„Wuppertal 2025“: 22 Kilometer Kultur und ein „Tanzzentrum Pina Bausch“
Wuppertal 2025
Das Strategiekonzept „Wuppertal 2025“ soll Projekte definieren, die unsere Stadt in Zukunft lebenswerter und wettbewerbsfähiger machen. Ein Steuerungsgremium, dem die Rathausführung, die Universitätsleitung sowie die Spitzen von WSW und Sparkasse angehören, hat auf der Basis von Vorschlägen der Bürger 13 Schlüsselprojekte vorgestellt, die sich in die Kategorien „Innovation und Wirtschaftskraft“, „Facettenreiche urbane Lebensräume“, „Bewegung und Begegnung“ und „Faszinierende Kulturszene“ gliedern.
Eine Analyse von njuuz-Herausgeber Georg Sander.
1. Das 22-km-Festival – der neue nationale Kulturmagnet Wuppertals
Ab Sommer 2015 soll es auf der Nordbahntrasse jährlich ein großes Kulturfestival geben. Der Anspruch ist beachtlich: Geplant ist ein „nationales, kulturelles Highlight, welches in seiner Ausrichtung und Stringenz (…) einzigartig ist“. Das 22 km – Festival soll 22 Stunden lang Bahnhöfe und weitere Orte entlang der gesamten Trasse bespielen und eine Brücke zwischen Kultur und Tourismus schlagen. Es sind mehrere Schwerpunkte vorgesehen, nämlich „Junge Kultur“ am Mirker Bahnhof, „Musik aus vielen Herkunftsländern“ in Barmen und „Film und Theater“ rund um den Vohwinkler Bahnhof. Das Festival soll mit der Zeit wachsen, also auf ausgewählten Teilabschnitten der Nordbahntrasse starten und sich dann Jahr für Jahr auf schließlich 22 km ausdehnen.
Realisierungschancen: Gutes und machbares Projekt, das Wuppertals Stärken in Szene setzen wird
Die Idee des 22 km – Festivals ist großartig und in dieser Form in Deutschland bislang einzigartig. Sie ist keineswegs utopisch, denn das Festival soll klein beginnen und mit der Zeit auf die angepeilten 22 Kilometer wachsen. Die Chancen sind also gut, dass aus der Projektskizze ein Kulturfest wird, das beachtliches Potential entfalten kann und weit über die Grenzen von Stadt und Region hinaus Menschen ansprechen und nach Wuppertal führen wird.
2. Neue Bildung in alten Sälen: Bildungs- und Kompetenzzentrum “Carl Fuhlrott”
Die traditionsreiche Zoo-Säle sollen einer neuen Nutzung zugeführt werden. Ein naturwissenschaftlicher Lernort soll die Zoobesucher für die heimische Fauna begeistern und weitere zoopädagogische Angebote beinhalten. Angedacht sind unter anderem Themenausstellungen und ein Aquarium, das den „Lebensraum Wupper“ visualisiert. Das Veterinärmedizinische Zentrum wird zu einer Weiterbildungsstätte ausgebaut, „die zu den Top-Adressen Europas gehört“.
Realisierungschancen: Grünes Licht für den „Grünen Zoo“, aber nur mäßige Strahlkraft
Die Idee setzt auf dem Konzept des „Grünen Zoos“ des neuen Zoodirektors Arne Lawrenz auf. njuuz hat darüber bereits im März ausführlich berichtet. Die zoopädagogischen Ansätze sind sicher spannend, jedoch darf man sich angesichts der hohen Zoo-Dichte in NRW und dem hohen Erlebniswert der Tiergärten etwa in Gelsenkirchen und Münster keinen übertriebenen Erwartungen hingeben. Die Ausbildung von Veterinärmedizinern ist ohne Zweifel wichtig und ehrenwert, aber nur für wenige Menschen interessant – in der Regel eben angehende Tierärzte. Eine größere Anziehungskraft als die in „Wuppertal 2025“ skizzierten Maßnahmen dürften andere Elemente von Lawrenz‘ Konzept „Grüner Zoo“ entwickeln, etwa die neuen Ansätze in der Tierhaltung (mehr Platz für weniger Arten) und die geplante Gastronomie über dem Elefantengehege.
3. Ein Schauspielhaus neu erfinden – das internationale Tanzzentrum Pina Bausch
Der dritte Vorschlag in der Kategorie „Faszinierende Kulturszene“ zielt darauf ab, das leerstehende Schauspielhaus zu einer Stätte umzuwandeln, in dem dem Erbe von Pina Bausch und der Weiterentwicklung des Tanztheaters gleichermaßen Rechnung getragen wird. Das Projekt steht auf vier Säulen, die voneinander unabhängig sind:
- Das Tanztheater Pina Bausch mit seiner Neuausrichtung.
- Das Produktionszentrum für spartenübergreifende, internationale Produktionen und Uraufführungen.
- Das Bürger-Forum Wupperbogen, das die Wuppertaler in die Nutzung einbindet.
- Die Pina Bausch Stiftung, die die Ressourcen weiterentwickelt und Vorträge, Seminare, Ausstellungen und Kongresse durchführt
Realisierungschancen: Umsetzung hängt davon ab, ob sich Geldgeber finden
Die Idee, das Schauspielhaus in ein Pina-Bausch-Zentrum umzuwandeln, ist zwar nicht neu, aber dennoch ungemein faszinierend. Die Stadt Wuppertal alleine wird das Vorhaben jedoch nicht stemmen können. Die Realisierung hängt also davon ab, ob das Land und andere Geldgeber sich dafür begeistern können. Sollte die Finanzierung tatsächlich gelingen, wäre ein solches Tanzzentrum ein echter Gewinn für unsere Stadt und eine bleibende Reminiszenz an die große Pina Bausch. Man hätte sich mehr Ideen dieses Kalibers im Zukunftskonzept „Wuppertal 2025“ gewünscht.
>> Teil 1: Innovation und Wirtschaftskraft
>> Teil 2: Facettenreiche urbane Lebensräume
>> Teil 3: Bewegung und Begegnung
Transparenzhinweis:
Der Autor war von 2005 bis 2008 Geschäftsführer der Wuppertal Marketing GmbH
Weitere Informationen:
>> Wuppertal 2025 auf der Homepage der Stadt Wuppertal
Grafiken:
Jeanete Ehab und bluedesign – Fotolia.com
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