04.07.2016Begegnungsstätte Alte Synagoge
Wettlauf gegen die Verjährung – Der Wuppertaler Bialystok-Prozess 1967/68
Vor 75 Jahren, am 22. Juni 1941, überfiel die deutsche Wehrmacht die Sowjetunion. Nur fünf Tage nach dem Beginn dieses von der Nazi-Führung als rassistisch motivierter Eroberungs- und Vernichtungsfeldzug geführten Krieges ermordeten Angehörige des Polizeibataillon 309 mehr als 1000 jüdische Männer, Frauen und Kinder in der Stadt Bialystok. Die verantwortlichen Haupttäter waren zwei Polizeioffiziere aus Wuppertal. Erst 1967 standen sie und 12 weitere Polizisten in Wuppertal vor Gericht. Wegen der großen Zahl der Angeklagten und ihrer Verteidiger fand der großes Aufsehen erregende Prozess im Saal 300 des Polizeipräsidiums Wuppertal statt. Die Ermittlungen gegen die Angeklagten hatten mehrere Jahre gedauert und waren ein Wettlauf gegen die drohende Verjährung, die im Mai 1960 fällig war. Zwei der Täter wurden 1968 zu lebenslanger Haft verurteilt. Wegen eines Verfahrensfehlers musste der Wuppertaler Bialystok-Prozess wiederholt werden. In diesem zweiten Verfahren wurden die Täter jetzt nicht mehr als Mörder, sondern nur noch als Mordgehilfen zu geringen Haftstrafen verurteilt.
Michael Okroy, freier wissenschaftlicher Mitarbeiter der Begegnungsstätte Alte Synagoge, erzählt in seinem bilderreichen Vortrag von den unter Zeitdruck geführten Ermittlungen gegen die Täter, beleuchtet dabei Klima der Aufarbeitung von NS-Verbrechen in den 1960er Jahren und erläutert, warum von den Tätern schon 1973 niemand mehr hinter Gittern saß.
Dienstag, 5. Juli 2016, 19.30 Uhr
Engelshaus, Engelsstr. 10, 42283 Wuppertal
Eintritt: frei
Veranstalter: Förderverein Historisches Zentrum e.V.
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