Matthias Neumann: Fotografien

Fotografien von Matthias Neumann sind bis auf weiteres in der Gemeinschaftspraxis Bergstraße von K. Vesper, Fachärztin für Innere Medizin, und A. Schemberger, Allgemeinarzt, Bergstr. 5-11, 42105 Wuppertal während der Sprechzeiten zu sehen

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P1030092  Zur Vernissage am 30.03.14 erschien großes Publikum. Die Sonne blies Flügelhorn dazu und Rosen Rusinov die Posaune.  

 Neumanns Fotografien sind als Spiegelungen oder Verwischungen unscharf und lassen Menschen, Gebäude und Landschaften nur erahnen. Seine Fotografien sind bewegte Bilder. Zunächst kam die Bewegung der Bilder durch Spiegelungen im bewegten Wasser zustande. Die Dinge  wurden also nicht direkt betrachtet.  Neumanns Spiegelungen in bewegtem Wasser  bieten verzerrte, oszillierende Bilder unserer Umgebung. Nicht nur durch  bewegte Wasserflächen, auch bei der Betrachtung der Welt durch teilweise abgeplatzte Straßenspiegel wird unsere Wahrnehmung der Welt unscharf und unsicher. Alles steht hier in Frage.

 Später reichte dem Fotografen für die Bewegung seiner Bilder die Spiegelung nicht mehr. Jetzt musste sich der Fotograf bewegen bzw. seine Kamera bewegt werden. Seine „Verwischungen“ entstehen durch gezieltes Verreißen der Kamera bei langen Belichtungszeiten. Die Bewegungen der Kamera passt Neumann dem Licht und der fotografischen Situation an. Dabei kommt es zu heftigen und ausgreifenden Bewegungen des Fotografen und auch zu plötzlichen kurzen Bewegungsstopps. Man muss ihn sich wohl am besten als tanzenden Derwisch vorstellen, als den, der mit der Kamera tanzt. Er selbst hat  von  „Lichttänzen“ gesprochen. Es geht ihm nicht um Erinnerungsfotos, nicht um die sachliche Katalogfotografie. Er will mit seinen Bewegungsfotos direkt in den Bauch, also in die ehemalige Seele, will Emotionen wecken, wie sie auch Musik weckt.  Musik und Neumanns Fotografie gehören zusammen. Das geht bis zur Wahl des Titels einzelner  Fotos, z.B. das Blatt BWV 846. 

Neumann benutzt eine Mittelformatkamera (Rückwand von 5×7 cm). Die große Rückwand führt dazu,  dass Bewegungsartefakte, Verwischungen deutlicher und klarer auftreten. Er arbeitet bei den Aufnahmen immer analog, was bei den teilweise großen Formaten eine Herausforderung an das das Fotolabor bedeutet. Er selbst hat eine Dunkelkammer im Keller und sich dafür selbst das Vergrößerungsstativ gebaut. Nur sehr große Formate werden in Düsseldorf in einem Speziallabor  hergestellt.

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  Was ist auf Neumanns Fotografien abgebildet? Es gibt eine Art Architekturfotografie. Auf den Bildern sind unscharfe, verwischte Gebäude zu sehen.  Die      Gebäude    können nicht identifiziert werden, mal denkt man einen riesigen Bunker, wie er hier am Platz der Republik abgerissen wurde, mal an die Neue Nationalgalerie in Berlin, mal an die Glasarchitektur eines Helmuth Jahns.

Was  ist denn das eigentlich für ein Bild mit dem Namen „Planet“? Es stellt die Kante einer Eisfläche auf einem See dar. Das Bild wurde unter hohem Risiko des Fotografen aufgenommen, denn das dünne Eis, auf dem er bei der Aufnahme lag und seine Kamera auf dem Stativ nach vorne  zur Eiskante hin manipulierte, hätte jederzeit brechen können. Die Abbildung einer Eisfläche mit ihrem freien Rand im Wasser eines Sees ist als solche zunächst nicht zu erkennen. Durch den Titel „Planet“ wird der Betrachter beim Anschauen der Strukturen des Bildes auf die falsche Fährte gelenkt. Das trifft auch für andere Eisbilder zu.  Er schaut, erkennt Strukturen und lässt seinen Assoziationen freien Lauf.  

