Was kostet eine Theaterkarte wirklich?

Die Wuppertaler Bühnen äußern sich zu Medienberichten, wonach angeblich jede verkaufte Eintrittskarte mit rund 250 Euro "subventiert" wird. Lesen Sie hier die Stellungnahme im Wortlaut.

Bahnt sich eine Kooperation der Wuppertaler Bühnen mit dem Theater in Hagen an? (Foto Schauspielhaus: Andreas Praefcke)Wuppertaler Bühnen: Das Theater kostet jeden Wuppertaler 9 Cent am Tag.

TEURES THEATER
Was kostet eine Theaterkarte wirklich?

Immer wieder wird in der Presse behauptet, eine verkaufte Karte der Wuppertaler Bühnen werde mit mehr als 250 Euro „subventioniert“. Dazu ist folgendes anzumerken:

1.) Staatliche Zuschüsse für Kulturinstitutionen sind keine „Subventionen“, sondern notwendige Investitionen in Bildung und Zukunft.

2.) Ein Theaterbetrieb kann aufgrund des hohen Personalaufwands niemals kostendeckend arbeiten und benötigt Unterstützung seitens der öffentlichen Hand. Er ist darin anderen Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen und Universitäten vergleichbar. Der Betriebskosten- zuschuss sorgt dafür, das das Theater für alle Bevölkerungsgruppen zu erschwinglichen Preisen zugänglich bleibt.

3.) Die in Presseberichten genannten Zahlen für die Wuppertaler Bühnen sind nicht zutreffend. Jeder verkauften Karte stehen tatsächliche Zuschüsse von ca. 136 Euro gegenüber. Anders lautende Berechnungen berücksichtigen ganz offensichtlich nicht die der Geschäftsleitung und dem Aufsichtsrat der Wuppertaler Bühnen vorliegenden realen Ergebnisse der vergangenen Spielzeiten.

4.) Mit der genannten Zahl von 136 Euro liegen die Wuppertaler Bühnen im Mittelfeld der Theater in NRW und am unteren Rand der bundesweiten Vergleichszahlen zu den realen Kosten einer einzelnen Theaterkarte eines Mehrspartenbetriebes.

5.) Wussten Sie, dass das Theater (Oper und Schauspiel zusammen!)  jeden einzelnen Einwohner der Stadt Wuppertal im Jahr 32 Euro kostet? Das sind 2,66€ pro Monat und Einwohner, oder 0,62€ pro Woche und Einwohner. Pro Tag gibt jeder Einwohner dieser Stadt 0,09€ für sein Theater aus. Eine vierköpfige Familie kostet das Theater monatliche 10,64€.

6.) Jene 2 Millionen Euro an geplanten Einsparungen, die für die heutigen Wuppertaler Bühnen das Aus bedeuteten, ergäben umgelegt auf die Stadtbevölkerung ca. 5€ pro Jahr, 0,42€ pro Monat, 0,096€ pro Woche und 0,013€ pro Tag und Einwohner. Würde also jede(r) Wuppertaler(in) am Tag etwas mehr als einen Cent spenden, wäre der Erhalt des Theaters garantiert…

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Foto: Andreas Praefcke

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Kommentare

  1. Thilo Prokosch sagt:

    Es ist gut, dass da endlich mal jemand Stellung nimmt. Die Grundaussagen sind auch nicht zu hinterfragen. Jedoch stammt die Zahl von genau 234 € je Karte (!) aus der Beantwortung einer Anfrage im Landtag NRW – und diese Zahlen sind erstmal eindeutig, siehe hier: http://www.landtag.nrw.de/www/www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMD14-10120.pdf&ei=yGOFS5fBIpu8mwO3p4W8Ag&sa=X&oi=nshc&resnum=1&ct=result&cd=2&ved=0CAoQzgQoAQ&usg=AFQjCNFZ5F9G75cAWUsNldN8TnucDXg2cA
    dort auf Seite 26: Bei ca. 11,6 Mio. € Zuschuss und nicht einmal 50.000 Besuchern (ohne Pina Bausch) im Jahr ergeben sich diese 234 € Zuschuss je Besucher. Das war 06/07 so, und wenn man annimmt, dass nur ein Haus da war (Oper war zu), hätten es bei moderater Auslastung von ca. 60 – 70%, 5 Spieltagen und ca. 42 Jahreswochen mindestens 100.000 Besucher sein müssen! Es wäre sehr hilfreich, diese Zahlen, die auf dem Tisch liegen, zu bewerten. Warum gehen von 360.000 Menschen nur unter 5% ins Theater (die, die hingehen, gehen ja mehrmals im Jahr)? Hier muss die Kulturszene ansetzen, nämlich, wie diese Zahlen geändert werden können. Wenn das Theater in der Stadt relevant ist, bleibt es auch bestehen. Wenn nicht – dann geht es. Und dafür müssen nicht alle ALGII Empfänger 127,68 € bezahlen (sie zahlen tatsächlich keinen einzigen!), sondern es müssten mindestens 1/4 der Einwohner und Umlandbewohner sagen (und so handeln): Das will ich, das finde ich wichtig. Konzerte und Musikschulen haben Zuwachs, warum nicht das Theater? Ausruhen ist nicht!

