14.01.2016Dr. Alexandra Rosenbohm
Sunays Erwachen oder: Der Neue West-östliche Divan
Ein modernes Märchen in einer am Abgrund taumelnden Welt, wie es heute vielleicht nur noch das Theater erzählen kann.
Eine Produktion des Theaters Anderwelten
Sunay stammt aus dem Iran. Mit sechs Jahren ist sie nach Deutschland gekommen. Hier hat sie Germanistik studiert und ist jetzt arbeitslos. Sie lebt sehr zurückgezogen in einer kleinen Dachmansarde und hält sich mit Gelegenheitsjobs soeben über Wasser. Als wichtigste Informationsquelle dient ihr ein altes Röhrenradio, das sie auf dem Trödel gekauft hat. In diesem Hohlspiegel fängt sie Nachrichten ein und sie erlebt schmerzhaft, dass mitten durch diese Welt ein Riss geht: Orient und Okzident sind eigentlich die beiden Hälften e i n e r Welt. Aber politisch scheint diese auseinanderzubrechen.
In ihrem Bücherschrank findet Sunay Goethes „West-östlichen Divan“. Unvermittelt werden Goethes Gedichte und seine Utopie eines gleichberechtigten poetischen Dialogs zwischen Okzident und Orient für sie zum Fluchtpunkt ihrer Sehnsüchte nach einem schönen und sinnerfüllten Leben. In ihren fiktiven Briefen an Goethe beginnt sie mit dem großen Genius der Weimarer Klassik einen zeitüberspannenden kritischen Dialog, hinterfragt das Frauenbild Goethes und klärt den Genius der Weimarer Klassik über die aktuelle Weltlage auf. Und Goethe antwortet ihr aus der Tiefe der Vergangenheit raunend ¬¬- mit seinen Gedichten und seinen Gedanken aus der Einleitung zum West-östlichen Divan.
Während dieses multimedialen Stücks werden die Stimmungen der Briefe Sunays, die Gedichte Goethes und die Musikwelten, durch die sich Sunay vermittels ihres alten Röhrenradios hindurchhört, in Tanz transformiert. Dabei spannt sich der musikalische Bogen von orientalischer Musik über die deutsche Klassik bis hin zum HipHop. Die magischen Bild- und Videosequenzen des Filmemachers Frank N entführen den Zuschauer in die Innenwelt des Bewusstseins Sunays und nehmen ihn zugleich mit auf eine Reise, die ihn vom Iran über Deutschland nach New York entführt, mitten in das Herz des Big Apple. Dort versteht Sunay, dass sie tatsächlich das ist, was ihr Name sagt: ein Geschenk des Mondes. Und sie entdeckt, dass das Leben grenzenlos sein kann.
Tanz I Chrystel Guillebeaud (Sunay) – früher: Tanztheater Pina Bausch
Schauspiel I Olaf Reitz
Tanz und Rap I Terrence Jones (Tayo)
Sprecherin I Claudia Gahrke
Soundtrack I Charles Petersohn und Heiner Bontrup
Live-Musik: Michael Hablitzel (Cello, Wuppertaler Orchester) und Charles Petersohn (Keyboard)
Videobühnenbild: Frank N
Text und Regie I Heiner Bontrup & Melanie Mägdefrau
Tickets:
http://www.wuppertaler-buehnen.de/karten/kartenverkauf-kulturkarte/
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