Ursula Langkau-Alex’ Standardwerk über die deutsche Volksfront
Die drei Bände über „Deutsche Volksfront 1932-1939“ stehen allerdings in zahlreichen Bibliotheken, darunter auch derjenigen der Bergischen Universität Wuppertal.
Von einer „mustergültigen Mikrostudie“, die Maßstäbe gesetzt habe, sprach der Rezensent von hsozkult, einem der beiden großen Internet-basierten Besprechungsorgane für historische Literatur (www.hsozkult.de). Ein Standardwerk nannte es Patrick von zur Mühlen im renommierten „Archiv für Sozialgeschichte“. „Was könnte in den kommenden Jahren zu diesem Thema noch ergänzt werden“, fragte rhetorisch Werner Müller im „Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung“, auch wenn er vielleicht vorschnell dekretierte, Langkau-Alex habe den „Mythos“ Volksfront „wohl endgültig beerdigt“. Denjenigen der Volksfront 1932 bis 1939 ohne Zweifel, gleichwohl hat die bekannte Geschichtwissenschaftlerin sorgfältig auch die Stärken und die positiven Erfahrungen der von maßgeblichen SPD- und KPD-Politikern sowie wichtigen Intellektuellen – allen voran Heinrich Mann – vorangetriebenen Politik der Einheit der Demokraten herausarbeitet. Im Übrigen ist es wohl eher eine Wunschvorstellung, jegliche nichtkapitalistische Zukunftsvorstellungen als ad acta gelegt zu betrachten.
Eine Parallele drängt sich auf: Beim „Wiederlesen“ der kurz nach der Befreiung erschienenen und schnell wieder eingestellten Zeitschrift „Der Ruf“ blickte Hans Werner Richter 1962 zurück: 1946 und 1947 „waren die Jahre der großen Hoffnungen und der vielleicht ebenso großen Illusionen“. Welcher Erwartungen und welcher Illusionen? Der heimkehrenden jungen Generation Hoffnung war ein antifaschistisches „vereintes sozialistisches Europa“, wobei die Betonung auf vereintes wie sozialistisches liegt. Und er zog eine ihn beängstigende Parallele der Zeit nach 1945 und der 1960er-Jahre: „Statt der Einheit haben wir heute, fünfzehn Jahre später, die Mauer in Berlin, statt des Weltfriedens die ständige Bedrohung durch die atomare Vernichtung, statt frei von Furcht leben wir weiter in einem Jahrhundert des Schreckens.“ Sein Schlussakkord: „Die großen Hoffnungen jener ersten Nachkriegsjahre haben sich nicht erfüllt. Aber es ist vielleicht gut zu wissen, dass es sie gab“ (zitiert nach: Matthias Dohmen, Geraubte Träume, verlorene Illusionen. Westliche und östliche Historiker im deutschen Geschichtskrieg, Wuppertal: Nordpark 22015, S. 100).
Die einzelnen Bände des Langkau-Alexschen Werks werden wir uns in den nächsten Wochen vornehmen. Möglicherweise wird die Serie „Buch der Woche“ dann eingestellt oder macht vorübergehend eine Pause. Leserzuschriften willkommen (matthias.dohmen@uni-duesseldorf.de). M. D.
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