04.03.2011Bergische Blaetter
Editorial Bergische Blätter 05.2011
Kann man sagen, dass auch der Tod von Pina Bausch für das Bergische Land noch ein Glücksfall geworden ist? Irgendwie schon, wenn man den Film „Pina“ des deutschen Regisseurs Wim Wenders gesehen hat. Denn die Bilder, die er auf der Kreuzung Alter Markt, im Skulpturenpark, in den Kalkwerken in Dornap oder im Müngstener Brückenpark eingefangen hat, sind so sensationell, dass auch der ambitionierteste Werbefilm für das Bergische Land nicht daran hätte heranreichen können.
Dabei war eigentlich alles ganz anders geplant: Seit gut 20 Jahren wollte Wenders einen Film über die Choreografin und ihr Tanztheater Wuppertal drehen, wusste aber nicht so recht, wie. Dann verbesserte sich die 3-D-Technik so, dass er darin das richtige Medium für einen Tanzfilm sah – zu Recht, wie „Pina“ zeigt. Plan war es jedoch, die Kompanie auf ihrer Tournee nach Südamerika und Asien zu begleiten. Welche Stücke im Film dokumentiert werden sollten, hatte Pina Bausch schon festgelegt. Und dann starb sie überraschend im Juni 2009.
Nach einem ersten Zögern entschied sich Wenders, keinen Film über Pina Bausch zu drehen, sondern für sie – und verlegte die Tanzszenen auf die Bühnen im Bergischen Land – inklusive Verkehrsinsel, Kulturpavillon und Wupper. Gut, auch die Zeche Zollverein und eine zur Kunstfläche umfunktionierte Ruhrgebiets-halde setzt Wenders gekonnt ins Bild. Aber es bleiben diese grandiosen Bilder unterhalb der Müngstener Brücke, hart am Rand des Abgrunds der weggesprengten Kalkwände und mitten in den Skulpturen Tony Craggs.
Daneben erinnern sich die Tänzerinnen und Tänzer an die Sätze, die Pina Bausch zu ihnen gesagt hat, um genau das aus ihrer Kompanie herauszulocken, was sie in aller Welt berühmt gemacht hat. Und das sagt im Zweifel mehr aus, als Pina Bausch jemals selbst über sich erzählt hätte.
Wim Wenders sagte bei der Filmpremiere in Wuppertal, dass die Stadt diesen Schatz 30 Jahre lang gehütet hat. Mit seinem Film sorgt er dafür, dass die Erinnerung an diesen Schatz weiterleben wird – wie hoffentlich auch das Tanztheater, das mit dem Film gezeigt hat, dass es auch ohne seine Gründerin weitergehen kann.
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