Industriegeschichte Bergisches Land und Düsseldorf kompakt
Das Bergische Land, „eine Art Ruhrgebiet der Vormoderne“ (Seite 8), schrieb Industriegeschichte, als Dortmund und Essen noch vor sich hin schliefen. Das wird nicht zuletzt in dem Beitrag „Von Barmen nach Manchester und Engelskirchen“ beleuchtet, den Heike Ising-Alms und Eberhard Illner verfasst haben. Zentral war seit dem 18. Jahrhundert die „kleine Stadt“ der Familie Engels, in der vor allem Spitzenbänder hergestellt wurden: Barmer Artikel eben.
Die Publikation geht auf eine Tagung zurück, deren Ergebnisse der Herausgeber mit zusätzlichen Aufsätzen abrundete. Gegliedert ist sie in die Kapitel Bergisches Land, Montanindustrie, Metallproduktion und Metallverarbeitung, Textil/Papier/Chemie, Verkehrsbauten und Düsseldorf. Die Autoren kennt man aus einschlägigen Buchveröffentlichungen beziehungsweise aus dem Umfeld von Bergischem Geschichtsverein und Historischem Zentrum.
Im Kapitel Bergisches Land schreiben Michael Hecker über das industriekulturelle Erbe als „Instrument der Stadtentwicklung“, Hans-Joachim de Bruyn-Ouboter über den „unbekannten großen Baumeister“ Christian Heyden, Reiner Rhefus über die Konsumgenossenschaftsbewegung und Wilhelm R. Schmidt über „Albert Schmidt, Otto Intze und die bergischen Talsperren“. Breiten Raum nehmen die Wuppertaler Schwebebahn, die Müngstener Brücke, die Eisenbahn Düsseldorf-Elberfeld (die erste im Westen Deutschlands) und die Gebäude des heutigen Wuppertaler Hauptbahnhofs ein. Während die Metallwirtschaft mit Solingen in Verbindung gebracht wird (Aufsätze von Walter Buschmann, Jochen Putsch und Barbara Wunsch), werden im Kapitel Düsseldorf vor allem die Mannesmann AG aus der bewährten Feder von Horst August Wessel und die Firma Henkel („Pauline, lass das reiben sein“) durch den Herausgeber vorgestellt.
Es besteht Nachholbedarf: „Von einer offensiven und angemessenen Präsentation der Industriegeschichte in einschlägigen Publikationen, so wie die Öffentlichkeit dies in den Zentren der Industriekultur Englands oder etwa im Ruhrgebiet kennt, sind Düsseldorf“ und das Bergische Land „weit entfernt“ (S. 8). Es ist zu hoffen, dass die hier vorgestellte und großzügig mit Fotos ausgestattete Veröffentlichung hierzu einen Beitrag leisten kann. Die Wissenschaft und interessierte Laien jedenfalls werden lange von dem Band zehren, den drei Register (Orte/Regionen, Personen und Unternehmen) großzügig erschließen. Auf immerhin drei Seiten erfährt man das Nötigste über die 16 Autorinnen und Autoren. Das schwergewichtige Werk ist im Buchhandel und im Historischen Zentrum erhältlich. MATTHIAS DOHMEN
Walter Buschmann (Hrsg.), Industriekultur. Düsseldorf und das Bergische Land, Essen: Klartext 2016, ISBN 978-3-8375-1565-7, 507 S., Euro 39,95, www.klartext-verlag.de.
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