Rauf und runter: Literatur und Bilder aus dem Bergischen

Einige Autorinnen und Autoren kennt man schon, andere rücken neu ins Bewusstsein. Frisch erschienen ist die hier anzuzeigende Anthologie des Literatentreffens Wuppertal. Unser Buch des Monats Januar.

Basis der Sammlung ist ein Kooperationsprojekt des Wuppertaler Literatentreffens und der Kunstgruppe Lüttringhausen unter dem Motto „roff un ronger“ („rauf und runter“). Die Künstler wählten ihre Bilder aus, und die Schriftsteller verfassten dazu literarische Texte. Präsentiert wurde das Ganze im Kulturraum der Laré-Werke Wuppertal, und zwar im März vergangenen Jahres. Zu den bekanntesten Lyrikern und Prosaisten gehören neben dem Herausgeber Matthias Rürup Ursula Naujoks, Sibyl Quinke, Erika Schneider, Martina Sprenger, Ruth Velser und Angelika Zöllner.

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Jeweils ein Bild leitet ein Kapitel einer kleinen Serie von Betrachtungen ein. Die Abschnitte heißen etwa „Sie lachte nur und widerstand“, „Ohne Ordnung bricht das Chaos aus“, „Wollgras haftet mir an“ oder „Viele Namen, zu viele Gesichter“. Beim Start des Kapitels findet man die originalen Zeichnungen schwarz-weiß und auf einer vollen Buchseite, im Anhang in Originalfarben, wenn auch stark verkleinert. in einem Fall wird ein Werk von Gerhard Richter, das aus urheberrechtlichen Gründen nicht in die Anthologie aufgenommen werden konnte, Ausgangspunkt eines Textes (Kirsten Marter-Dumsch, Blau-Rot-Geld, rötlich, S. 113-116).

Verzeichnisse der Künstlerinnen und Künstler sowie der Autorinnen und Autoren runden das Kompendium ab, wobei es gewöhnungsbedürftig ist, dass die Namen nicht in alphabetischer, also leicht auffindbarer Reihung aufgeführt werden. Darüber hinaus irritiert der eine oder andere Druckfehler, der sich aber, wo das professionelle Lektorat oder mindestens ein Korrektorat fehlen, nicht vermeiden lässt.

Mitunter, so deutet es Matthias Rürup in seinem Vorwort an, sind wohl Zweifel aufgekommen, ob der eine oder andere Text genügend Bezug auf das jeweilige Bild nimmt. Gleichwohl lesen sich viele Beiträge leicht und mit intellektuellem Vergnügen.

So wenn etwa Erika Schneider ihren Mann systematisch zu Tode füttert („Mein Weg in die Freiheit“, S. 19-21). Hübsch sind auch die Assoziationen an Heinz Erhardt hervorrufenden Gedichte von Reinhard Clement (etwa S. 27 und S. 44).

Wehmütig sind manche Texte wie etwa Ursula Naujoks’ „Lebensbeichte“:

„Ich habe nie bewusst die Unwahrheit gesagt.
Ich habe niemals andere betrogen.
Ich habe immer nur nach Gott gefragt,
bin nie mit wilden Männern losgezogen.

Ich war ein ausgesprochen liebes Kind,
wollt meiner Mutter nie ein Leid bereiten.
Ich war nicht so, wie andre Mädchen sind,
die sich so gern mit ihren Eltern streiten.

Ich kannte keinen tollen Liebeswahn
und das Vergessen aller guten Sitten.
Ich ließ die Männer nicht zu nah an mich heran.
Der Teufel hat mich nie zu sehr geritten.

Ich habe immer nur davon geträumt.

Mein Gott, was hab ich alles nur versäumt“ (S. 145).

 

MATTHIAS DOHMEN

 

Matthias Rürup (Hrsg.), Ansichtssachen. Eine Anthologie des Literatentreffens Wuppertal: Eigenverlag 2018, 172 S., Euro 8,90. Wo sich das Buch erwerben lässt, siehe www.clement.de/html/neu.html.

 

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Kommentare

  1. Netter Artikel, vielen Dank. Nur lautet der Titel des Gerhard Richter Bildes „Blau-Rot-Gelb, rötlich“ und nicht Geld. 😉
    LG
    Kirsten Marter-Dumsch

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