13.03.2019

Florian Franke zu Gast im Kontakthof am 30.3. ab 20 Uhr

Florian Franke ist der Jazzer unter den Deutsch-Poeten

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Florian Franke ist der Jazzer unter den Deutsch-Poeten. Denn er weiß, wie sie funk-oniert, die Radio-Gegenwart. Refrain, Bridge, Refrain. Dazu am Besten noch ein Wort in der Hook, das Widerhaken hat. Weil er hängen bleiben will, der Pop. Franke hat all das gelernt in seinem Musikstudium an der Mannheimer Popakademie. Aber sobald man etwas weiß, kann und beherrscht, ist es Zeit es zu sprengen. Zum Beispiel mit einem kleinen Orchesters, und mit Rhythmenwechseln und Melodien, die sich einem so elegisch in die Ohren gießen, dass sie sich eben nicht festsetzen, sondern – viel, viel besser – einen mitnehmen. In die Ferne, die nicht selten der Ort ist, an dem man bei sich selbst ankommt. Weil man sich endlich in der Totalen sieht.
MOND heißt das Album, für das sich der Wuppertaler Nostalgiker von Chansons und alten Schlagern hat inspirieren lassen. Udo Jürgens schimmert in Frankes Arrangements aber immer nur als Zündfunke durch. Der Mul-instrumentalist, der von Rasseln, über Klavier und Xylophon bis hin zum Glockenspiel viele Instrumente seines Werkes selbst eingespielt hat, lebt ganz im Jetzt. Und trotzdem sieht man ihn beim Hören von MOND seitwärts große Showtreppen hinuntersteigen.
Der Titelsong seines Albums wird begleitet von den Streichern des Royal Street Orchestras, und erzählt eine Geschichte vom nicht Fortkommen. Wie die Erde seinen Trabanten nicht los wird, wird Franke eine gewisse Sehnsucht nicht los. „Der Zeit
scheint egal wie oX wir vergessen“, singt er und, dass wir alle „vom Teufel besessen“ versuchen etwas zu spüren. Oh, wie Recht er doch hat. In „Was bleibt und was nicht“ ist Frankes S-mme das eindrucksvollste aller Instrumente. Über sanX, jazzigen Perkussionen singt er vom größten Missverständnis der Menschheit: Das Leben ist kein Lauf ins Ziel, sondern ein jeden Tag wieder neu starten müssen. Und dennoch singt er: „Ich bin immer noch ein Träumer, hoffnungsloser Op-mist, der das Gute in sich trägt, und all das Schlechte schnell vergisst.“ Den Text schrieb er, nachdem er sich mit Freunden austauschte, die zu festen Arbeitszeiten Sicherheiten erwirtschaXen, und nicht – wie er – all ihr Kapital in die schönste aller Unsicherheiten – die Kunst – inves-eren. Er stellt fest: Es ist egal, was man macht, ein wenig wird man immer das Gegenteil vermissen.
Franke hat sein Leben schon früh der Musik verschrieben. Als Kind sang er als Solist in der Wuppertaler Kurrende, und tourte mit ihr durch Europa. Als Jugendlicher gründete er eine Rockband, nur um nach dem Abitur als Hotelpianist und Studiosänger zu arbeiten. Seit 2017 trid er nun solo auf. „Stadtgeflüster“ heißt sein selbstveröffentlichtes Pop-Debüt, das ihm bereits Airplays auf sämtlichen Radiosta-onen einbrachte, eine Show als Support für Philipp Didberner und eine eigene Tour durch Deutschland und die Schweiz. Gleich drei Mal hintereinander füllte er 2017 das Auditorium Stravinski in Montreux. Von der gelebten Unste-gkeit handelt auch sein bluesiges „Melancholie“. Eine Beziehung muss scheitern, weil zwei Liebende – und damit immer irgendwie auch zwei Leidende – zwei zu unterschiedliche Tagesabläufe haben. „Und scheiß egal wie oX die Beiden sich bekriegen, den Kuss

haben sie niemals bereut.“ Es ist Frankes unverstellte Art und Weise, sowie seine unfassbar berührende S-mme, die einen von MOND nicht fortkommen lassen. So wunderbar kann die Gegenwart also klingen, wenn man sie nur lässt.
Text: Julia Friese

Einlass 19 Uhr

Beginn 20 Uhr

Tickets unter www.wuppertal-live.de

10 € VVK zzgl. Geb., 13 € AK

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