27.05.2016

Zuhause ist, wo ein Panzer dir auch gefährlich werden kann

Skip, der Protagonist, nach dem ihr Roman benannt ist, das wird an diesem Abend in der Börse klar, ist als Architekt, der mit dem Material arbeitet, das ihm zur Verfügung steht und Raum erschafft, seelenverwandt mit der Autorin.

Viele junge Menschen in der Börse. Nein, das war kein Abiball, Jörg Plath war auch nicht der strenge Lateinlehrer und Katharina Hacker die beliebte Biolehrerin.

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Bereits am Nachmittag war die Autorin zu Besuch im Germanistik Seminar von Christoph Jürgensen gewesen und hatte den Studierenden Rede und Antwort gestanden. Wie das so ist als Autorin, als jemand, der mit Texten seinen Lebensunterhalt verdient.

Skip Landau, der Protagonist, nach dem ihr Roman benannt ist, das wird an diesem Abend in der Börse klar, ist als Architekt, der mit dem Material arbeitet, das ihm zur Verfügung steht und Raum erschafft, ein stückweit seelenverwandt mit der Autorin. Die Sprache als Rohstoff, der Roman als Raum, in dem bestimmte Fragen gestellt werden können. Wo ist unser Ort – unsere Heimat?

Skip wird im Roman der Frankfurter Autorin von einer inneren Stimme von zu Hause weg weltweit an Orte gerufen, um Sterbende ins Jenseits zu begleiten. Willkürlich erscheint die Auswahl der Sterbenden und so empfindet er seine Aufgabe als Zwang, lässt seine Familie fast daran zerbrechen, ehe er versteht, dass er nicht nur Sterbenden den Weg in den Tod, sondern auch seinen Söhnen den Weg ins Leben weisen muss.

Jörg Plath hakt nach, fragt nach griechischer Mythologie, nach Engelsgeschichten, nach Vermittlern zwischen Dies- und Jenseits. Und Katharina Hacker antwortet, sieht manches anders als der Moderator – praktischer, wie „Handwerker“ das so tun.

Zweimal begleitet Skip auch Tiere in den Tod und so erzählt Katharina Hacker von ihrer Schildkröte aus Kindheitstagen, die bei einem Sturz tragisch von ihrem eigenen Panzer erschlagen wurde: „Ich habe mich immer gefragt, ob Schildkröten wohl blaue Flecken kriegen können?“

Zuhause sei die Idee vom richtigen Zusammenleben ein Raum, in dem man bestimmte Fragen stellen kann – eine Einsicht, die den Zuhörern einleuchtet und für die Schildkröte zu spät kommt.

Danke Katharina Hacker, dass sie I h r e n Panzer haben fallen lassen und uns einen Einblick in Ihren Horizont gewährt haben.

 

Jan Budde

Student der Buchwissenschaft und Germanistik an der Johannes-Gutenberg Universität Mainz

Katharina Hacker im Gespräch mit Jörg PlathKatharina Hacker im Gespräch mit Jörg Plath ©Jan Budde

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