solecka
und Volker Schildmann
Dauer der Ausstellung 27.08. bis 02.10.2010
Stefan Bräuniger holt uns in seinen Bildern die Natur ganz nah heran. Wie durch ein Vergrößerungsglas sind wir als Betrachter nun in der Lage, das, was sich unserem Auge darbietet, genau zu studieren und die ganze Vielfalt und Anmut der Flora wahrzunehmen. In dieser erstarrten Natur haben wir die Möglichkeit, uns Zeit zu nehmen Details zu entdecken, die bei der realen Naturbetrachtung in der Unscheinbarkeit untergehen. Denn anders als die reale Natur werden diese Motive nicht vergehen. Zunächst scheinen es fotorealistische Abbilder zu sein. Doch diese sind mit solch einer Perfektion in der Darstellung ausgeführt, dass der Wohlklang der Farben und Formen gewissermaßen übernatürlich wirkt. Wie die Nahsicht das Sujet zunächst heranholt, so entfernt es sich durch seine artifizielle Schönheit von uns und unserer Realität. Stefan Bräuniger wurde 1957 in Wuppertal geboren. Zwischen 1979 und 1982 studierte er Grafik-Design in Berlin. Er lebt als freischaffender Künstler in Wuppertal.
Eine Reise nach Los Angeles und Umland inspirierte die Künstlerin Anna Jander zu ihren urbanen Bildern und Darstellungen der Einöde in der Wüste. Für sie als Hintergundmalerin von Trickfilmen ist dabei vor allem die Beziehung zwischen Film und Bild interessant. Sie schafft es, ein Element des Films, nämlich den zeitlichen Verlauf, auf den Malgrund zu bringen. Erreicht wird dies durch die Art des Farbauftrags als flüchtige Strichführung, die das Motiv suggestiv in Bewegung versetzt. Die Distanzierung liegt hier in der dadurch hervorgerufenen Verunklärung des Dargestellten, wobei das Motiv wiederum erst aus der Distanz zum Bild im Auge des Betrachters geordnet wird. Anna Jander wurde 1967 in Lüneburg geboren. Zwischen 1986 und 1992 studierte sie Freie Kunst an der HbK Braunschweig.
Die Figuren in den Bildern der Künstlerin Ute C. Latzke erscheinen isoliert von ihrer Umgebung, von der sie sich deutlich abheben. Ihr Blick und ihre Haltung zeugen von Schutzlosigkeit und einer verborgenen Geschichte, die sich uns als Betrachter nicht erschließt. Auf der Suche nach dem Sinn hinter dem Dargestellten erkunden wir das Bild, die vereinzelte, fast irreal schöne Frauenfigur und ihre innerbildliche Realität, doch bleibt all dies genau so geheimnisvoll wie die Arbeiten der Serie „Zauberwald“. Die Bilder von Ute C. Latzke distanzieren sich durch ihre nicht zu entziffernden Szenen und eine Welt, deren Bewohner und Fauna schöner als die Realität scheinen. Ute C. Latzke wurde 1962 in Wuppertal geboren. Seit 1998 stellt sie bundesweit aus. 2006 erzielte sie den 3. Platz beim ArtAward der Messe ArtFair Köln.
Die Bilder der Künstlerin Anna Solecka distanzieren sich dadurch, dass sie nicht alles zeigen, was wir als Betrachter erwarten. Zunächst ist da die scheinbare Zweidimensionalität, die durch den flächigen Farbauftrag entsteht. Hinzu kommt, dass einige Linien nicht ganz ausgeführt und unterbrochen sind. Diese Arbeiten wirken aus Licht und Schatten gezeichnet: Das Licht, das alles überstrahlt und der Schatten, der sich dunkel über das Motiv legt und das Sujet bezeichnet. Wir als Betrachter vervollständigen die Szenerie mittels unserer Vorstellungskraft aus der Kenntnis unserer eigenen Realität heraus und bringen die beginnende Abstraktion mit ihr in Einklang. Anna Solecka wurde 1954 in Zamosc/Polen geboren. Von 1974 bis 1977 studierte sie an der Kunsthochschule Danzig. Seit 1981 lebt und arbeitet Anna Solecka in Bremen, seit 2007 auch in Wuppertal.
Die Figuren von Volker Schildmann wirken zunächst sehr abbildhaft: Die Proportionen sind – zumindest bei den größeren Arbeiten – stimmig, ebenso die Farbgebung. Bei den kleineren Stücken trifft dies nicht ganz zu. Ihre Körpermerkmale sind teils überzeichnet, hinzu kommen akrobatische Posen oder Figurenkonstellationen, die auch zum Schmunzeln anregen. Wirken die großen und kleinen Plastiken ganz für sich ohne erzählerisches Beiwerk, so kommt bei den kleinen Skulpturen aus Stein ein narratives Moment hinzu. Verstärkt wird dies durch die Titel, die den Betrachter zum Nachdenken anregen. Die absurden Szenerien und die Nacktheit der Figuren sind es, die eine Distanz zur Wirklichkeit aufbauen. Volker Schildmann wurde 1965 in Bielefeld geboren. Nach einer Steinmetzlehre studierte er von 1993 bis 1998 an der AdBK Nürnberg bei Prof. Christian Höpfner. Seit 1998 lebt und arbeitet er als freischaffender Bildhauer in Nürnberg.
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