Das Polizeipräsidium – Von der Gestapo-Zentrale zum Neuen Rathaus

Am kommenden Montag, den 29. August 2016, 18.00 Uhr, bietet die Begegnungsstätte Alte Synagoge eine öffentliche Führung durch das denkmalgeschützte Wuppertaler Polizeipräsidium an. Wegen der laufenden Sanierung können diese Führungen immer nur kurzfristig verabredet werden.

Das Polizeipräsidium, Mai 1940. Die Aufnahme wurde von dem berühmten Architekturfotografen Karl Hugo Schmölz angefertigt. (Foto: Archiv Wium Cox, Köln)Das Polizeipräsidium, Mai 1940. Die Aufnahme wurde von dem berühmten Architekturfotografen Karl Hugo Schmölz angefertigt. (Foto: Archiv Wim Cox, Köln)

Das zwischen 1936 und 1939 erbaute Polizeipräsidium in Wuppertal ist ein Haus mit vielen Gesichtern – und Geschichten. Sie erzählen vom Terror der Nationalsozialisten, aber auch von Zivilcourage und vom demokratischen Neubeginn in Wuppertal. Die Geheime Staatspolizei (Gestapo) und die Kripo organisierten von dort u.a. zwischen 1941 und 1943 die Deportation von Juden und „Zigeunern“ aus Wuppertal, Remscheid und Solingen in die Ghettos und Vernichtungslager „im Osten“. Nach 1945 diente das Gebäude dann als Sitz der britischen Militärregierung, als Entnazifizierungsbehörde und als „Neues Rathaus“. In dieser Phase wurde das Präsidium zu Wuppertals wichtigstem Ort für den schwierigen Übergang von der Nazidiktatur zur Nachkriegsdemokratie. In den 1960er Jahren war das seit 1953 wieder offiziell als „Polizeipräsidium“ fungierende Gebäude sogar Schauplatz eines spektakulären NS-Prozesses. Vor Gericht standen damals Polizeibeamte, die 1941 eine Massenmordaktion in Polen verübt hatten. Die beiden Hauptangeklagten kamen aus Wuppertal und hatten bei ihrer Verhaftung hohe Funktionen in der Wirtschaft und bei der Polizei inne.

Wandbildfragment im Polizeipräsidium Wuppertal, 2009   Foto: Michael MutzbergWandbildfragment im Polizeipräsidium Wuppertal, 2009
Foto: Michael Mutzberg

Die Führung mit Michael Okroy, freier wissenschaftlicher Mitarbeiter der Begegnungsstätte Alte Synagoge, beleuchtet die bemerkenswerte Geschichte des im Krieg unzerstört gebliebenen und seit 1985 denkmalgeschützten Polizeipräsidiums, informiert über die Aufgaben und das Selbstverständnis der Polizei im NS-Staat und widmet sich auch seiner Architektur, die in zeitgenössischen Quellen „als eindrucksvolles Denkmal nationalsozialistischen Bauens“ gelobt wurde. Eine in jeder Hinsicht besondere Hinterlassenschaft aus der NS-Zeit stellen die monumentalen Wandbilder von Hans Kohlschein dar. Der anerkannte Historienmaler, der auch an der Ausmalung von Schloss Burg beteiligt war, hat im Präsidium den Nationalsozialismus mit großformatigen Reiterfiguren der SS, Polizei und Wehrmacht als Verkörperung der „neuen Zeit“ künstlerisch verwewigt. Diese Konstellation von Bild und Ort ist in ihrer Art deutschlandweit einzigartig.

T. 563 2843, E-Mail: info@alte-synagoge-wuppertal.de

Montag, 29. August 2016, 18.00 Uhr
Treffpunkt: Eingang Präsidium
Friedrich-Engels-Allee 228
Kosten: 5 €
Leitung: Michael Okroy M.A.

Kontakt und Informationen:
Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal
www.alte-synagoge-wuppertal.de

 

 

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