09.03.2016KBW
Von einem, der nicht dazu gehört
Vandam war dabei, als unten in der Prager Altstadt auf der Nationalstraße die samtene Revolution ins Rollen kam, die einige Wochen später das kommunistische Regime hinwegfegte. Damals war Vandam ein junger Polizist, ein Vorstadt-Held oben in der Plattenbausiedlung des neuen Prag.
Fünfundzwanzig Jahre später wohnt Vandam immer noch in der Plattenbausiedlung. Längst ist er kein Held mehr, sondern ein Verlierer. Wegen Gewaltexzessen aus dem Polizeidienst entfernt prügelt er sich als einsamer Schläger durch Tage und Nächte.
Auf beeindruckende Weise führt Jaroslav Rudiš in die Gedanken- und Gefühlswelt eines Menschen, der sich als Verlierer dieser historischen Umbrüche begreift, der den Bezug zu einer sich als demokratisch verstehenden Gesellschaft verloren hat. Sein Verhalten gerät außer Kontrolle und richtet sich gegen diejenigen, die er als vermeintlich minderwertig abwertet: Aggressiv und gewalttätig begehrt er auf und gleitet dabei zunehmend ab in ein faschistisches Bezugssystem.
Jaroslav Rudiš, geboren 1972, ist Schriftsteller, Drehbuchautor und Dramatiker. Mit seinem tschechischen Verleger hat er darüber hinaus die Band „The Bombers“ gegründet. Zuletzt erschien in Deutsch „Die Stille in Prag“ (2012) und „Vom Ende des Punks in Helsinki“ (2014). Jaroslav Rudiš hatte 2012/13 die Siegfried-Unseld-Gastprofessur an der Humboldt-Universität zu Berlin inne und erhielt 2014 für sein Werk den Usedomer Literaturpreis.
Dirk Domin, studierter Historiker, moderiert die Lesung. Er arbeitet als freier Journalist und Sprecher. Jaroslav Rudiš lernte er bei seinem ersten Besuch in Tschechien kennen.
In Kooperation mit der Buchhandlung v. Mackensen
Di., 15.03.2016, 19:30 Uhr, Eintritt: 5,00 Euro*/6,00 Euro, Buchhandlung v. Mackensen, Friedrich-Ebert-Str. 12, 42103 Wuppertal
* Vorverkauf in der Buchhandlung v. Mackensen
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