    1. Thilo Prokosch sagt:

      …und hier noch der korrekte Link zum Dokument:
      http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMD14-10120.pdf
      Dort Seite 26

    2. Wolfram Panitz sagt:

      Das Umrechnen der Kosten des Schauspielhauses auf „pro Wuppertaler und pro Tag“ führt zu einem reichlich sinnlosen Durchschnittswert, wenn 95 % der Wuppertaler keine Eintrittskarte kaufen. Aussagefähiger und geradezu erschreckend ist der Zuschuß je Eintrittskarte von mehr als 100 oder gar 200 Euro, die über Steuern und Abgaben der arbeitenden und steuerzahlenden Bevölkerung zwangsweise aus der Tasche gezogen werden. Wirtschaftlichkeit oder gar Gerechtigkeit funktionieren nach meinem Verständnis anders. Begriffe wie „Kultur“ und „Denkmalschutz“ sind meines Erachtens so lange allenfalls zur Durchsetzung von Einzelinteressen vorgeschoben, wie Oper, Stadthalle und die in Wuppertal sonst noch vorhandenen kleinern Theater nicht in höherem Maße ausgelastet sind und wirtschaftlich betrieben werden können.

  2. kuechendecke sagt:

    Jährlich kostet also eine vierköpfige Familie das Theater 127,68 – auch wenn sie gar nicht hingehen, ALGII beziehen, nichts mit bourgeoisen Kulturformen anfangen können

    1. Thilo Prokosch sagt:

      und um Missverständnissen vorzubeugen, auch hierzu eine Antwort: Wenn Faust, Hamlet, Pina Bausch, Kafka etc. bourgeois ist, dann weiss ich nicht, was daran der Nachteil sein soll. Dann sind Sie wohl eben nicht bourgeois: Gut für Sie, wenn Sie es so sehen wollen. Wenn DSDS und Big Brother, weil sie gratis sind, NICHT bourgeois sind, na dann eben – auch gut so! Ihre Denkmuster sind da evtl. etwas von Vorgestern.

      1. kuechendecke sagt:

        nein, ich wollte nur aussage karikieren: „Pro Tag gibt jeder Einwohner dieser Stadt 0,09€ für sein Theater aus.“
        und wie ich tatsächlich finde: 9ct zu viel.
        warum?
        es gibt eine oper – wer seine abendgarderobe in der pause präsentieren möchte, dann doch bitte da.
        es gibt ein schauspielhaus. warum?
        -> pina bausch <-
        mir wurde zugetragen, dass das schauspielhaus der totale wahnsinn sei und nur erhalten würde, weil pina bausch, wir erinnern uns alle an sie, damit gedroht hatte, wuppertal den rücken zuzukehren und nach japan zu gehen, wenn diese spielstätte nicht zur verfügung stünde.
        jetzt ist pina bausch nicht mehr. und das schauspielhaus kann sich wuppertal einfach nicht leisten. fertig.

        1. Thilo Prokosch sagt:

          ASehr geehrte Kuechendecke, ich denke, Sie sind nicht unbedingt derjenige, der den Wert des Schauspielhauses als Spielstätte und Ort für Kunst und Kultur und Theater wirklich beurteilen kann: Sie haben dort offensichtlich nicht die Erlebnisse gehabt, die Ihre geistige und soziale Entwicklung beflügelt haben; soll heißen ich vermute, dass Sie nicht sehr oft dort waren.
          Daraus aber abzuleiten, dass man über die Existenz von Theater, oder sonstiger Kultur und Kunst entscheiden dürfe, finde ich etwas arrogant. Die Spardiskussion ist das eine (ich führe sie ja auch), aber Ihre Einlassungen sind ja nur vom „Hören/Sagen“ geprägt, also ohne eigene echte Erkenntnis. Was soll das werden, wo wollen Sie noch mitreden und haben keinen Einblick? So simpel und wie Sie meinen „antibourgeois“ kriegen wir hier in einer Stadt von der Menschenzahl Islands nicht die Lösungen besprochen.

          1. kuechendecke sagt:

            ne, mich hat der kulturbetrieb des schauspielhauses nicht beflügelt und ich habe auch nicht dadurch eine geistige oder sittliche reife erlangt. entweder man hat keine ahnung, oder man ist voreingenommen. ich denke nur, dass ein jedes ding seine zeit hat. es fliessen ja auch keine gelder für den erhalt von eckkneipen, die möglicher weise auch einen beitrag zur lokalen kultur waren und zu einer identifikation mit dem stadtteil/stadt führten, und wegen besuchermangel geschlossen wurden.
            der kommunalpolitik habe ich inzwischen den rücken gekehrt.

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