01.12.2011Wilma Schrader
Wie geht es mit dem Ada weiter?
Airaudo – als professioneller Kulturveranstalter braucht Mare e.V. institutionelle Förderung
Alexandre Airaudo hatte schon mit 15 Jahren seine ersten kleinen Jobs bei Mehmet Dok. Das Cafe Ada ist so zu seiner zweiten Heimat und wie er selbst sagt, Herzensangelegenheit geworden, so sehr dass Mehmet Dok ihm 2008 die Geschäftsführung des Mare e.V. übertragen hat. Der 1998 gegründete Kulturverein führt das Programm im Cafe Ada durch. 246 Veranstaltungen und 218 Kurse sind es, die Mare im Verlauf des vergangenen Jahres angeboten hat, berichtet Airaudo stolz. Das Cafe Ada brachte den Tango nach Wuppertal und gab dem professionellen zeitgenössischen Tanz neben den städtischen Spielstätten Schauspiel- und Opernhaus eine dritte Plattform für die freie Szene. Jean Louis Sasportes, Geraldo Si – beides Tänzer des Pina Bausch Ensembles – konnten dort ihre eigenen Projekte durchführen. Sie und der Tango machten das Cafe Ada überregional bekannt.
2007 war ein Schicksalsjahr für das Cafe Ada. Wenn es nach dem Vermieter GWG gegangen wäre, wäre das Gebäude abgerissen worden, um einer großen Lebensmittelkette Platz zu machen. Auf Druck von stadtbekannten Wuppertaler Persönlichkeiten u.a. Pina Bausch, wurde das Gebäude jedoch saniert und an Mare e.V. vermietet. Seit diesem Umbau haben sich die Verhältnisse geändert. Mit „Nur das Café ADA hat diesen typischen ‚El Barrio – Spanish Harlem‘ Touch!!! … Ein Ambiente, welches Ihr sonst nur in New York City – Spanish Harlem findet,“ wird der Umbau des Cafe Ada auf http://www.mamboweekend.de/location.html gefeiert. Aber mit der Erweiterung und Professionalisierung des Hauses als Veranstaltungsort, gingen auch neue Anforderungen an Technik und Sicherheit einher. Seitdem sind die Betriebs- und Wartungskosten um 20 Prozent gestiegen: „Ab da konnte der Laden nicht mehr wie eine kleine Eckkneipe geführt werden!“ meint Airaudo und fährt fort: „die 20% Mehrkosten die seitdem entstehen, kann der gastronomischen Betrieb des Ada nicht mehr auffangen. Eine Veranstaltung wie beispielsweise „Roof of Rock“ – eine Plattform für Wuppertaler Bands – bringt finanziell gar nichts. Wenn ich versuche meine Kosten auf die Künstler umzulegen, bleiben die lieber weg. Da geht es manchmal um 50 Euro.“ Airaudo fordert daher die Unterstützung durch die Stadt Wuppertal – am liebsten in Form einer institutionellen Förderung. „In das Ada fließt insgesamt außergewöhnlich viel privates Engagement, aber irgendwann hat jede Selbstausbeutung ihre Grenze,“ meint er.
Armbruster – wenn Börse und Rex städtische Gelder erhalten, sollte auch Mare e.V gefördert werden
Einer derjenigen von dessen Engagement und Künstlernetzwerk das Cafe Ada noch heute profitiert ist Uli Armbruster. Bevor er 2004 ins Cafe Ada einstieg, war er künstlerischer Leiter des „Talklang e.V.“ und hat die „Weltmusik“, noch vor ihrem Aufstieg zur eigenen Musikbranche, nach Wuppertal geholt. Größen wie Guru’s Jazzmatazz, oder Angelique Kidjo kamen zu seinen Festivals. Nachdem der Verein sich 2003 auflöste, setzte Armbruster seine Arbeit mit Mare e.V. fort und holte unter anderen Francis Gay, Musikchef von Funkhaus Europa und Globalbeats DJ, oder Hasmat Modine, eine amerikanische Band die inzwischen international erfolgreich ist, nach Wuppertal.
