„Schreiberleins“ Erkenntnisse
Altersgedichte. Die Themen, die Armin Foxius zuletzt in seinem opus magnum 2021 auf seine unvergleichliche Art episch behandelt hat, präsentiert er uns ein Jahr später schon in 245 einstrophigen Gedichten, die er alphabetisch sortiert hat. Seitenzahlen gibt es nicht, die Orientierung scheint in Köln und anderswo weiter weg im Osten verloren gegangen zu sein.
In fortgeschrittenen Jahren wird man bescheiden. Foxius will „das Schreiben lassen, / da es Keinen interessiert“. Aber er dichtet weiter, aus Trotz:
„Der dicke fette
Schreibtisch steht
da rum, ein Klotz.
Da setz ich mich
Hin und schreib.
Sist ein wahrer Protz.
Davor, aufm Stuhl,
das Schreiberlein.“
Sist und aufm Stuhl: Es gelte, wird der Leser einleitend kurz und bündig beschieden, „die gesprochene Sprache“, auf Akzente wird generell verzichtet. Minimalismus allerorten.
Die Beliebigkeit, mit der in den großen Talkrunden, welche in Tateinheit die Bundespressekonferenz und das Literarische Quartett gleichermaßen ersetzen, macht Foxius zu schaffen:
„Eine Talk Show
plätschert vor sich hin.
Jeder kommt zehn Minuten
dran, erzählt sein Leben,
zeigt ihr neues Buch.
Das ist ja! Aber Hallo!
Der Nächste bitte!“
Oder:
„Ohne Punkt und Beistrich
quasselt manches
Menschlein.
Warum nur, warum?
Das muss doch nicht alles raus
in diese schon so
malträtierte Welt.“
Zunehmende Zeit verbringt man beim Onkel Doktor:
„Von Arzt zu Arzt
gleich welchen Geschlechts
humpeln und schleppen sich
die Menschlein,
in ihrer vergeblichen Hoffnung
auf ewiges Leben.
Und aus der Kirche
sind sie ausgetreten.“
Liebevoll oder sarkastisch, böse oder nachsichtig beschreibt Foxius Taten und Haltungen von Christen und Nichtchristen. „So un so“ hält er uns allen – und sich selbst – den Spiegel vor. MATTHIAS DOHMEN
Armin Foxius, So un so, 245 einstrophige Gedichte. Covergestaltung: Rosemarie Foxius, Wrocław: Amazon 2022, ISBN 9798842699322, 347 S., Euro 10,00, www.amazon.de, www.foxius.de.
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