17.05.2011Magdalene Zuther
Von Pérotin bis Pärt Teil III
Zu Raum wird hier die Zeit – „Ich bin ein Anderer nach diesem Konzert“. Es muss schon etwas Besonderes passiert sein, wenn ein Mann, Mitte 40, mit glänzenden Augen und einem großen Lachen im Gesicht, sich mit diesen Worten von einem Konzertbesuch verabschiedet. Was er zuvor erlebt hat, war eine ungeheuer spannende baugeschichtliche Führung von Johannes Meyer, durch die Ev. Stadtkirche Wermelskirchen. Ein Sakralbau, in dem sich drei Architekturepochen ausdrücken, und dessen Geschichte tief mit der Historie des Bergischen Landes verknüpft ist.
Anschließend begab sich das Ensemble „Von Pérotin bis Pärt“ mit dem Programm ihrer dritten Konzertreise durch die Sakrale Architektur des Bergischen Landes, auf eine Zeitreise der geistlichen Musik vom 11. Jh. bis in die Jetztzeit. Das Konzert begann mit einem Meilenstein der frühen mehrstimmigen Musik, dem „Alleluia Pascha nostrum“ von Léonin (ca. 1150 – 1210), der Magister an der Kathedrale Notre-Dame in Paris war, und Gründer der Notre-Dame-Schule, eine der ersten Entwicklungsstätten mehrstimmiger Musik. „Es ist schon ein erhebendes Gefühl“ berichtet Jochen Bauer, einer der Sänger und Initiator dieser Konzertreihe, dieses Stück im Altarraum einer Kirche zu singen, dessen Boden original erhalten ist, und aus dem 11. Jh. stammt, also der Zeit, zu der auch dieses Stück komponiert wurde.
Ebenso gegenwärtig zeigten sich die Zeiten des Mittelalters, Barock, der Klassik und der Moderne in diesem Konzertprogramm: Das strahlende „Lux aeterna“ des Dresdner Sängers und Komponisten Martin Neumann (*1986), das von Marco Agostini (Tenor), Nathan Northrup (Tenor), Jochen Bauer (Bass) und Javier Zapata Vera (Bass) erfrischend klar und kraftvoll präsentiert wurde.
Für viele Zuhörer bot Gunda Gottschalk mit ihrer Improvisation „Morendo“ ein völlig neues Hörerlebnis: Wellenförmig strich sie ihre Viola ganz klassisch über die Saiten, drehte dabei aber alle vier Wirbel kontinuierlich runter, bis alle Saiten völlig erschlafften und der letzte Ton im Kirchenraum erstarb. Gerade durch die Präsentation von der Empore aus, entfaltete dieses Stück seine große musikalische Kraft in den Raum.
Eigens angereißt für das Konzert, war der Wuppertaler Komponist Thomas Beimel, um bei der Uraufführung seines Stücks „Du meine Taube“ – eine Vertonung des Hohelied des Solomon anwesend zu sein.
Das „Llibre Vermell de Montserrat“, ein Pilgergesang, der vor allem durch seine tänzerische Fröhlichkeit besticht, führte die Zuhörer in das 14. Jahrhundert. Neben den Sängern wurde es auch von den Instrumentalisten Gunda Gottschalk, Heike Haushalter (Violine), Gudrun Fuß (Gambe), Zorro Zin (Theorbe), Roland Dopfer (Orgel) und Uwe Fischer-Rosier (Schlagwerk) mitreißend interpretiert.
Mit stehendem Applaus bedankte sich das zahlreiche Publikum für dieses eindrucksvolle Konzert.
Am kommenden Wochenende sind sie nun in der Reihe „Wupperfelder Abendmusik“ in der Alten Kirche Wupperfeld zu Gast. Vor dem Konzert wird die Historikerin Denise Niemietz in die Baugeschichte der Kirche einführen.
Dauer ca. 90 Min. Der Eintritt ist frei, um eine Spende am Ausgang wird gebeten.
Gefördert wird diese Reihe u.a. von der Regionalen Kulturpolitik Bergisches Land und dem Kulturbüro der Stadt Wuppertal.
Die nächsten Termine sind:
Samstag, 21. Mai 2011, 19:00 Uhr
Alte Kirche Wupperfeld, Bredde 69, Wuppertal-Barmen
„Die älteste erhaltene Kirche in Barmen, erbaut im Stil des Bergischen Spätbarock“
Samstag, 25. Juni 2011, 20:00 Uhr
Altenberger Dom, Eugen-Heinen-Platz, Odenthal-Altenberg
„Eine ehemalige Klosterkirche, in der sich auch die Grablege der Grafen und Herzöge von Berg befanden“
Freitag, 16. September 2011, 22:30 Uhr
St. Laurentius, Friedrich-Ebert-Str. 20, Wuppertal-Elberfeld
„Eine der wenigen klassizistischen Kirchenbauten nördlich der Alpen“
Weitere Informationen unter www.perotin-paert.de
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