07.10.2010Galerie Epikur
Marina Schulze, Blow Up – Piot Brehmer, Mädchen
Die Bilder der Künstlerin Marina Schulze zeigen einen Ausschnitt eines Objekts in derart starker Vergrößerung, dass man als Betrachter das Dargestellte oft nicht sofort benennen kann. Die damit erzeugte Nähe zum Detail erfordert eine Distanz zum Bild, um das gesamte Sujet zu erfassen. Zu sehen sind zunächst eigentümliche Strukturen: Lamellen, Netzgewebe, Gebilde wie unter einem Mikroskop. Mangels klärender Titel ist man als Betrachter auf seine eigene Vorstellungskraft angewiesen. Dann klärt sich das Bild: Es sind unter anderem Darstellungen von Pilzen aus verschiedenen Perspektiven und menschlicher Haut, teils bestrumpft. Die gemalten Formationen haben große räumliche Wirkung. Ungewohnte Blickwinkel und die Vergrößerung ermöglichen völlig neue Ansichten von alltäglichen Objekten. Als etrachter steht man überwältigt vor diesen riesigen Formaten mit den sorgfältig bis in kleinste Einzelheiten gezeichneten Formen und staunt über die Wunder der eigenen Umgebung und die Kunstfertigkeit der Malerei.
Marina Schulze wurde 1973 in Delmenhorst geboren. Zwischen 1991 und 1994 absolvierte sie eine Ausbildung als Schauwerbegestalterin. Von 1996 bis 1998 folgte ein Studium der Freien Kunst an der FH Ottersberg und von 1999 bis 2004 ein Studium an der Hochschule für Künste in Bremen bei Karin Kneffel, Katharina Grosse und Stefan Kürten. In den Jahren 2004 bis 2005 war sie Meisterschülerin bei Karin Kneffel. Marina Schulze erhielt zahlreiche Stipendien, so 2001 bis 2005 das Stipendium vom Cusanuswerk, 2004 bis 2005 das Wohn und Arbeitsstipendium der Künstlerstätte Stuhr-Heiligenrode, 2006 das Residenz Stipendium Berlin und 2007 das DAAD Reisestipendium für Graduierte in Island. Im Jahr 2001 erhielt sie den 1. Preis “Nordwestkunst 2001” der Kunsthalle Wilhelmshaven.
Piot Brehmer zeigt junge weibliche Figuren in einem recht kleinen Format. Dieses intime Format korrespondiert mit den intimen Darstellungen. Für manchen Betrachter mögen die Sujets provokativ und anrüchig wirken. Doch werden wir heute in den Medien ständig mit derartigen Darstellungen konfrontiert, so dass unseren Augen solche Bilder hinlänglich bekannt sind. Sicherlich wird hier mit weiblichen Rollen und Motiven von Sinnlichkeit und Leidenschaften gespielt, auf jeden Fall verleiten diese Bilder zum Hinsehen und genaueren Anschauen. Es ist, was die Malerei aus und mit der Popkultur macht. Wegen des kleinen Formates muss man als Betrachter nah ans Bild heran, um alle Einzelheiten erkennen zu können und dringt dabei in die Privatsphäre der Figuren ein. In der Nahsicht sind auch die unterschiedlichen Texturen und Oberflächenbehandlungen zu erkennen. Denn nur aus der Ferne wirken diese Arbeiten fotorealistisch, aus kurzer Distanz offenbart der Pinselduktus die Hand des Künstlers und zeichnet diese Bilder eindeutig als artifiziell aus. In der Kunst von Piot Brehmer geht es nicht um bloße Kopie der Realität. Der Künstler will die Konzentration auf die Malerei lenken, die Malerei als Ausdrucksmittel an sich, und nicht das Bild als abbildhaftes Dekorationsobjekt herabgesetzt wissen. Diese Bilder machen Lust, sie anzusehen. Die sublime Erotik steht dabei jedoch klar an zweiter Stelle hinter der Ausdruckskraft der Malerei.
Piot Brehmer wurde 1965 in Beuthen geboren. Er studierte Malerei an den Akademien Karlsruhe und Düsseldorf bei Prof. Markus Lüpertz, er lebt und arbeitet in Düsseldorf. Seine Arbeiten präsentiert er im In- und Ausland, unter anderem in New York, Barcelona, Santa Monica, Amsterdam und Moskau.
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