Für ihn steht das Cafe Ada für gelebte Interkultur und leistet damit einen einzigartigen Beitrag für das Zusammenleben in Wuppertal. Während der Rembetiko Abende, bei der im Cafe Ada Türken und Griechen miteinander musizieren und tanzen wird Musik zur völkerverbindenden Kraft. Besonders für solche Projekte hat Mehmet Dok laut Armbruster ein gutes Händchen. Rembetiko ist ein Musikstil, der aus der griechischen Volksmusik stammt, Mehmet Dok ist türkischer Abstammung. „Es ist nicht einzusehen, wenn Kulturveranstalter wie die Börse oder das Rex Geld erhalten, dass das Cafe Ada dann leer ausgehen soll,“ meint er. „Ein Kulturprogramm ist mit struktureller Förderung einfacher durchführbar. Aber es muss dafür ein professionell geführtes Konzept her, welches das Ada auf sichere Füße stellt.“
Heigermoser – das Cafe Ada braucht neue wirtschaftlich tragfähige Konzepte
Monika Heigermoser, Kulturbüroleiterin der Stadt Wuppertal, bedauert im Gespräch, dass es das Cafe Ada als Kultureinrichtung, die bisher nie eine regelmäßige öffentliche Förderung erhalten hat, immer schwer hatte. Für sie ist das Cafe Ada ein Ort mit Strahlkraft, der überregional Besucher nach Wuppertal holt und damit ein Gewinn für die Stadt. Und sie lobt das Team um Mehmet Dok als engagiert und rührig: „Alle arbeiten dort mit großem persönlichen Engagement. Es geht nicht um das Geld, sondern um die gute Sache – auch das ist anzuerkennen.“ Allerdings werde das Cafe Ada mit Kulturveranstaltungen wirtschaftlich kaum in den „grünen Bereich“ kommen, befürchtet Heigermoser. Behördliche Vorgaben beispielsweise grenzen im Cafe Ada die Besucherzahlen ein: Mehr als 199 Menschen dürfen im oberen Raum nicht zusammenkommen. Unter diesen Rahmenbedingungen seien profitable Veranstaltungen nur sehr eingeschränkt möglich. Weil die Chancen, institutionelle Förderung von der Stadt Wuppertal zu erhalten, aus ihrer Sicht momentan gegen Null gehen, empfiehlt sie, nach neuen Wegen zu suchen, um das Cafe Ada auf eine bessere wirtschaftliche Grundlage zu stellen.
Hampe – durch Vernetzung positive Synergieeffekte erzeugen
Christian Hampe, einer der Gründer von clownfisch, und einer der Initiatoren von Utopiastadt ist neben seinen anderen Tätigkeiten seit einiger Zeit bei Mare e.V. für das Booking engagiert worden. Ihn zieht die Internationalität und das Netzwerk des Cafe Ada an, denn nach seiner Schätzung mischen sich dort „gefühlte“ 20 Nationalitäten. Das hält er in Wuppertal und weit darüber hinaus für einzigartig und hat für ihn „den Charme einer internationalen Metropole“.
Aber auch für Hampe der mit Utopiastadt im Mirker Bahnhof ein Projekt ohne Dauersubventionierung aufbauen will, kommt Mare e.V. nicht ohne regelmäßige Zahlung von Drittmitteln aus. „Es geht darum, die finanziellen Löcher die durch defizitäre Veranstaltungen gerissen werden, hin und wieder zu stopfen,“ meint er. Hampe setzt außerdem auf Synergien zwischen Utopiastadt/Clownfisch und Mare e.V. Mit dem Designmarkt Needful Things, der im vergangenen Juli im Cafe Ada statt fand, gab es ein erstes Beispiel wie durch eine Vernetzung alle profitieren können. Needful Things ist ein erfolgreicher Designmarkt der von Clownfisch und Hebebühne inzwischen mehrmals im Jahr durchgeführt wird, beständig wächst und wirtschaftlich profitabel arbeitet. Außerdem sollen zu den einträglichen multikulturellen Partyformaten im Cafe Ada weitere dazu kommen. Neben der erfolgreichen „Balkan Party“ und den „Globalbeats“ startet demnächst der „Elektronic Swing Club“. Genug Enthusiasmus und ein großer Einsatz- sowie Veränderungswille, seien laut Hampe jedenfalls vorhanden, um das kulturelle Angebot des Cafe Ada in die Zukunft zu transportieren .
Es ist als ein kleines Wunder zu werten und zeugt wieder einmal von der großen Bereitschaft der Wuppertaler sich persönlich einzusetzen,
dass Mare e.V. 13 Jahre ohne regelmäßige öffentliche Förderung ausgekommen ist. Auch wenn die Stadt finanziell am Ende ist, vielleicht gelingt es mit vereinten Kräften und guten Ideen von allen Seiten Mare e.V. und damit auch das Cafe Ada aus der Krise heraus zu führen.
Weiter mit:
Ich drücke dem Cafe Ada ganz fest die Daumen.
Als Tangotänzerin habe ich schon manche Nacht dort getanzt. Und als Tango DJ habe ich sehr schöne Erinnerungen an meine DJ Set’s dort.
Ein Video vom letzten Mal gibt es hier zu sehen:
http://tanzbar.dk/video-cafe-ada-wuppertal/
„Mehr als 199 Menschen dürfen im oberen Raum nicht zusammenkommen.“
Bitte was? Ich war schon auf Veranstaltungen mit über 400 Leuten da oben.
Entweder ist die Aussage in dem Artikel falsch, oder….
Die Zahl ist zu 100% richtig. Das sind die Themen mit dem das ADA sich seit der Professionalisierung auseinandersetzen muß.
Ich finde das ADA auf jeden Fall unterstützenswert, ohne wenn und aber.
Nach dem Abgang des Rex und anderen, die letzte Bastion der Kleinkunst.
Ich befürchte nur, dass es dann seinen jetztigen Charme verliert, und zu einer städtischen Abhängigen wird, wie wir schon einige im Tal haben…
Gerade dann müssen sie sich aber auch an die Auflagen halten, an die sich alle halten müssen. 400 Mann oben geht ja gar nicht…
Die Abriss-Geschichte war wohl eher 1997 als 2007…
Nach Informationen der Redaktion starteten die Diskussionen um das ADA 2004, der Förderverein der sich für den Erhalt des ADA einsetzte gründete sich 2004, der eigentliche Umbau fand 2007 statt.