Geradezu bestürzend sind die Fotos von Personen, deren Konturen, deren Identität sich auflösen. Das sind keine Porträts. Diese Bilder erinnern an die Francis Bacons in der Malerei. Was ist der Mensch?  Mit solchen Bildnissen wir die Frage nach der Identität des Menschen gestellt.

Andere Fotografien zeigen verwischte Landschaften in Schwarz-Weiß aber auch in Farbe, die mit den Berglinien in ihrer verwischten Nebeligkeit an die Bilder Caspar David Friedrichs erinnern. oder auch an Aquarellmalerei mit verlaufenden Farbgrenzen. Neumanns Fotografie hat viel Malerisches.  In die schwarz-weißen Bilder von kleinen Landschaftsausschnitten mit unscharfen dunklen Wälder hinter hellem Vordergrund, oder mit einem einzelnen verwehtem Baum auf freier Fläche, in diese Ur-Bilder möchte man sich geradezu hinein begeben. Durch Blicklenkung wird hier die Verdichtung der  Zeit und ungeteilte Aufmerksamkeit des Betrachters erreicht. Diese Photographien geben Ruhe, geben dem Betrachter Zeit, der dabei weniger an den mit der Kamera tanzenden Fotografen denken wird als an sich selbst und seinen Ort in dieser Welt.

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 Seit seiner Jugend interessiert sich Matthias Neumann für Fotografie und hat sich damit in unterschiedlichen Lebensphasen in wechselnder Intensität und Ergiebigkeit  beschäftigt. Dieser Fotograf ist Bratscher im Wuppertaler Sinfonieorchester. Sein Studium der Fotografie schließt er 2012 mit der Master-Arbeit ab. Neumanns „Spiegelungen“ entstanden  zwischen 1999 und 2003. in den folgenden Jahren entstehen die „Verwischungen“. Ganz neu sind die Wimmelbilder. Was sind Wimmelbilder? Neumanns Bilder dieser Art haben wir so genannt und wer kleine Kinder um sich hat, der kennt Wimmelbilder. Auf großem Format finden sich eine Unzahl von Tieren, Pflanzen Menschen, wimmelt es von zahllosen Details, womit die Kleinen fertig werden wollen, immer wieder hinschauen und neue Einzelheiten entdecken  und benennen. Das Betrachten solcher Wimmelbilder  ist für  jeden, der da mit gucken darf, ein Riesen-Vergnügen.P1030058

 Fir Aufnahme der „Wimmelbilder“  schießt Neumann unter stundenlanger Beobachtung  der darzustellenden fotografischen Situation meist mit Weitwinkelobjektiv eine Unzahl  Bilder. Anschließend wird das Interessanteste herausgesucht. Man sieht scharf abgebildet viele Menschen am Strand und viele Drachen am Himmel. Erstaunlich welche Beziehungen zufällig auf diesen Bildern dargestellt sind. Dabei dienen Strand und Himmel eher als neutrale Hintergründe für die dargestellten Personengruppen, die voneinander getrennt ihr Eigenleben führen. Hier wird durch Blicklenkung der Betrachter animiert mit ungeteilter Aufmerksamkeit alle Einzelheiten zu identifizieren und die Beziehungen zwischen den dargestellten Personen und Personengruppe zu analysieren.

Ein wichtiges Einzelbild des Fotografen ist sein riesiges Foto „Sprengung“, welches im 1. Stock des Rathauses Elberfeld seit fast 1 Jahr hängt Es ist ein Blick in den leeren, großen Saal der Stadthalle , wobei aber durch einen schwarzen von der Decke herabhängenden Vorhang  dem Betrachter die Zentralperspektive des Raums zerstört wird. Als Ergänzung zu der  interessanten Ausstellung in den schönen Praxisräumen wird der Blick auf das Bild im Rathaus dringend empfohlen.

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Weitere Informationen:http://matthias-neumann.com/vita.html ,  www.gemeinschaftspraxis-bergstrasse.de

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