17.10.2012Begegnungsstätte Alte Synagoge
„So geht das nicht weiter…“ – Tumulte um Else Lasker-Schülers Lesung in Elberfeld
Vor genau 100 Jahren, am 22. Oktober 1912, kam Else Lasker-Schüler aus Berlin nach Elberfeld, um im „Kaisersaal“ der Stadthalle aus ihren Werken zu lesen. Es war die einzige öffentliche Lesung der jüdischen Dichterin in ihrer Heimatstadt. Vor ihrem Aufritt, zu dem sie die „Literarische Gesellschaft“ eingeladen hatte, teilte sie dem Veranstalter mit: „Je größer der Saal, je schwungvoller mein Organ. Ich lese arab. Dinge, Gedichte – ganz bunt durcheinander; das wirkt großartig und die Leute schlafen nicht dabei ein.“
Die Lesung der eigenwillig-selbstbewussten Dichterin geriet zum Desaster und spaltete das vor Staunen starre Publikum. Es zeigte sich irritiert und reagierte mit Hohn und Gelächter. Etliche Besucher verließen sogar empört den Saal. Andere waren jedoch fasziniert von der ungewöhnlichen Performance und klatschten demonstrativ Beifall. Die Lasker-Schüler, von der Presse als „Vertreterin der modernen radikalen Lyrik“ angekündigt, reagierte verärgert und appellierte an das Publikum: „Ich bitte um Ruhe, ich lese hier das Allerfeinste vor. So geht das nicht weiter, ich bin das anders gewöhnt.“
Die Begegnungsstätte Alte Synagoge erinnert am Montag, denn 22.10., 19.30 Uhr an diese spektakuläre Lesung Else Lasker-Schülers vor 100 Jahren mit einem Rezitationsabend. Der Schauspieler Andreas Ramstein (Wuppertaler Bühnen) wird einige der damals vorgetragenen literarischen Texte und den „Beschwerdebrief“ der Dichterin lesen, vor allem aber auch das überaus aufschlussreiche, differenzierte und hoch unterhaltsame Pressecho auf die denkwürdige Lesung zu Gehör bringen. Die Moderation des Leseabends in der Begegnungsstätte übernimmt Michael Okroy.
Termin: Montag, 22.10.2012, 19.30 Uhr
Ort: Begegnungsstätte Alte Synagoge, Genügsamkeitstraße, Wuppertal-Elberfeld
Kosten: 3 €
Kontakt und weitere Informationen:
Internet: www.alte-synagoge-wuppertal.de
E-Mail: info@alte-synagoge-wuppertal.de
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